Fliegende Blätter (107.1897 (Nr. 2710-2735))

Eine Gefahr.

Gast:

„Sagen Sie mal, Verehrtester, wie
kommt denn das? Als ich vor einigen
Jahren in dieser Gegend reiste, kam niir
die Landschaft viel hügeliger vorl"

Wirth:

„Ja wissen Sie, unsere schönen Berge
sind alle von diesen Malcfizradlern —
wegradirt worden!"

Anekelnde Menschclei.

(Moderne Poesie.)

Affengezauber, dn strohhalmdurchdürrtes,
Ekelnde Brut verscheucht deinen Wahn,
Purpurnes Sehnen, bläulich umschwirrtes,
Schießt dir krystallern auf goldiger Bahn
Stechende Bläue, dunstiges Färben —
Frag' ich: warum, wohin und wieso?
Morschende Enkel sind deine Erben,
Umflitzct von ätzig bleichem Gedroh'!

Noblesse oblige.

„Na, ivas sagen Sie dazu, daß der r c i ch e Herr von Schnipper
zu», Garanticfond nur 50 Mark gezeichnet hat?" — „Was läßt
sich da sagen? Da heißt's halt auch Schosleß noblige!"

Aus der Dorfschule.

Aern' Vorsicht selbst vom Pa-
pagei!

Gar niemals läßt er los die
Kralle,

Eh' er den Schnabel eingehackt —
D'rum kommt der Kluge nicht zu
_ Falle, ß.

An der Jugend verlangen wir
nach Glück — im Alter nach
Frieden. _ p. «.

-großes verzeiht sich oftlcichter
als Kleines. Sirius.

's gibt manche Menschen um uns
her,

Die eig'nes Mißgeschick
Empfinden lange nicht so schwer,
Als and'rer Leute Glück!

Frühling und Jugend wären
nicht so köstlich, wenn sic nicht
so bald vergingen. k. <5.

Im Spiegel der Zeit.

„Was für eine Frau ist denn
Ihre neue Collcgin?" — „O,
sie ist ja so weit ganz nett! Ich
habe aber gehört, es hielten bei
ihr die Dienstmädchen immer sehr
lauge aus — da muß es doch
eine hübsch lüderliche Wirthschaft
sein!" _

Lehrer:

„Sind die Mai-
käfer schädlich?"

Schüler:

„Nein, Herr-
Lehrer!"

Lehrer:

„Warum denn
nicht?"

Schüler:

„Weil man für
jedes Hundert zehn
Pfennig' kriegt!"

Verantwortlicher Redacteur: I. Schneider in München. — Verlag von Braun & Schneider in München.
Kgl. Hof-Bnchdrnckcrei von E. Mühlthalcr in München,
düs Beiblatt.