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Der Diamairr

Sarun al-Raschid saß auf seinem
Throne in der Rathsversammlung,
umgeben von seinen Wesiren, Emi-
ren und Tischgenossen. In seiner nächsten
Nähe standen Dschaafar, der Barmekrde,
und Isaak von Mossul, der Sänger. Nur
Mesrur, der Schwertmeister, fehlte. Eben
wollte der Ehalif nach ihm fragen, als
der Vermißte mit einigen Leuten der
Scharwache erschien, die zwei Gefangene
mit sich schleppten.

Nesrur küßte die Erde vor dem Herr-
scher und begann:

„G Fürst der Gläubigen, diese beiden
Scheichs trafen die Wächter vor den
Thoren der Stadt. Beide kämpften ver-
zweifelt miteinander und derweile lag
neben ihnen, iin Staube, ein köstlicher
Diamant, wie ihn die Augen Deines
Knechtes noch nicht gesehen haben!"

Dabei griff Mesrur in seinen Turban
und holte einen wunderbar-großen Stein
hervor, wie ihn der Ehalif selbst nicht
in seiner Schatzkammer hatte. Staunend

schaute die Versammlung auf das Juwel,
das mindestens (00000 Dinare werth war,
und auf die ärmlich gekleideten Ge-
fangenen.

Barun hieß den Einen reden. Der
aber sagte:

„Ich heiße Mohammed Ali und bin
Kaufmann. Von indischen Kaufleuten,
verruchten Feueranbetern, habe ich diesen
Stein gekauft, nachdem ich vorher all'
mein ksab und Gut zu Geld gemacht
hatte. Nach Bagdad wanderte ich, um
ihn Dir, 0 König der Zeit, zum Kaufe
anzubieten; denn Niemand außer Dir ist
würdig, ihn zu besitzen. Unterwegs ge-
sellte sich dieser Mann — der Bart seines
Vaters sei verflucht — zu mir, heuchelte
Freundschaft, und da er hinter mein Ge-
heimniß kam, suchte er mir heute Früh,
da ich noch schlief, das Kleinod zu ent-
wenden. Ich erwachte aber und rang mit
ihm, bis die Mameluken Deines Sklaven
Mesrur kamen!"

Der Andere jedoch rief dazwischen:

„Glaube ihm nicht, 0 Schirmherr des Glaubens, er lügt,
dieser Enkel einer ksündin — gerade umgekehrt verhält es sich.
Mich hat er beraubt und ich flehe zu Dir um Gerechtigkeit. Er-
barine Dich Deines Knechtes Abdallah!"

Der Ehalif winkte Beiden zu schweigen, stützte den Kopf in
die Band und dachte nach; Alle aber waren begierig zu hören,

welche Entscheidung er treffen würde. — plötzlich richtete sich
lharun auf und rief mit Donnerstimme: „Beide seid Ihr Be-
trüger und ich sollte Euch den Kopf vor die Füße legen lassen.
Aber ich will Gnade üben um Gottes des Barmherzigen Willen.
Den Diamanten behalte ich selbst und Euch prügle man aus dein
Palast hinaus!"
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Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Der Diamant"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsdatum
um 1902
Entstehungsdatum (normiert)
1897 - 1907
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 116.1902, Nr. 2952, S. 93

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Erschließung

Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
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