Fliegende Blätter (105.1896 (Nr. 2657-2683))

Charakter-Studien an einer Brief-Adresse.

Der Protz:

Herrn Müller (oder Schulze)
Lederhändler

Berlin

Balkonstr. 15, 3 oder 4 Treppen
Hinterhaus oder so was.

Der Eilfertige:

L. Müller
Galanterie en gros

Berlin, Balkon 15.

Der Leichtsinnige:

Herrn Müller-

Berlin.

Der liebenswürdige Schmeichler:
Herrn Commerzienrath Müller, Hochwohlgeb.

Berlin W.
Balkonstr. 15, I.

Der Zerstreute:

Herrn Balkonhändler W. Berlin

Müller L.

Galanterie & Leder 15, II.

Verdächtig. 217

Hausfrau (beim Kaffeekränzchen zu ihrer
Nachbarin): „Ist es Ihnen noch nicht ausge-
fallen, daß die Doctorin immer so pünklich er-
scheint und noch niemals gefehlt hat. . . die
hat sicher kein reines Gewissen!"

Aus dem Theaterzettel einerSchmiere.

. . . Im dritten Akt kommt das Sopha
des Herrn Gemeindevorstehers vor, ans welches
wir speciell aufmerksam machen.


Da weißki' Kurgermoasier.

(Oberösterreichisch.)

a tserr Adjunkt na Lümmelhofen,
G'stndiert und sunst aa' molta fein,
Der lad't in oana hoaklig'n Sach'

Du sei' Lanzlei ön Löllban'rn ein.

Da tsöllban'r aber liegt ön Ilöth'n,

Den plagt dö Gicht, daß 's aus is schier,
Da hat a halt dö Bän'rin 'bet'n:

„Geh, Alte, geh, geh Du g'statt mir!"

D'rauf geht dö Bän'rin voll Lorasche
Nach Lümmelhofen h'ein zan G'richt;
Do' ivia s' zan ü>errn Adsunkt'n kemma,
Gnipfangt a s' init an' z'widern G'sicht.

„Zum Teufel, Tnk kann i' nöt brancha!"
So schreit a, weil's 'n damisch gist',
„Da Bauer selba mnaß da kemma,
y brauch' ja von cahin d'Unterschrift!"

„„Z'wäg'n dem wann's is""> sagt d'rauf die Bän'rin,
„„Da mnaß i' nacha erst recht bleib'n:

TlTei' Mann is zehn Jahr Burgernioaster,

Da inuaß i' Allas nnterschreib'n!""

_ Lcop. *5