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Das Allerliebste.

hast Dich hier aufhängen wollen und da hätt' ich Deine arme Seel'
im Vorbeigehen leicht mitnehmen können — aber an solcher waare
ist ein ziemlicher Vorrath da; nun Hab' ich mir gedacht, ich könnt'
vielleicht einmal was Besseres dafür eintaufchen; sag' einmal: Du
bist doch verheirathet und hast ein sauberes Weib und nette
Kinder?" Der Bauer seuszte und nickte. „Du brauchst jetzt gerade
ein paar Tausender — die sollst Du haben und zwar unter folgender
Bedingniß: Auf Deine schmierige Seel' Verzicht' ich. Du brauchst
mir nur zu versprechen, daß ich heut' über's Jahr bei Dir holen
kann, was Dir auf der Welt das Liebste ist. Verstanden?" Dabei
holte er einen wohlgefüllten Geldbeutel aus der Tasche und hielt
ihn dem Sammetbauern unter die Nase.

Der Bauer überlegte — es zeigte sich kein anderer Ausweg
und er hatte doch noch ein Jahr vor sich — „ Meinetwegen, wenn
Du noch an Tausender zualegst", sprach er, „dann soll die pandel-
schaft gelten!" „Kommt mir auch nicht daraus an!" entgegnete
der Teufel und behändigte seinem Kunden das Geld. „Tin Mann,
ein Wort!" Dann erfolgte der Handschlag; der Bauer brüllte vor
Schmerz; denn es war, als ob ihm ein glühendes Blei auf die
pand gegossen worden wäre. Gleich darauf war er allein; er
tanzte noch eine Zeit lang auf einem Bein herum, bis der Schmerz
in der verbrannten pand nachließ, dann guckte er neugierig in den
Geldbeutel —- es war wirklich Gold darin!

Tr eilte fofort nach Pause und warf den Beutel auf den

Tisch. „Da hab'n ma den
Bettl!" renommirte er. „Ja,
von wem denn, in Gotts-
namen?" fragte die Bäuerin
erstaunt. „Vom — Dingsda —
i' kann ihn jetzt net nennen;
net a' mal a' Hypothek hat er
verlangt!" „Dös soll eahm da
liebe God vagelt'n!" rief die brave Frau aus — der Bauer
schüttelte den Kopf und sagte gar nichts darauf.

Die Pypothek wurde bezahlt und auf dem pof ging Alles
vortrefflich. The der Bauer dachte, war das Jahr herum. Sein
Gläubiger aber hatte sich den Termin genau vorgemerkt und
machte sich auf die „Klauen", um den bedungenen Preis zu holen;
der Teufel war jedoch bei solchen Geschäften schon so oft ange-
fchmiert worden, daß er beschloß, mit einer besonderen Schlauheit
zu Werke zu gehen. Tr nahm die Gestalt eines Vetters des
Sammetbauern an und gesellte sich zu dem Letzteren, als er am
Sonntag nach der Kirche feinen Tinzug im wirthshaus hielt.
Der Sammetbaner zeigte eine unsinnige Freude, den Vetter wastl

zu sehen und in fidelster Stimmung tranken sie manchen Krug
miteinander leer.

Der Teufel erreichte seinen Zweck vollständig. Der Bauer
wurde immer redseliger und mittheilsamer; die Ueberlegungsfähig-
keit schien ihm mehr und mehr abhanden zu kommen. Als er
nrit schmeichelnden Worten den lieben Vetter bat, er nröge noch
eine Maß zahlen, glaubte dieser den Zeitpunkt für die Frage er-

reicht zu haben. Der Pseudovetter entsprach mit großer Liberalität
dem Verlangen und sagte dann, wie von ungefähr: „Vetter, xaß'
auf! Lassen wir einmal Deine Alte und Deine Kinder leben!"
„Natürli' und wie!" entgegnete der Bauer. „Dös is' recht liabli'
von Dir!" Der Teufel grinste und platzte dann heraus: „wer is'
Dir jetzt das Liebste von Allen?" Da war es, als ob dem Bauern
ein Blitzstrahl durch's Gehirn zuckte und prompt — ohne Hebet*
legung erwiderte er: „Das Liabste? Das Liabste, was der Mensch
auf der Welt, nach meiner Ansicht, hat is' a' liaba Freund
und dös is' Neamand anderer und kann Neamad anderer sein,
als Du!" Da fuhr der Teufel auf und rief: „was? Du lügst!"
,,I'? So wahr, als i' da sitz' — Du bist mir jetzt das Liebste,
was i' mir denka kann!" Da fuhr der vermeintliche Vetter auf;
ein Feuerstrom quoll aus
feinem Munde; er nahm
sich selbst beim Genick
und einen Salto um den
andern schlagend, fuhr
er durch die Luft davon.

Der Teufel hatte sich
selber geholt! Als der
Bauer sich von feinem
gewaltigen Schrecken er-
holt hatte, trank er
das Bier ans und ging
schmunzelnd nach Pause
und sagte vor sich hin:

„Ja, ja, - die schelchernp
fan do' wir!!"

*) fd)taucrn. 2^-

Vorsichtiges Vereinsprogramm.

„-Nach dem Essen Maibowle im Garten;

dann Besuch verschiedener Lokalitäten. — Wenn noch
möglich, nachher Spaziergang nach dem Jxthal (1 Stde.)"
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Das Allerliebste"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Stockmann, Hermann
Entstehungsdatum (normiert)
1901 - 1901
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 115.1901, Nr. 2920, S. 28
 
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