Ein Tusch! Und taghell ward die Nacht!
Da stand das Schloß in alter Pracht,
Und von Drommeten scholl ein Gruß
Dem neuen Herrn, dem Musikus! —
Nie aber sah man seit der Zeit
Den Geist mehr der Gelehrsamkeit.
Georg Börrichcr.
Falsch verstanden.
Lehrer: . . Also, der große Kurfürst kämpfte am Rhein
gegen die Franzosen; da fielen ganz unvermuthet die Schweden
in die Mark Brandenburg und hausten dort fürchterlich. Was
thaten die Schweden, Moritz?" — Moritz: „Eingefallen sind se
in die Mark und-" — Lehrer: „Nun, und?" — Moritz:
„Und hausirt haben se serchterlichl"
dem Felde geschlagen zu haben, da sagt Huber: „Aber, liebe Tante,
Du bist doch noch jung genug, um ohne Hilfe in den Wagen steigen
zu können!"-Als die Tante kurz darauf das Zeitliche segnete,
zeigte cs sich, daß sie ihren Neffen Huber zum Universal-Erben ein-
gesetzt hatte. _
Der arme Piccolo!
Wirth: „Geben denn die alten Damen da am Tisch auch
Trinkgeld?" — Piccolo (weinerlich): „Ach nein; von denen
102 Das Buch.
Nachdem der Tod ihn umgebracht,
Sah man als Geist ihn Nacht für Nackt.
Vor'm Schlosse hockt' er, in der Hand
Ein Buch, d'rin las er unverwandt
Und seufzt' und murmelt' ohne End:
„wer es verständ! wer es verstand!"
Viel Hochgelahrte, wie es heißt,
Sind ob des Buch's dahin gereist.
Denn wer'» verstund' — dem sollt' das Schloß
Gehören sammc dem Dienertroß.
Indes;, so Viel' sich d'ran gemacht,
Leins hat den Inhalt 'rausgebracht!
Da zog einmal des Nachts im Mai
Ein Liedelmann am Schloß vorbei.
Dem hat der Geist sich anvertraut.
Laum hatte der das Buch beschaut,
So rief er lachend: „Jemine —
Das ist ja doch das Abc!"
Immer Artillerist.
Sie (auf einem schönen Aussichtspunkt): „Sieh nur, Egon,
das liebliche Dörfchen dort auf der Anhöhe!" — Er (Artillcrie-
Offizier): „Wie prächtig könnte man das von hier ans beschießen!"
Ein Schlaumeier.
Pie beiden Cousins Huber und Müller begleiten ihre reiche
Erbtante zur Bahn. Sie wetteifern um die Gunst derselben
und sind unerschöpflich in Beweisen liebenswürdiger Aufmerksamkeit.
Als es zum Abschiede kommt, eilt Müller rasch herbei, der Tante
in's Conpö zu Helsen. „Siehst Du", sagt diese zu Huber, „wie
galaut Dein Cousin ist. Das wäre Dir wieder nicht eingefallen!"
Müller triumphirt und glaubt schon, seinen Rivalen endgiltig aus
Da stand das Schloß in alter Pracht,
Und von Drommeten scholl ein Gruß
Dem neuen Herrn, dem Musikus! —
Nie aber sah man seit der Zeit
Den Geist mehr der Gelehrsamkeit.
Georg Börrichcr.
Falsch verstanden.
Lehrer: . . Also, der große Kurfürst kämpfte am Rhein
gegen die Franzosen; da fielen ganz unvermuthet die Schweden
in die Mark Brandenburg und hausten dort fürchterlich. Was
thaten die Schweden, Moritz?" — Moritz: „Eingefallen sind se
in die Mark und-" — Lehrer: „Nun, und?" — Moritz:
„Und hausirt haben se serchterlichl"
dem Felde geschlagen zu haben, da sagt Huber: „Aber, liebe Tante,
Du bist doch noch jung genug, um ohne Hilfe in den Wagen steigen
zu können!"-Als die Tante kurz darauf das Zeitliche segnete,
zeigte cs sich, daß sie ihren Neffen Huber zum Universal-Erben ein-
gesetzt hatte. _
Der arme Piccolo!
Wirth: „Geben denn die alten Damen da am Tisch auch
Trinkgeld?" — Piccolo (weinerlich): „Ach nein; von denen
102 Das Buch.
Nachdem der Tod ihn umgebracht,
Sah man als Geist ihn Nacht für Nackt.
Vor'm Schlosse hockt' er, in der Hand
Ein Buch, d'rin las er unverwandt
Und seufzt' und murmelt' ohne End:
„wer es verständ! wer es verstand!"
Viel Hochgelahrte, wie es heißt,
Sind ob des Buch's dahin gereist.
Denn wer'» verstund' — dem sollt' das Schloß
Gehören sammc dem Dienertroß.
Indes;, so Viel' sich d'ran gemacht,
Leins hat den Inhalt 'rausgebracht!
Da zog einmal des Nachts im Mai
Ein Liedelmann am Schloß vorbei.
Dem hat der Geist sich anvertraut.
Laum hatte der das Buch beschaut,
So rief er lachend: „Jemine —
Das ist ja doch das Abc!"
Immer Artillerist.
Sie (auf einem schönen Aussichtspunkt): „Sieh nur, Egon,
das liebliche Dörfchen dort auf der Anhöhe!" — Er (Artillcrie-
Offizier): „Wie prächtig könnte man das von hier ans beschießen!"
Ein Schlaumeier.
Pie beiden Cousins Huber und Müller begleiten ihre reiche
Erbtante zur Bahn. Sie wetteifern um die Gunst derselben
und sind unerschöpflich in Beweisen liebenswürdiger Aufmerksamkeit.
Als es zum Abschiede kommt, eilt Müller rasch herbei, der Tante
in's Conpö zu Helsen. „Siehst Du", sagt diese zu Huber, „wie
galaut Dein Cousin ist. Das wäre Dir wieder nicht eingefallen!"
Müller triumphirt und glaubt schon, seinen Rivalen endgiltig aus
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Das Buch"
"Ein Schlaumeier"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)