Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Verdächtig.
Agent (zu einem Bauern, dessen Anwesen er eben in
die Feuerversicherung ausgenommen hat): „Wollt Ihr die
Prämie für ein Jahr zahlen?" — Bauer: „Na, für a'
Vierteljahr — dos tut's schon!"

P asscnder Tite l.
„Ich möchte meiner Anstalt für Fettsüchtige einen
Titel geben. Können Sie mir einen empfehlen?" — „Hm -
vielleicht Kolossen m?"

—^ Recht angenehm. ^—
Strolch (zum vorbeigehenden Touristen): „Gut, daß
Sie endlich kommen . . . Ihre Stiefel haben wir schon
ans gewürfelt!"


29 t

^ Assessor Festner. ^

ssessor Festner war ein Junggeselle, der jeden Abend ein
Glas Bier und einen Schnitt trank, jeden Ersten des Monats
die Haare schneiden ließ, am fö. (Oktober jeden Jahres
zu Heizen begann und am f5. März zu Heizen aushörte. Kurz,
Assessor Festner war die Exaktheit und Pünktlichkeit selbst.
Kain sein Ehef zufällig auf den Raubmordprozeß Kraut-
schneider zu sprechen, so wußte der Assessor, daß die Akten im
Bezirksgericht Zimmer Nummer ff2, dritter Schrank, zweites
Fach links lagen, und daß der llrteilsspruch darin die Seiten ZfS
bis 526 füllte, obgleich der Prozeß bereits im Jahre f88Z ge-
spielt hatte.
Als Leutnant der Reserve hielt er es für seine Pflicht, Jahr,
Monat und Tag sämtlicher Schlachten der Weltgeschichte aus-
wendig zu wissen. Er wußte, welche Batterie bei Austerlitz den
Kamps eröffnet hatte, mußte, wieviel Mann das soundsovielte
Linienregiment in der Schlacht bei soundso verloren hatte, und
wußte, welchem strategischen Fehler es zuzuschreiben war, daß die
Westgoten im Jahre 7ff in der Schlacht bei lLerez de la Frontera
besiegt wurden.
Als regelmäßiger Alpenbesucher hatte er sämtliche Sommer-
fahrpläne der bayerischen und österreichischen Eisenbahnen im
Kopfe, konnte bis auf den Zentimeter die Höhen aller Tiroler
und steierischen Alpengipfel über 800 Meter angeben, und sagte
mit unfehlbarer Bestimmtheit, wie hoch seinerzeit der Rentier
Schweinsharel aus Graz und wie hoch der Bergfex Schneddel-
meyer aus Alm abgestürzt war.
Als ständiger Besucher des Zoologischen Gartens endlich war
er genau unterrichtet, wievielmal das Löwenpaar innerhalb der
jüngsten zehn Jahre Familienfreuden erlebt hatte, daß der vor-
letzte Damhirsch (der mit dem weißen Fleck aus der Stirn) am
fq> September fyof geboren war und daß der Eisbär in der
Nacht vom Z. zum -f. (Oktober einen Backzahn verloren hatte. —
In Abendgesellschaften ging der Assessor nur äußerst selten,
nur dann, wenn es ganz und gar unvermeidlich war. was sollte
ihm auch die oberflächliche seichte Unterhaltung, die dort meist
gepflegt wird? Besonders in Gegenwart von Damen! Da konnte
er denn oft eine Viertelstunde lang schweigsam dasitzen, eine
Tabelle überdenken, ein interessantes Aktenstück im Geiste revi-

dieren oder einen neuen Reisexlan für die Sommerferien ent-
werfen.
Aber einmal im Leben wurde er eines andern belehrt. Ein-
mal im Leben mußte er die Erfahrung machen, daß es, trotz
Damen, auch interessante Abendgesellschaften geben kann. —
Eben war er an der Festtafel beim Gerichtsrat Müller wieder
in sein beliebtes Hinbrüten versunken, als er plötzlich über den
Tisch herüber aus dem Munde einer jungen Dame die Worte
vernahm: „Am fH. August f89°>, nachmittags 5 Uhr, zeigte das
Thermometer 22,5 Grad Lelsius."
Der Assessor stutzte, wollte aber eben wieder zu seinen stillen
Betrachtungen zurückkehren, als sich um ihn herum ein lebhaftes
Hin und Wider über Kaisers Einzug entspann.
„Er war am f5. September fyOf," hörte er die Hausfrau
erklären, „und der Zug bewegte sich vom Bahnhöfe durch die
Königstraße über den Markt, bog dann in die Paulsstraße ein . .
Hier durchzuckte es den Assessor. Er hatte die Gastgeberin
auf einer Entstellung der historischen Tatsachen ertappt. Aber
noch ehe er die Lippen öffnete, hörte er dieselbe Damenstimme
von vorhin rufen: „Entschuldigen Sie, gnädige Frau, aber das
ist unmöglich! Die Paulsstraße war am f5. September fyof un-
passierbar, denn sie wurde vom 6. September bis zum fZ. (Ok-
tober jenen Jahres neu gepflastert."
„Ganz recht, mein Fräulein I" erhob der Assessor mit förm-
licher Begeisterung seine Stimme und warf der Sprecherin einen
marinen Blick des Einverständnisses zu. „Gepflastert mit Steinen
erster Güte!" — —
was Wunder, wenn der Assessor nach dem Geschehenen beim
Weggänge die junge Dame bat, sie nach Hause begleiten zu dürfen?
Das Gespräch, das die beiden aus dem weiten Wege führten,
war nicht gerade sehr lebhaft, aber mit immer wachsender Freude
konstatierte der Assessor, daß keine der Antworten seiner Beglei-
terin auch nur einen Millimeter von den Tatsachen abwich.
„Ich danke Ihnen, Herr Assessor", waren die Worte, mit
denen sich die junge Dame, an ihrem Hause angekommen,
von ihm verabschiedete. „Es war ein ziemlich weiter weg,
viertausendzweihundertundsiebzehn Schritte!" — —
Am andern Morgen — es war ein Sonntag und der Assessor


25*
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Recht angenehm"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Flashar, Max
Entstehungsdatum (normiert)
1905 - 1905
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 122.1905, Nr. 3125, S. 291
 
Annotationen