Fliegende Blätter (106.1897 (Nr. 2684-2709))

Junge Hausfrau (ihr Dienstmädchcn scheltend): .Sie faule, schmutzige, freche Person! . - Wissen Su, wen»

ich nicht vier Jahre in der Pension gewesen wäre, dann würde ich noch ganz andere Ausdrücke gebrauchen.

Unverbesserlich.

lMohann, der Hausknecht — das Faktotum
(33 im Hanfe Müller und Cie. — hatte sich
im Laufe der Jahre durch seine vielseitige Ver-
wendbarkeit, seine goldene Treue und seinen
unermüdlichen Fleiß eine Vertrauensstellung
erworben, deren er sich wohl bewußt war und
sie auch dazu benützte, sich eine und die andere
harmlose Freiheit herauszunehmen. Dazu ge-
hörte auch, daß er iu Gcschüstsangelcgcuhcitcn
nie anders als per „Wir" sprach, was seine
Chefs mit stillem Lächeln hingehen ließen. —

Eines Tages aber kam plötzlich ein Schreiben
aus der Nachbarstadt Protzhausen, worin der
Compagnon der dortigen Firma „Huber und
Söhne" zunächst seinem Unmuth Luft machte,
daß man ihn bei seinem letzten Besuche mit so
wider Erwarten geringen Aufträgen beehrt habe,
und daran die boshafte Bemerkung knüpfte:
wenn er das vorausgesehen hätte, würde er
sich ja allerdings rechtzeitig uni das Wohl-
wollen des Faktotums Johann beworben haben, der eine ganz be-
sondere Machtstellung zu genießen scheine, da er fortgesetzt nur per
„Wir" im Geschäfte rede. - Die Chefs der Firma schmunzelten. -
„Weißt Du," meint der Eine, „lesen wollen wir's dem Johann doch

mal lassen, vielleicht wirkt's!" — Sofort wird das Faktotum ge-
rufen und ihm der Brief überreicht. — „Na?" fragen die Herren,
als er ihn gründlich studirt hatte. „Was sagen Sic dazu?" —
„Pah," entgegnet Johann stolz, „dem geben Wir gar keine Antwort!"

Segen der Bildung.