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Der Hundertmarkschein.

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Stunde aus, und bringt mir dann den Schein ungcwcchselt wieder
zurück!" — „Das ist freilich kaum zum glauben," entgegnete
Stanglhuber, „die muß sich schön dumm gestellt haben! . . weißt'
was? Ich geh' schnell fort und nimm den Hunderter mit...
Also fünf Zwanzigmarkstücke willst'? werd'n wir gleich haben!"
Dann ergriff er den blauen Schein, versorgte ihn in seiner
Westentasche und ging, von den freundlich dankbaren Blicken
seiner „Alten" geleitet, von dannen.

Zuerst betrat er ein Zigarrengeschäst, in dein er sich mit
den von ihm beliebten Brandopfern zu versehen pflegte, „Ihr
Diener, Herr Stanglhuber!" begrüßte ihn der Zigarrenhändler.
— „Servus, Herr Meier!" — „Feines Zigarrl gefällig?" —
„Ja, geben S' mir heute einmal eine gute Lasezigarre!" — Lr
dachte nämlich, wegen ein paar Zehncrl sei es doch nicht der
Mühe wert, einen Hunderter zu wechseln.

„Da Hab' ich 'was Feines für Sie — echt Havanna — deutsche
Handarbeit — ^50 pro mille!" — „Gut, geben S' mir zehn

Stück!" — „Bin
so frei — so!"
— „Hier!" sagte
Stanglhuber
und überreichte
seinen Hunder-
ter. „Ieffas!"
rief der Zigar-
renmann aus,
„was ist denn
heute los! Jetzt
Hab' ich schon
drei Hunderter
gewechselt — da

schauen 5’ her!" Und damit öffnete er die Ladenkasse, in der
tatsächlich einige Hunderter zu sehen waren - „mit bestem
Willen kann ich Ihnen nicht wechseln! . . wissen S' was, zahlen
S' ein anderes Mal I" — „Aber ich bitt' Sie — ich werd' Ihnen
doch die Zigarren nicht schuldig bleiben?" — „Macht gar nichts,
Herr Stanglhuber, ich wollt', Sie wären mir ioooo Mark
schuldig. . ha-ha-ha!" Damit komplimentierte er ihn hinaus.

Stanglhuber marschierte nun mit seinen Zigarren schnur-
gerade ins Kaffeehaus, ließ sich einen .Schwarzen' geben und
zündete seine Havanna an. Lr las seine Zeitung, sah ein wenig
dein Schach- und Billardspiel zu, dann klopfte er ans Wasser-
glas: „Frcil'n, zahl'n!" Sie kam und er überreichte ihr den

Hunderter. „Haben S' denn gar kein anderes Geld mehr?"
forschte die Maid. — „Tut mir leid — ich Hab' mir bloß das
Papierl eingesteckt!" - Das Fräulein eilte mit dem Hunderter

zuin Büfett und kam erst nach geraumer Zeit wieder, — „Das is
aber z'wider," sagte cs bei der Rückkunft. „Jetzt ist der Herr
fort und hat die Kaffaschlüffel mitg'nommen; ich kann Ihnen
mit dem besten willen nicht wechseln — außer wenn 5’ lauter
Silber und Kleingeld wollen?" — „Nein, da dank' ich dafür,"
entgegnete Stanglhuber, „aber ich glaub', ich Hab' noch ein
Fufzgerl entdeckt — da — geben 5’ mir auf das 'raus!"

Mißmutig besann er sich vor dem Lase, wohin er sich mit seinem
Hunderter wen-
den solle. Zu-
erst versuchte er
es bei einem
Bäcker. Lr kaufte
einige „Brezen"
und brachte dann
seine Mechselan-
gelegenheit zur
Sprache. Die
Frau Bäckcr-
meisterin be-
dauert, weil sie
vor einer Viertelstunde den Mehlhändler bezahlt habe.

Stanglhuber sprach nun in einem Schwcincmctzgerladen vor

und ließ sich ein
halbes Pfund
Schinken geben.
Ghne weitere
Vorrede reichte
er seinen Hun-
derter hin. Aber
das Mädchen gab
ihm das kostbare
Papier wieder
zurück, indem es
bemerkte: „Da muß ich Sie schon bitten, ein andcrsmal zu
zahlen. Die Vormittagskassa haben wir schon abgeliefert und
jetzt gehts erst wieder an bei uns; der Herr könnt' schon
wechseln — tausendmal — aber der ist jetzt im Laföhaus!"

Stanglhuber stieß einen Fluch aus und ging weiter. Ls
war schon spät geworden — der Hunderter drängte. „Versuchen
wir's in einem feineren Geschäft!" dachte er und betrat ein Hut-
geschäft, da er schon länger beabsichtigte, sich mit einer neuen
Behauptung zu versehen. Der Handel war bald abgeschlossen.
Lr wählte einen mausgrauen ,Prince-of-Wales', schmückte damit
sofort sein edles Haupt und begab sich an die Kaffe, wo er
seinen Hunderter in der Hoffnung überreichte, wenigstens vier
Doppelkronen
herauszubekom-
men. Die Kas-
siererin zählte:
das macht vier-
zehn Mark. —

Vierzehn und
sechs sind zwan-
zig, dreißig, vier-
zig, fünfzig und fünfzig sind hundert. Besten Dank!" Er
hatte eine Fünfzigmarknote und drei Zehnmarkstücke zurückbe-
kommen I

„<v Fräulein," bat er recht freundlich, „haben S' keine vier
Zwanzigmarkstückeln?"
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Der Hundertmarkschein"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Albrecht, Henry
Entstehungsdatum
um 1904
Entstehungsdatum (normiert)
1899 - 1909
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 120.1904, Nr. 3071, S. 273

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