- Die Erbtnutc.
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Eben ist die Trauung vollzogen. Das Neuvermählte Paar fällt sich in die Arme. Die junge Gattin flüstert
dein Ehemann glückstrahlend zu: „Mein lieber Otto, nun bin ich ganz Dein! Dein Glück ist mein Glück, Dein
Schmerz mein Schmerz und - " — „Deine Tante ineine Tante!" fügt der zärtliche Ehemann hinzu.
ELnzkg er Wunsch.
ei den Gebirgsjagden pflegte Eilest llrstein niemals zu
fehlen. Denn er war ein leidenschaftlicher Nimrod, dabei
^ ob seiner Leutseligkeit unter der Landbevölkerung in
hohen: Maße beliebt.
Und trotzdem gab es merkwürdigerweise viele darunter,
die ihn nicht recht gerne sahen — besonders zur cherbst- und
Erntezeit. Denn Jupiter jAuvius verfolgte den hohen cherrn
hartnäckig mit einer seltsamen Laune: Raum war der illustre
Gast da, überwölkte sich der chimmel, und es dauerte nicht
lange, so fing es regelmäßig aus allen Schleusen zu regnen an
und hörte nicht auf, bis der Fürst mißmutig wieder abzog. So
ein Weiter mag aber der Bauer nicht - am wenigsten zur Ernte.
Urstein hatte schon alles Mögliche versucht. Die mit ihm
in Schutzhütten und Forsthäusern eingeregneten alten Jäger,
Treiber, Wurzelgräber, cholzknechts und sonstigen Geheim-
kundigen hatten bereits alle erdenklichen Sympathie- und
kjexenmittel vorgeschlagen und probiert — alles umsonst . . . .
^ sein sprichwörtlich gewordenes Wetterpech blieb das alte. -
Da auf einmal — wieder im lserbst war's — schien's eine
andere Wendung zu nehmen. Alle Zeichen sprachen für ein
, beständiges brillantes Zagdwetter^ man telegraphierte sofort in
die Stadt, und noch am selben Abend kam der jagdlustige hohe
bserr gefahren.
Am nächsten Morgen war denn auch prächtiges Wetter,
lhoch entzückt brach der Fürst mit seinen Gästen schon zu
früher Stunde auf. Man war fröhlich und festlich gestimmt.
Da kam ein Trupp Landleute, die zur Arbeit zogen,
des Wegs entgegen — voraus die fesche, redfertige Leiten-
bäurin. Der vorzüglich gelaunte cherr trat vergnügt auf sie
zu, weil ihn die eigene heitere Stimmung veranlaßte, auch
andere glücklich zu machen. Er sah darüber nicht, wie sie bei
seinen: Anblick das Gesicht mürrisch verzog.
„Nun, Leuteln", fragt er lustig, „was kann ich tun für
Euch? Womit kann ich Euch eine Freude
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Eben ist die Trauung vollzogen. Das Neuvermählte Paar fällt sich in die Arme. Die junge Gattin flüstert
dein Ehemann glückstrahlend zu: „Mein lieber Otto, nun bin ich ganz Dein! Dein Glück ist mein Glück, Dein
Schmerz mein Schmerz und - " — „Deine Tante ineine Tante!" fügt der zärtliche Ehemann hinzu.
ELnzkg er Wunsch.
ei den Gebirgsjagden pflegte Eilest llrstein niemals zu
fehlen. Denn er war ein leidenschaftlicher Nimrod, dabei
^ ob seiner Leutseligkeit unter der Landbevölkerung in
hohen: Maße beliebt.
Und trotzdem gab es merkwürdigerweise viele darunter,
die ihn nicht recht gerne sahen — besonders zur cherbst- und
Erntezeit. Denn Jupiter jAuvius verfolgte den hohen cherrn
hartnäckig mit einer seltsamen Laune: Raum war der illustre
Gast da, überwölkte sich der chimmel, und es dauerte nicht
lange, so fing es regelmäßig aus allen Schleusen zu regnen an
und hörte nicht auf, bis der Fürst mißmutig wieder abzog. So
ein Weiter mag aber der Bauer nicht - am wenigsten zur Ernte.
Urstein hatte schon alles Mögliche versucht. Die mit ihm
in Schutzhütten und Forsthäusern eingeregneten alten Jäger,
Treiber, Wurzelgräber, cholzknechts und sonstigen Geheim-
kundigen hatten bereits alle erdenklichen Sympathie- und
kjexenmittel vorgeschlagen und probiert — alles umsonst . . . .
^ sein sprichwörtlich gewordenes Wetterpech blieb das alte. -
Da auf einmal — wieder im lserbst war's — schien's eine
andere Wendung zu nehmen. Alle Zeichen sprachen für ein
, beständiges brillantes Zagdwetter^ man telegraphierte sofort in
die Stadt, und noch am selben Abend kam der jagdlustige hohe
bserr gefahren.
Am nächsten Morgen war denn auch prächtiges Wetter,
lhoch entzückt brach der Fürst mit seinen Gästen schon zu
früher Stunde auf. Man war fröhlich und festlich gestimmt.
Da kam ein Trupp Landleute, die zur Arbeit zogen,
des Wegs entgegen — voraus die fesche, redfertige Leiten-
bäurin. Der vorzüglich gelaunte cherr trat vergnügt auf sie
zu, weil ihn die eigene heitere Stimmung veranlaßte, auch
andere glücklich zu machen. Er sah darüber nicht, wie sie bei
seinen: Anblick das Gesicht mürrisch verzog.
„Nun, Leuteln", fragt er lustig, „was kann ich tun für
Euch? Womit kann ich Euch eine Freude
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Die Erbtante"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1905
Entstehungsdatum (normiert)
1900 - 1910
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 122.1905, Nr. 3121, S. 251
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg