308
Auf Umwegen.
Schrecklich!" jammerte Hau Schulz ihrem Gatten vor.
„Ja. ja, schrecklich, wenn man arm ist! Da gibt es
Leute, die im Auto herumfahren und sich in Goldstücken
wälzen, während ich jeden Pfennig zwanzigmal hcrumdrehen
muß, bevor ich was kaufe. . . Du lachst darüber, August? Das
beweist nur Deine verstockte Duininheit. Du hockst Tag für
Tag in Deinem dumpfen Bureau, auf einem wackligen Stuhl,
bis Dich Augen und Rücken schmerzen — alles dies für
einige lumpige hundert Mark im Monat. Schämst Du Dich
nicht, August? lsaft Du denn gar kein Ehrgefühl? willst
Du immer ein Hungerleider bleiben? Schau'andere Leute an,
ivie sie reich wurden! viele haben als Laufburschen begonnen
und sind Millionäre geworden — noch mehr: Ritter, Barone,
Grafen, viel höheres sogar! Diese Leute werden bewundert,
verehrt, gefeiert; deren grauen dürfen sogar bei den ksofbällcn
erscheinen, während ich —"
„Aber, liebes Weibchen —!" unterbrach sie der Galle.
„Unterbrich mich nicht, August! Raffe Dich lieber auf!
warum wirst Du nicht Besitzer eines Goldfeldes oder eines
Kohlenbergwerks? Es gibt überall Kohlen — man muß nur
ein bischen Grütze im Kopfe haben, um sie herauZzusinden.
Bist Du denn sicher, daß es in unseren» Ejofe keine gibt? Kimm
Art und Schaufel — und fang' an, zu graben, früh und spat,
ohne Unterlaß! wer weiß, vielleicht hast Du Glück!., warmn
bildest Du nicht eine Gesellschaft mit beschränkter paftung
zuin Zwecke des Ankaufs eines Unterseebootes, um all' die
Millionen heraufzuholcn, all' die Schätze, die herrenlos auf
dem Grunde des Meeres liegen? Zeig', daß Du ein lfeld
bist! Leg' ein Tauchergewand an und wandle ins Meer,
tiefer und immer tiefer, raffe alle Goldbarren und Edelsteine
zusammen und komm' dann triumphierend zurück! werde reich
um jeden Preis, August, damit wir uns auch eine Villa, ein
Auto und Diener in Livree zulegen können I Statt des elenden
Lebens, das wir führen —"
„Aber, liebes Weibchen —"
„Laß' mich ausreden, August! warum schreibst Du nicht
einen Roman, der im Handumdrehen hundert Auflagen erlebt,
oder eine Posse, um welche sich alle Theaterdirektoren reißen?
Mit einem erfolgreichen Stück kann man ein vermögen er-
werben. vast Du denn nicht auch Gehirn im Kopfe? Mdcr
hast Dn mehr vertrauen zu Deiner Stimme? werde dann
ein Tenor und laß' Dir jede Rote mit Gold aufwiegen. . . Ach,
August, Du hast gar keinen Unternehmungsgeist in Dir! Du
brüstest Dich oft mit Deiner Stärke, lvarum wirst Du nicht
ein Ringkämpfer, ein Athlet? Sieh', ob Dn nicht zwei Zentner
stemmen und mit ausgestrecktem Arine in der Luft halten
kannst — da bist Du gleich ein gemachter Mann — verdienst
dann Geld wie lseu —"
„Aber, liebes Weibchen, was —"
„Noch ein Wort, August! Kannst Dn nicht etwas er-
finden? Die einfachsten Erfindungen haben oft Millionen ein-
getragen. Kannst Dn nicht ein neues Heilmittel ausdenken,
etwas gegen Haarschwund, Zahnschmerzen oder, wie alte
Weiber unvcrwelkliche Zugend wieder erringen können? Sag',
August, fällt Dir gar nichts auf dem Gebiete der Lrplosions-
stoffe ein? warum mengst Du nicht Dynamit, Lyddit und
Melinit, um ein neues Sprengmaterial auf den Markt zu
schleudern? Alle Staaten werden Dich mit Geld überschütten!
„. . Ich ivill Ihnen gerne die Geschichte so erzählen, ivie
sie ist — obwohl sie eigentlich nicht so pikant ist, wie ich sie
mir vorgestellt hatte!" — „Ach, dann erzählen Sic uns
doch lieber die Geschichte so, wie Sie sich dieselbe vorgestellt
hatten!"
„Lieben Sic denn meine Tochter auch aufrichtig?" —
„Wenn ich sie wirklich aufrichtig lieben soll — da müßten
Sie schon noch ein paar tausend Mark znlegen!"
OESv. Die Hauptsache, ysso
Auf Umwegen.
