Hafis. 63
und konnte die Richter nicht leiden, — die mit verzücktem Ge-
sichterschneiden — seine Lieder und weisen immer wieder preisen
und, die Stimme erhoben — zu lautem Toben, — ihn mächtig
loben. — Um zu eutgeh'n nun diesem Segen, — der ihm so
ungelegen, — wandert Hafis auf einsame» wegen — und nannte
sich mit einem andern Namen, — wenn Menschen zu ihm beim
Wandern kamen. — Schemheddin hat er sich genannt, — und
der Name ist heute noch bekannt. -
— Als er durchwandert an seinem Stecken — einst weite
Strecken, — kam er zu einem lieblichen Flecken. — Der war
so traulich — von Gärten umgeben — und schien so erbaulich, —
daß er beschloß: hier will ich beschaulich — ein Weilchen leben. -
Und in dem Städtchen das Gasthaus — sucht er sich zur Rast
aus. — —
Und daß er sich gut an ihr Haus gewöhne, - - dafür sorgt
Leila, die Wirtin, die schöne. — Sie war allezeit — voll Fröhlich-
keit; — sie hat ihn gehegt und gepflegt mit Trank und Speise, —
nicht viel gefragt und gesagt; — aber ihm behagt — ihre schlichte
weise, — und als er gerührt - ihre Sorge gespürt, — da ward
auch ihm ganz leise — die Liebe ins Herz geführt. - Und als
sie einst beide die Sehnsucht trieb, — sprach eines zum andern:
„Ich habe Dich lieb —!" —
Da kam einst ein Mann - im Gasthaus an; - der
hat Hafis erkannt — und um seine eigene Nichtigkeit — zu ver-
wandeln in Wichtigkeit, — ist er gerannt — in die Stadt sogleich
— zu Malek, dem Scheich, — und hat ihm unverweilt — seine
Entdeckung mitgeteilt. —
Der Scheich hat dem Hafis gesandt — ein reiches Gewand —
und einen prächtigen wagen, — mit Rossen, herrlich gezäumt; -
die sollten ungesäumt — den Dichter zu Hofe tragen. — Als
Leila das alles erfuhr, — da weinte sie leise nur, — und sprach:
„Sei gesegnet, — daß nur Glück Dir begegnet! — Leb' wohl,
Du berühmter Held der Lieder; — ich seh' Dich in dieser Welt
n.cht wieder. — Und könnt' doch das Glücklichste sein aller
Weiber, — wärst Du nur ein ärmlicher Eselstreiber!" — — —
Hafis ward freudig vom Scheich empfangen — und mit Ge-
schenken reich behängen, •— und mußte, wenn auch mit wider-
streben — dem Fürsten das Versprechen geben, — eine weile an
seinem Hofe zu leben. — Und am Hofe hat man ihn gestreichelt
— und ihn umschmeichelt; —■ die Männer waren ihm wohl
gewogen, — und die Frauen haben ihn verzogen. — —
— Eine Tochter besaß der Scheich; — die war an Schönheit
reich — und nicht minder klug — und von hohem Gedankenslug.
Von Hafis' Ideengange bemeistert, — war sie für ihn schon
lange begeistert; — sie war seiner Muse Verehrerin, — seiner
Weisheit Lehrerin, — seines Ruhmes Mehrerin. — Suleicha
hieß sie mit Namen, — und da sie nun täglich zusammen kamen,
— haben die Beiden erfreut — immer erneut — ausgetauscht
ihre Meinungen — über alte Erscheinungen, — wie sie das
Leben spinnt; — und Suleicha, des Hofzwangs ledig, — war ihm
gnädig — und hold gesinnt. — — — Einst waren im Frühlings-
sonnenschein — die Beiden allein — im Palmenhain. — Da
hat Suleicha begonnen: — „Hafis, Du Weisheitsbronnen, -
der Du so viel Schönes ersonnen, — Du hast Dir mein Herz
gewonnen. — Ich habe jede Wahl verloren, — und Dich mir
zum Gemahl erkoren. — Du sollst mir sein — wie der kostbare
Stein — im Ringe an meiner Hand, — der strahlende Diamant,
- unschätzbar — unersetzbar — mein herrlich Geschmeide — den
andern zum Neide. —" —
Da hat Hafis sogleich erwidert, — in seinen Worten so reich
Auf der Lokalbahn.
fa)»elfi^Ho!er: »Der jetzige Lokomotivführer fährt aber ziemlich
g;e ' ~~ Schaffner: „Das ist noch gar nichts! Den sollt'n
^ fahr'" seh'n, wenn er an' Rausch hat!"
