Gut pariert. 105
Der Rittmeister eilte ihm zornsprühend ent-
gegen.
„Sagen Sie mal, Mensch," brüllte er ihn an,
„sind Sie des Teusels? Sie? — Scheinen mich
brüskieren zu wollen? ? — Haben £je Ent-
schuldigung?"
„Zu Besehl, Herr Rittmeister!"
„was?"
„Die Uhr ist stehen geblieben!"
„Sehr gut! Köstlich! Fauler Zauber das!
Rennen mir! Zieht kaum mehr in Schule — ge-
schweige hier!"
Er trat triumphierend dicht vor den Einjährigen:
„Herzeigen — he, Uhr herzeigen!"
„Sie ist zu Hause, Herr Rittmeister!"
Der Vorgesetzte brach i» ein zorniges Lachen
aus: „Ah, sieh mal! Auch das noch! Ausreden
vorflunkcrn-aber warten Sie —"
Er drehte sich auf dem Absatz.
„He, Rrüger, aussitzen! Reiten mal sofort mit
diesem Herrn nach seiner Wohnung — bringen
Uhr mit, tot oder lebendig — wie sie liegt und
steht . . verstanden?"
Der Einjährige öffnete den Mund.
Doch von Grimmig, der ihn mit einem sieg-
haften durchbohrenden Blick betrachtete, schrie ihn
au: „Schweigen jetzt! werden Grdre parieren
lernen!"
„Aber, Herr Rittmeister, die Uhr steht-"
Ein höhnisches Lachen schnitt den erneuten ver-
such ab.
„lvollen wir ja gerade sehen, verehrter, ob sie
steht I . . Aufsitzen!"
„Gesta-"
„Aufsitz—hen, sage ich I Drdre pariert! Uhr
holen!"
Drei Sekunden später waren nur noch die Hinter-
beine und die wehenden Schweife zweier Dienst-
pferde sichtbar, und der Herr Rittmeister ging
stolz, hie und da einen überlegenen Seitenblick auf
die Zurückgebliebenen werfend, im Rasernhof auf
und ab. So etwas stählt die Disziplin und erhöht
auch das Einsehen nach außen. Dem Herrn Rc-
gierungsrat von Becker, bei dem Faulwitz wohnt,
und seiner hübschen Gemahlin würde es sicher
imponieren, wenn sie von dieser schneidigen Demon-
stration hörten.
Aber die Zeit verstrich — die beiden kamen
nicht zurück. Sollte sich der Recke wirklich direkten
Ungehorsam erlauben. . doch da war ja der alte
verlässige Rrügcr bei ihin —
Endlich hörte man Pferdegetrappel — sie ritten
ein-aber was war denn das?
Hinter Grimmig lauter schmunzelnde Gesichter,
vor ihm der lvachtmeistcr und Faulwitz, dieser aus
dem bäumenden Pferde mit einem zwei Meter
langen Rasten.
„Mensch!" ruft der Rittmeister ganz verblüfft,
„was haben Sie denn da?"
„Zu Befehl, Herr Rittmeister", entgegnet der
„Was machen S' denn heut' für ein zuwideres Gesicht, Herr
Nachbar? . . Ist Ihnen am End' was über 's Leberl g'laufen?"
„Ja — a' Automobil!"
£22^ Gut pariert, /so
mittler von Grimmig schnaubte. Dieser Einjährige Faulwitz, der
schon dreimal zu spät aus dem Rasernhos erschienen war, fehlte heute
Punkt sieben Uhr wieder. — Der Gewaltige ging wütend auf und
ab — Minute um Minute verstrich — alles zitterte — da endlich schwenkte
der kühne Frevler gemütlich in den Hof ein.
alles streckt ihnen vor Freude die Hände entgegen.
Höchste Protzerei.
„Haben Herr Kommerzienrat für Fräulein Dora schon einen Schwieger-
sohn in petto?" — „Brillante Partie — werde sogar Ahnenschulden
bezahlen müssen!" _
I ui in er Juri st.
„Aber Herr Amtsrichter, warum nehmen Sie denn immer
zwei Leute mit auf die Jagd?" — „Das sind meine Zeugen -
für den Fall, daß ich was treffe!"
Der Rittmeister eilte ihm zornsprühend ent-
gegen.
