Fliegende Blätter (116.1902 (Nr. 2945-2970))

Muffln v u n fl. 197

Sommerfrischler: „Ist der See au dieser Stelle tief?"
Bauer: „Ah, werd nit gar so tiaf sein. Bat' d' Leut'
d'rin umanand schwinrma, schaut allemal 's Köpf'l außa!"

4T Verrechnet. ®*~-

Sinst schwur er frisch — fromm — fröhlich — frei,
Daß seine Frau 'ne Llfe sei.

Die Zeit verstrich. — „Hm", spricht er setzt,

„Ich Hab' um vier sie überschätzt!"

01—4 = 7).

c i it M äßigkeits- A P o st e l.

Der Enflel der Wahrheit.

Eine Legende.

will die Menschen beglücken!" dachte
er im Herzen, und sein strenges Ant-
litz strahlte von edlem Feuer.

Er kam in ein altes Städtchen,
mit grauen Erkern und Giebeln, um
die das Schwalbenvolk schwirrte, voll
lauschiger Eckchen und Winkel. Unter
Lindenbänmen behaglich plätscherte
der Bronnen, und auf deir verwit-
terten Fließen saßen die Kinder, an-
einander gedrängt rnrd mit glühen-
den Wangen, und besahen sich an-
dächtig ein herrliches Bilderbuch, ihr
Märchenbuch, das ihnen zum Weih-
nachtsfeste der heilige Christ gebracht
hatte. — „Lügen, lauter Lügen!"
sagte verächtlich der Engel.

Da war ihre Freude dahin! —
Im nächsten Orte war gerade
Jahrmarkt. Ein armer Gesell' hatte
ein Kettchen erwürfelt, ein schönes
Kettchen von blankem Golde. Er
that einen Freudensprung nnd hängte
es seinem Schatz um den Hals.

„Es ist Messing!" belehrte ihn
freundlich der Engel.

Da war seine Freude dahin! —
Und der Engel erblickte ein Knäb-
lein. Sein Kittel war geflickt, nnd
es war blaß und verwachsen.

„Armes Kind", redete er es mit-
leidig an, „was hast Du für einen
garstigen Buckel!"

„Es sind Flügel darin verbor-
gen", erwiderte leise das Kind, und
es lächelte, „hübsche goldene Flügel,

wie die Engel sie haben!"-

Da verhüllte er schweigend sein
Antlitz nnd schritt hinaus in die
Dämmerung! Reinhard Volker.

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Michel (spät Nachts heimkommend, zu seiner Frau): „Schimpf net, Annamirl, daß
' a' bisl an" Schwips Hab'! Wir hab'n heut' an' Mäßigkeitsverein 'gründet, und
ia bin i' Vorstand wor'n!"