Fliegende Blätter (116.1902 (Nr. 2945-2970))

Bauer (dem ein Zahn gezogen werden soll:) „Warum machst D' deuu die Thür' auf?"
Bader: „Damit wir Plast hnb'n!"

Der schönste Aranz.

festen Sie“, sagte die berühmte Diva der Posoper zu ihren Jour fixe-Gästen,
während man ihre Schätze an Lorbeerkränzen und sonstigen Ehrungen be-
sichtigte, „eine meiner köstlichsten Gaben ist dieser silberne Kranz hier mit der
Inschrift: „Der unvergleichlichen Mignon — die wahren Renner der Runst.
7. Januar ;895." Lr hat eine sehr merkwürdige und schalkhafte Geschichte.

Sie wissen ja, ich kam hieher, als die treffliche
Brausenthal plötzlich gestorben war. Zugleich
mit mir bewarb sich Madame Giulietta Ferlani
um die erledigte Stelle. Sie arbeitete mit allen
Mitteln der Theaterintrigue, hetzte und bohrte
bei Poch und Nieder, steckte sich hinter die Presse,
verleumdete mich — kurzum, es gelang ihr, durch-
zusetzen, daß sie am Geburtsfest des Königs die
„Mignon" singen sollte — und wer diesen Abend
sang und dabei gefiel, dem war das Engagement
sicher; das war ein offenes Geheimniß. Ich
weinte — ich verzweifelte. Da trat im letzten
Moment der Pimmel für nrich ein. Ain Morgen
der Vorstellung wurde ich durch Eilboten in's
Theater geholt: Die Ferlani hatte Abends vor-
her ihren Triumph im Freundeskreise gefeiert
und sich dabei Nachts auf dem Peimwege ver-
kühlt; nun war sie heiser und — ich sang die
„Mignon". In dem festlich beleuchteten und
dicht mit einer illustren Gesellschaft besetzten
Pause sah ich auch sie in einer Seitenloge sitzen,
ihre glühenden Augen aus mich gerichtet in leb-
hafter Erwartung meiner Niederlage. Aber ich
gefiel und wurde noch während der Vorstellung
engagirt. Es regnete Blumenspenden und Kränze
— darunter auch diesen hier, der mir sofort
wegen seiner Inschrist ausfiel. Ich hielt Um-
frage, von wem er sei. Niemand wußte es.
Einige wollten durch verschmitztes Geheimthun