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Frau Winne.

15

So sei'st Du von meinem Antlitz verbannt,
So weit Dein Iuß Dich trägt —

Auf daß mein trotziges Her; sich ermannt,
Und nur dem Ruhme noch schlägt."

Sie lachte so hell: „wein König und Held,
Dir neig' ich in Demuth mich.

Doch — ;ög'st Du bis an's Lnde der Welt —
Am Lnde der weit noch bin ich! —

Und ging' ich, so weit mein Iuß mich trägt,
Und mied' ich Dich ewiglich —

König Harald I so lang' DeinHer; nochschlägt,
So lang' schlägt es für mich!

In wilder Schlacht, auf brausendem weer,
wie weit Du auch enteilst —

Frau Winne entrinnst Du nimmermehr,
wo immer Du wanderft und weilst!"

Da sprang er auf in wildem Grimm,

Die Stirn wie Blut so roth:

„Und löst' kein Heil Deinen Jauber schlimm,
So löse ihn der Tod.

Jührt sie ;um Thurm am weergestad'

Und schließt die Thore schwer.

Jahr' wohl, Irau Winne - daß Gott Dir g'nad'-
Die Schlüssel — werft in's weer!"

II.

Ikxönig Harald's Schiff stieß ab vom Strand,
Hohl ging die See und schwer.

Lin Schleier wehte vom Thurmesrand,

Line Rose fiel in's weer —

Und über die wilden waffer schwamm
Lin Ton, von Schmer; durchglüht,

Und süß und süßer — wundersam,

Schwoll an der Winne Lied.

König Harald lauschte, blaß wie der Tod, —
Verwehend ob weer und Ried,

Klang weich durch das sinkende Abendroth
Der Winne, der Winne Lied.

III.

IHönig Harald fuhr über's blaue weer,

Jm Segel sang der wind.

Der wehte schwül von der Heimath her,
Der raunte so weich und lind.

Die Sonne sank und die Sonne kam,

Roth glühten Himmel und weer —

-König Harald's Her; schwoll in bitter'm Gram:
5rcm Winne, — wie — stirbst Du schwer!

König Harald ritt in die blutige Schlacht —
Das war ein wilder Tan;,

Bis leuchtend, auf seiner Locken Rächt,

Sich senkte des Sieges Kran;.

Sie jauch;ten ihm ;u: „Die Jeinde flieh'n—
Heil Harald, herrlicher Held!"

Auf ihren Schilden trugen sie ihn
Ueber das blutige Feld.

König Harald saß in des Kronsaals Pracht,
Doch finster sein Auge glüht'.

„Run scheuche fort meiner Schwermuth Rächt,
Run singe, Sänger, ein Lied!"

Der weckte der Saiten vollsten Klang —
Das klirrte wie Lr; und Stahl,
wie Sturmwind brauste der Siegessang
Ueber den schimmernden Saal.

Da sprangen auf die Helden all'

Und schlugen an's Schild voll Luft —

Kein Lcho weckte der wilde Schall
In König Harald's Brust.

Lr sprach: „Linst hört' ich ein ander' Lied,
Lin süßeres hört' ich nie —

Vergessen halb — wie Traum nur, steht
Durch's Her; mir die welodie —

Das war — als ob die Drossel schlägt,

An Abenden, bernsteinfarb' —

Das war wie weerstuth, windbewegt,

D'rin blutig die Sonne starb —

Das war wie sonnenrother Strahl,

Der knospenden Wald durchglüht —"

Da stockt' ihm das Wort mit einem Wal
weiß Keiner, wie ihm geschieht —

Line Rose auf wilden Wassern schwamm —
Lin Schleier weht über'm weer —

Und süß und süßer — wundersam,

Schwillt an ein Ton so hehr —

wie Len;sturmbrausen im lachenden wai,
wie Iauch;en von Schluch;en durchbebt —
König Harald sprang auf mit wildem Schrei:
„Irau Winne — Irau Winne lebt!"

Da sprangen die Thüren auf im Saal,

In Sonne lag weer und Land —

Umssossen vom leuchtenden Abendstrahl
Irau Winne lächelnd stand.

2*
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Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Frau Minne"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

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Aufbewahrungsort/Standort (GND)
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Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

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Künstler/Urheber (GND)
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Digitales Bild
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In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
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Fliegende Blätter, 110.1899, Nr. 2789, S. 15

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