Der Tigerbändiger.
279
über ein ausgewachsener Tiger mit funkelnden Augen und siet- I
sehenden Zähnen.
Mechanisch griff der Doktor nach einem Vertheidigungsmittel
in die Tasche; er fand nichts als den nutzlosen Psianzenstecher
und ein hartgesottenes Hühnerei — sein Frühstück.
Ein glücklicher Gedanke durchblitzte ihn.
Dem Tiger das Ei hinwerfen, die Augen auf ihn richtend
und mit den Arinen seltsame Bewegungen machend, war eins.
Mit den Augen bannte er das Unthier, mit den Armen magneti-
sch te er es.
Der Tiger wußte natürlich nicht, wie ihn: plötzlich geschah.
Doktor Christoph Clemens Huber ging noch weiter.
Er suggerirte dein Ungeheuer — das den Schweif ängstlich
einzog — es müsse das Ei ausbrüten, es würde ein ganz kleiner
Tiger daraus.
Noch einmal wollte das Thier den Aönigstigersprung wagen
— es nutzte ihm nichts. Knurrend und nmrrend —• der Strom
wirkte ganz genau, schlich er auf das Ei zu, wand sich in ohn-
mächtiger lDuth, dann faß er d'ranf.
hierauf suggerirte der etwas lächelnde Doktor dein Tiger,
ev würde nach einer Stunde wiederkommen — und ging ruhig
nach dem Dorfe zurück, denn er hatte jetzt kolossalen Appetit.
Im Gasthause „zum grünen jdalmenwedel" kehrte er ein und
erzählte dort sein Abenteuer. —
Man fand den Tiger neben dein Ei. Er war vor Zorn zer-
sprungen.
Das Ei nahm der Doktor nach Europa als Erinnerung mit.
Er ist auch bereit, es Jedermann zu zeigen, der sich etwa dafür
interessiren sollte.
5)!citc st er Milderungsgru nd.
Richter: „Sie sind beschuldigt, in verschiedenen Villen cin-
gebrochen zu sein und dort werthvolle Gegenstände geraubt zu haben.
Was können Sie zu Ihrer Vertheidigung Vorbringen?"
Angeklagter: „I' bitt', Euer Gnaden, die Vill'n, wo ivir
ein'broch'n sind, war'n alle gegen Einbrnchsdiebstahl versichert, und
da ist ja deir Leuten doch Alles wieder ersetzt word'n!"
Zarter Wink.
Vater: „Wer ivar denn das, der Dich eben grüßte?" —
Sohn (Studiosus): „Der Geldbriefträger meines Reviers!"
Vater: „Hm, kennt der Dich denn so genau?" — Sohn:
„Na, er muß wohl — er sagt mir doch jeden Tag, daß er nichts
für mich hätte!"
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über ein ausgewachsener Tiger mit funkelnden Augen und siet- I
sehenden Zähnen.
Mechanisch griff der Doktor nach einem Vertheidigungsmittel
in die Tasche; er fand nichts als den nutzlosen Psianzenstecher
und ein hartgesottenes Hühnerei — sein Frühstück.
Ein glücklicher Gedanke durchblitzte ihn.
Dem Tiger das Ei hinwerfen, die Augen auf ihn richtend
und mit den Arinen seltsame Bewegungen machend, war eins.
Mit den Augen bannte er das Unthier, mit den Armen magneti-
sch te er es.
Der Tiger wußte natürlich nicht, wie ihn: plötzlich geschah.
Doktor Christoph Clemens Huber ging noch weiter.
Er suggerirte dein Ungeheuer — das den Schweif ängstlich
einzog — es müsse das Ei ausbrüten, es würde ein ganz kleiner
Tiger daraus.
Noch einmal wollte das Thier den Aönigstigersprung wagen
— es nutzte ihm nichts. Knurrend und nmrrend —• der Strom
wirkte ganz genau, schlich er auf das Ei zu, wand sich in ohn-
mächtiger lDuth, dann faß er d'ranf.
hierauf suggerirte der etwas lächelnde Doktor dein Tiger,
ev würde nach einer Stunde wiederkommen — und ging ruhig
nach dem Dorfe zurück, denn er hatte jetzt kolossalen Appetit.
Im Gasthause „zum grünen jdalmenwedel" kehrte er ein und
erzählte dort sein Abenteuer. —
Man fand den Tiger neben dein Ei. Er war vor Zorn zer-
sprungen.
Das Ei nahm der Doktor nach Europa als Erinnerung mit.
Er ist auch bereit, es Jedermann zu zeigen, der sich etwa dafür
interessiren sollte.
5)!citc st er Milderungsgru nd.
Richter: „Sie sind beschuldigt, in verschiedenen Villen cin-
gebrochen zu sein und dort werthvolle Gegenstände geraubt zu haben.
Was können Sie zu Ihrer Vertheidigung Vorbringen?"
Angeklagter: „I' bitt', Euer Gnaden, die Vill'n, wo ivir
ein'broch'n sind, war'n alle gegen Einbrnchsdiebstahl versichert, und
da ist ja deir Leuten doch Alles wieder ersetzt word'n!"
Zarter Wink.
Vater: „Wer ivar denn das, der Dich eben grüßte?" —
Sohn (Studiosus): „Der Geldbriefträger meines Reviers!"
Vater: „Hm, kennt der Dich denn so genau?" — Sohn:
„Na, er muß wohl — er sagt mir doch jeden Tag, daß er nichts
für mich hätte!"
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der Tigerbändiger"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum (normiert)
1901 - 1901
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 115.1901, Nr. 2941, S. 279
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg