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Fenster, was halfen die zahlreichen
Haremswächter? Die Geschwätzigkeit der
Sklavinnen hatte es verraten, und bin-
nen wenigen Tagen wußte es die ganze
Stadt, daß (Dinar — es war ein bisher
nie dagewesenes Ereignis —- mit seiner
neuen Frau auch gleichzeitig deren Mutter
mitgebracht hatte.
Wie sich nämlich Fürst Gmar nach
Einnahme der feindlichen Stadt der schö-
nen Beute bemächtigt hatte, war chami-
leh, die Mutter dieses wundersüßen
Wesens, herzugeeilt und hatte ihm ge-
droht, daß, wenn er Turilla, ihr geliebtes
Rind, entführen wolle, ihn ein furcht-
barer Fluch treffen würde. Und als er
über solche Drohung lachend Turilla zu
sich aus seinen goldstrotzenden Apfel-
schimmel gezogen hatte, war vamileh
dem chengst in die Zügel gefallen und
erklärte, sich niemals von ihrem Rinde !
zu trennen. Der Fürst, von solcher Liebe
gerührt, hatte Mutter und Tochter das
beste Tragtier angewiesen und sich ent-
schlossen, Turillas Mutter mit in den
Raus zu nehmen; aber der Ahnungslose
wußte nicht, daß sich damit bereits ein
furchtbarer Fluch erfüllt hatte. — —
Als nämlich Omar am nächsten Tage das Gemach, wohin
man die beiden gebracht, betreten hatte, ward ihm sofort Ge-
legenheit geboten, seinen Entschluß zu bereuen. Eine Flut von
Vorwürfen ergoß sich über sein Paupt; und als pamileh im Eifer
sogar handgreiflich zu werden drohte, da gab der in hundert
Schlachten erprobte Rriegsheld eilend Fersengeld, wobei er seine
schönen goldgestickten Pantoffel verlor, während sein seidener
Turban über die Treppe
hinabkollerte.
pamileh mußte wie-
der fort. Das stand fest.
Aber über die Art und
weise der Durchführung
dieses unumstößlichen
Entschlusses war sich
(Dinar noch nicht im
klaren. Gewalt durste
nicht angewendet wer-
den; denn pamileh hatte
gedroht, Turilla zu töten,
wenn inan versuchen
sollte, diese von ihr zu
trennen.
Mehrere Tage hin-
durch brütete Gmar
Rache; jedoch kein Mit-
tel siel ihm ein, pamileh
zu strafen, ohne sich selbst
zu schädigen. Ein aber-
maliger versuch, in das
Gemach zu dringen und


Turilla zu veranlassen, ihre Mutter aus gütlichem Wege reich
beschenkt zur peimkchr zu bewegen, mißglückte ebenso; doch
gelang es Gmar diesmal besser, seine Würde zu wahren, indem
er sich noch rechtzeitig vor pamilehs gefährlichen Wutausbrüchen
zurückgezogen hatte.
Da erinnerte sich der Fürst eines Zauberers, von dessen
Wundern schon öfter Runde in sein Reich gedrungen war. Er
sandte seinen Leibsklaven zu ihm, mit dem Bedeuten, daß er
seiner Dienste, die er überreichlich belohnen würde, bedürfe. Als
nun Ehajsid, der berühmte Zauberer, gekommen war, und (Dinar
ihm die Ausgabe stellte, pamileh fortzuzaubcrn, da strich Ehassid
seinen langen Bart, schüttelte seinen Rops und sprach: „Ich bin
ein weitgereifter Mann und erfahren in allen Rünsten, aber
gegen diese Sorte hilft oft auch der Zauber nicht. Im Abend-
lande kennt man diese Gefahr und geht ihr aus dein Wege,
indem man in der Wahl der Frauen vorsichtig ist. Doch Dein
gütiges perz hat ahnungslos eine Gefahr herausbeschworen,
welche abzuwehren ich meiner ganzen Runst bedarf."
Rach kurzer Vorbereitung begab sich Ehassid, der Zauberer,
in den parein. vor pamilehs Türe verbrannte er wohlriechen
des Räucherwerk, murmelte Beschwörungen und klopfte dann
endlich mit seinen: silbernen Stäbchen an die Türe. Beständig
Beschwörungen murmelnd betrat er das prächtige, teppichbelegte
Gemach. Doch fast hätte auch ihn das Schicksal des Fürsten
Gmar erreicht, wenn er nicht pamileh die Räucherpfanne unter
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Das kleinere Übel"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
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Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Birch, Reginald Bathurst
Entstehungsdatum
um 1905
Entstehungsdatum (normiert)
1900 - 1910
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 122.1905, Nr. 3124, S. 280

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
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