„Sagen Sie mal, Mensch," brüllte er ihn an,
„sind Sie des Teusels? Sie? — Scheinen mich
brüskieren zu wollen? ? — Haben £je Ent-
schuldigung?"
„Zu Besehl, Herr Rittmeister!"
„was?"
„Die Uhr ist stehen geblieben!"
„Sehr gut! Köstlich! Fauler Zauber das!
Rennen mir! Zieht kaum mehr in Schule — ge-
schweige hier!"
Er trat triumphierend dicht vor den Einjährigen:
„Herzeigen — he, Uhr herzeigen!"
„Sie ist zu Hause, Herr Rittmeister!"
Der Vorgesetzte brach i» ein zorniges Lachen
aus: „Ah, sieh mal! Auch das noch! Ausreden
vorflunkcrn-aber warten Sie —"
Er drehte sich auf dem Absatz.
„He, Rrüger, aussitzen! Reiten mal sofort mit
diesem Herrn nach seiner Wohnung — bringen
Uhr mit, tot oder lebendig — wie sie liegt und
steht . . verstanden?"
Der Einjährige öffnete den Mund.
Doch von Grimmig, der ihn mit einem sieg-
haften durchbohrenden Blick betrachtete, schrie ihn
au: „Schweigen jetzt! werden Grdre parieren
lernen!"
„Aber, Herr Rittmeister, die Uhr steht-"
Ein höhnisches Lachen schnitt den erneuten ver-
such ab.
„lvollen wir ja gerade sehen, verehrter, ob sie
steht I . . Aufsitzen!"
„Gesta-"
„Aufsitz—hen, sage ich I Drdre pariert! Uhr
holen!"
Drei Sekunden später waren nur noch die Hinter-
beine und die wehenden Schweife zweier Dienst-
pferde sichtbar, und der Herr Rittmeister ging
stolz, hie und da einen überlegenen Seitenblick auf
die Zurückgebliebenen werfend, im Rasernhof auf
und ab. So etwas stählt die Disziplin und erhöht
auch das Einsehen nach außen. Dem Herrn Rc-
gierungsrat von Becker, bei dem Faulwitz wohnt,
und seiner hübschen Gemahlin würde es sicher
imponieren, wenn sie von dieser schneidigen Demon-
stration hörten.
Aber die Zeit verstrich — die beiden kamen
nicht zurück. Sollte sich der Recke wirklich direkten
Ungehorsam erlauben. . doch da war ja der alte
verlässige Rrügcr bei ihin —
Endlich hörte man Pferdegetrappel — sie ritten
ein-aber was war denn das?
Hinter Grimmig lauter schmunzelnde Gesichter,
vor ihm der lvachtmeistcr und Faulwitz, dieser aus
dem bäumenden Pferde mit einem zwei Meter
langen Rasten.
„Mensch!" ruft der Rittmeister ganz verblüfft,
„was haben Sie denn da?"
„Zu Befehl, Herr Rittmeister", entgegnet der
„Was machen S' denn heut' für ein zuwideres Gesicht, Herr
Nachbar? . . Ist Ihnen am End' was über 's Leberl g'laufen?"
„Ja — a' Automobil!"
£22^ Gut pariert, /so
mittler von Grimmig schnaubte. Dieser Einjährige Faulwitz, der
schon dreimal zu spät aus dem Rasernhos erschienen war, fehlte heute
Punkt sieben Uhr wieder. — Der Gewaltige ging wütend auf und
ab — Minute um Minute verstrich — alles zitterte — da endlich schwenkte
der kühne Frevler gemütlich in den Hof ein.
alles streckt ihnen vor Freude die Hände entgegen.
Höchste Protzerei.
„Haben Herr Kommerzienrat für Fräulein Dora schon einen Schwieger-
sohn in petto?" — „Brillante Partie — werde sogar Ahnenschulden
bezahlen müssen!" _
I ui in er Juri st.
„Aber Herr Amtsrichter, warum nehmen Sie denn immer
zwei Leute mit auf die Jagd?" — „Das sind meine Zeugen -
für den Fall, daß ich was treffe!"
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Das improvisierte Regendach" "Deplacierte Redensart"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Objektbeschreibung
Horina inv[enit]
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum (normiert)
1904 - 1904
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 120.1904, Nr. 3057, S. 105
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg