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il v c u befolgt.


und sagte, er solle
die Kuh nur wieder
heiintreiben, nächste
U)od}’ wolle der
Käufer sie dann schon
holen.

Der Toni nickte,
trieb aber die Kuh
um's Dorf herum ge-
inüthlich weiter der
Stadt zu.

The er dorthin kan:, mußte er noch durch den Weiler vieh-
bachstetten. Da suchte gerade der Händler Tobias Schweißheimer
Kos um pof eib, ob er kein billiges Stück bekäme, wie der
den nothigen Söldner mit der auf Nachbarwiesen gut herausge-
fressenen Kuh sah, witterte er gleich den Profit, stellte unter
großen: Wortschwall über die theure Zeit und die schlechten vieh-
preise ein möglichst niederes Angebot, erhielt zu seiner stillinner-
lichen Herzensfreude von Toni, über dessen Dummheit er heimlich
lachte, den Zuschlag und zahlte ihm, um za den ^anbel fest zu

haben, zehn Gulden
gleich aus die pand,
mit den: Bedeuten,
nächsten Tags, wenn
er ohnedies auf sei-
nen: Rundgang nach
Teuselsburberg kom-
me, wolle er die Kuh
mitnehmen.

Toni nickte, steckte
die zweiten zehn Gul-

den zu den ersten^

trieb aber das Kühlein vergnügt in die Stadt und verkaufte es
gegen fünfzig Gulden baar an einen Dritten. Dann ging er
kreuzfidel Hein:, nmchte sich mit den Seinen einige gute Tage,
versteckte das andere Geld und zahlte die Steuer — da er
die Exekution nicht mehr zu fürchten hatte, weil ihn: zun:
pfänden nichts geblieben war — nun erst recht nicht.

Aber da kan: plötzlich aus der Stadt ein großes Schreiben,
auf den: dick und schwarz „Anklageschrift" stand. Der Toni er-
faßte zwar nicht Alles, was darin zu lesen war, aber so viel
begriff er doch, daß der Metzger-Bartl und der Tobias Schweiß-
heimer, die er lachend zur Thüre hinausgejagt hatte, sich dabei
nicht ohne weiteres zufrieden gaben, sondern ihn wegen zwei-
fachen Betruges angezeigt hatten.

Das fiel den: Toni bitterschwer auf's Berz. Denn so wenig
er sich um die Dorfobrigkeit scheerte, vor den gelehrten fferren
vom Gericht hatte er einen heiligen Respekt.

So saß er denn ein paar Tage grübelnd und kopfhängerisch
herum. Dann schlich er zum Bären-vincenz, einen: alten durch-
gewichsten Loder, den die Gerechtigkeit schon öfter beim Rock-
ärmel gefaßt, aber innner wieder hatte loslassen müssen, weil er
sich hinauszubeißen verstand wie kein Zweiter. Diesmal wußte
indessen auch der vincenz nicht aus und ein. Jedoch verrietst er
ihn: einen Winkeladvokaten in der Stadt, der kenne sich in allen
Rechtskniffen aus und n:ache das Schwarze weiß und das Weiße
schwarz und sogar den Herren von: Gericht ein X für ein It.

Der Winkeladvokat, ein pfiffiger Graukopf, der vor Urzeiten
eininal auf Schulen gewesen, aber nie ein Examen gemacht hatte,



>

wohnte in einen: verwitterten Bause, wo er unter'n: Dach feine
Schreibstube hatte und dort für Alles Rath wußte, was mit
Tinte, Papier und listigen Ränken sich erreichen ließ. Er hörte
es gerne, wenn feine Clienten ihn „Berr Doktor" nannten. Aber
auch die ganz Unbeholfenen, die so wie der Karinger-Toni mit
der Zipfelhaube auf den: Kopf und dein Stecken in der Band
bei seiner Thüre hereinstolperten, hatte er gar nicht ungern.
Denn wenn man denen erst einmal das vertrauen abgewonnen
hatte, kamen sie öfter und rekommandirten auch noch die ganze
Gevatterschaft.

So hörte er denn das Lamento von: Karinger-Toni gednldia
an, lächelte dann überlegen und sagte zu seinem Clienten, der
ihn ängstlich anstarrte: „Brauchst keine Angst haben, Toni! Es
kann nicht fehlen, wenn Du Deine Sach' gut machst! Du mußt
Dich halt auf 's Unzurechnungsfähige 'nausspielen!" — „Auf's
Unzurechnungsfähige?" frug der Andere verständnißlos. „Dees
versteh' i' net!" — „wirst es gleich versteh'n!" belehrte ihn
der Winkeladvokat eifrig, „wann Du halt jetzt 'nauf nmßt auf's
G'richt zur Verhandlung, schau, nachher machst D' ein recht
tappig's G'sicht — wird Dir ja bei Deiner natürlichen Anlag'
dazu net schwer fallenI — und zu Allen:, was Dich die Uerren
fragen und in Dich Hineinreden, lachst D' nur recht dumm und

sagst nix als alleweil wieder: ,,wär' net schlecht! Js ja net
inögli'I" Nachher wirst Du sicher frei, Toni, und wenn Du frei
bist, zahlst D' mir zehn Gulden — abgemacht?"

Der Toni, dem inzwischen die Sache eingeleuchtet hatte,
war herzensgern damit einverstanden und sah nun der Verhand-
lung schon ruhiger entgegen. Und das mußte inan ihm lassen:
Er spielte in dieser selbst seine Rolle fainos und fiel nicht eine
Minute heraus, was die Berren auch auf ihn losreden mochten,
wie sie ihn inquirirten und ausfrugen, er lachte zu Allem mit
einem klassisch dummen Gesichte und gackste dazu sein öpriichl.
„waar' net schlecht! Js ja net mögli'I"

So kam's, daß die Richter, nachdem sich auch der Amts-
arzt den Mann noch angesehen und die Achseln gezuckt hatte,
in der That ein freisprechendes Urtel fällten, alldieweilen der
Angeklagte anscheinend schwachsinnig und nicht zurechnungs-
fähig sei. —

In einer Seitengasse wartete der Winkeladvokat auf seinen
Clienten, den er in der Sitzung belauscht und bewundert hatte.
„Bravo!" sagte er jetzt und zog den Toni in die Ecke „Bist ein
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

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Titel/Objekt
"Treu befolgt"
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Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

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Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Roeseler, August
Entstehungsdatum
um 1901
Entstehungsdatum (normiert)
1896 - 1906
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 115.1901, Nr. 2943, S. 310
 
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