Schrecklich!" jammerte Hau Schulz ihrem Gatten vor.
„Ja. ja, schrecklich, wenn man arm ist! Da gibt es
Leute, die im Auto herumfahren und sich in Goldstücken
wälzen, während ich jeden Pfennig zwanzigmal hcrumdrehen
muß, bevor ich was kaufe. . . Du lachst darüber, August? Das
beweist nur Deine verstockte Duininheit. Du hockst Tag für
Tag in Deinem dumpfen Bureau, auf einem wackligen Stuhl,
bis Dich Augen und Rücken schmerzen — alles dies für
einige lumpige hundert Mark im Monat. Schämst Du Dich
nicht, August? lsaft Du denn gar kein Ehrgefühl? willst
Du immer ein Hungerleider bleiben? Schau'andere Leute an,
ivie sie reich wurden! viele haben als Laufburschen begonnen
und sind Millionäre geworden — noch mehr: Ritter, Barone,
Grafen, viel höheres sogar! Diese Leute werden bewundert,
verehrt, gefeiert; deren grauen dürfen sogar bei den ksofbällcn
erscheinen, während ich —"
„Aber, liebes Weibchen —!" unterbrach sie der Galle.
„Unterbrich mich nicht, August! Raffe Dich lieber auf!
warum wirst Du nicht Besitzer eines Goldfeldes oder eines
Kohlenbergwerks? Es gibt überall Kohlen — man muß nur
ein bischen Grütze im Kopfe haben, um sie herauZzusinden.
Bist Du denn sicher, daß es in unseren» Ejofe keine gibt? Kimm
Art und Schaufel — und fang' an, zu graben, früh und spat,
ohne Unterlaß! wer weiß, vielleicht hast Du Glück!., warmn
bildest Du nicht eine Gesellschaft mit beschränkter paftung
zuin Zwecke des Ankaufs eines Unterseebootes, um all' die
Millionen heraufzuholcn, all' die Schätze, die herrenlos auf
dem Grunde des Meeres liegen? Zeig', daß Du ein lfeld
bist! Leg' ein Tauchergewand an und wandle ins Meer,
tiefer und immer tiefer, raffe alle Goldbarren und Edelsteine
zusammen und komm' dann triumphierend zurück! werde reich
um jeden Preis, August, damit wir uns auch eine Villa, ein
Auto und Diener in Livree zulegen können I Statt des elenden
Lebens, das wir führen —"
„Aber, liebes Weibchen —"
„Laß' mich ausreden, August! warum schreibst Du nicht
einen Roman, der im Handumdrehen hundert Auflagen erlebt,
oder eine Posse, um welche sich alle Theaterdirektoren reißen?
Mit einem erfolgreichen Stück kann man ein vermögen er-
werben. vast Du denn nicht auch Gehirn im Kopfe? Mdcr
hast Dn mehr vertrauen zu Deiner Stimme? werde dann
ein Tenor und laß' Dir jede Rote mit Gold aufwiegen. . . Ach,
August, Du hast gar keinen Unternehmungsgeist in Dir! Du
brüstest Dich oft mit Deiner Stärke, lvarum wirst Du nicht
ein Ringkämpfer, ein Athlet? Sieh', ob Dn nicht zwei Zentner
stemmen und mit ausgestrecktem Arine in der Luft halten
kannst — da bist Du gleich ein gemachter Mann — verdienst
dann Geld wie lseu —"
„Aber, liebes Weibchen, was —"
„Noch ein Wort, August! Kannst Dn nicht etwas er-
finden? Die einfachsten Erfindungen haben oft Millionen ein-
getragen. Kannst Dn nicht ein neues Heilmittel ausdenken,
etwas gegen Haarschwund, Zahnschmerzen oder, wie alte
Weiber unvcrwelkliche Zugend wieder erringen können? Sag',
August, fällt Dir gar nichts auf dem Gebiete der Lrplosions-
stoffe ein? warum mengst Du nicht Dynamit, Lyddit und
Melinit, um ein neues Sprengmaterial auf den Markt zu
schleudern? Alle Staaten werden Dich mit Geld überschütten!
„. . Ich ivill Ihnen gerne die Geschichte so erzählen, ivie
sie ist — obwohl sie eigentlich nicht so pikant ist, wie ich sie
mir vorgestellt hatte!" — „Ach, dann erzählen Sic uns
doch lieber die Geschichte so, wie Sie sich dieselbe vorgestellt
hatten!"
„Lieben Sic denn meine Tochter auch aufrichtig?" —
„Wenn ich sie wirklich aufrichtig lieben soll — da müßten
Sie schon noch ein paar tausend Mark znlegen!"
OESv. Die Hauptsache, ysso
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Taxierung"
"Die Hauptsache"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1906
Entstehungsdatum (normiert)
1901 - 1911
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)