Uub >uie geht ’S Geschäft?" — „Hundsmiserabel! . .
lrt 'Nuß mau noch froh sei», daß es so geht!"
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- den Sorgen-
'ennt Ihr Hafis, den persischen Sänger,
k verdränger, - den weisheit-fanger, - ^
Hunderten — viel bewunderten. O __
«"> - M feinem N» f«*» - W .nei.ee
teeub.gen Widerhall. - Und fein Namen n ^ „ä.te
Sekommen; er hatte die Ruhmesleiter erklömme,
«I ihren ddch,,,., Slnfen. - wie die Menschen
' nnd „„..je,,. - -»« -« W“ »» ^
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und konnte die Richter nicht leiden, — die mit verzücktem Ge-
sichterschneiden — seine Lieder und weisen immer wieder preisen
und, die Stimme erhoben — zu lautem Toben, — ihn mächtig
loben. — Um zu eutgeh'n nun diesem Segen, — der ihm so
ungelegen, — wandert Hafis auf einsame» wegen — und nannte
sich mit einem andern Namen, — wenn Menschen zu ihm beim
Wandern kamen. — Schemheddin hat er sich genannt, — und
der Name ist heute noch bekannt. -
— Als er durchwandert an seinem Stecken — einst weite
Strecken, — kam er zu einem lieblichen Flecken. — Der war
so traulich — von Gärten umgeben — und schien so erbaulich, —
daß er beschloß: hier will ich beschaulich — ein Weilchen leben. -
Und in dem Städtchen das Gasthaus — sucht er sich zur Rast
aus. — —
Und daß er sich gut an ihr Haus gewöhne, - - dafür sorgt
Leila, die Wirtin, die schöne. — Sie war allezeit — voll Fröhlich-
keit; — sie hat ihn gehegt und gepflegt mit Trank und Speise, —
nicht viel gefragt und gesagt; — aber ihm behagt — ihre schlichte
weise, — und als er gerührt - ihre Sorge gespürt, — da ward
auch ihm ganz leise — die Liebe ins Herz geführt. - Und als
sie einst beide die Sehnsucht trieb, — sprach eines zum andern:
„Ich habe Dich lieb —!" —
Da kam einst ein Mann - im Gasthaus an; - der
hat Hafis erkannt — und um seine eigene Nichtigkeit — zu ver-
wandeln in Wichtigkeit, — ist er gerannt — in die Stadt sogleich
— zu Malek, dem Scheich, — und hat ihm unverweilt — seine
Entdeckung mitgeteilt. —
Der Scheich hat dem Hafis gesandt — ein reiches Gewand —
und einen prächtigen wagen, — mit Rossen, herrlich gezäumt; -
die sollten ungesäumt — den Dichter zu Hofe tragen. — Als
Leila das alles erfuhr, — da weinte sie leise nur, — und sprach:
„Sei gesegnet, — daß nur Glück Dir begegnet! — Leb' wohl,
Du berühmter Held der Lieder; — ich seh' Dich in dieser Welt
n.cht wieder. — Und könnt' doch das Glücklichste sein aller
Weiber, — wärst Du nur ein ärmlicher Eselstreiber!" — — —
Hafis ward freudig vom Scheich empfangen — und mit Ge-
schenken reich behängen, •— und mußte, wenn auch mit wider-
streben — dem Fürsten das Versprechen geben, — eine weile an
seinem Hofe zu leben. — Und am Hofe hat man ihn gestreichelt
— und ihn umschmeichelt; —■ die Männer waren ihm wohl
gewogen, — und die Frauen haben ihn verzogen. — —
— Eine Tochter besaß der Scheich; — die war an Schönheit
reich — und nicht minder klug — und von hohem Gedankenslug.
Von Hafis' Ideengange bemeistert, — war sie für ihn schon
lange begeistert; — sie war seiner Muse Verehrerin, — seiner
Weisheit Lehrerin, — seines Ruhmes Mehrerin. — Suleicha
hieß sie mit Namen, — und da sie nun täglich zusammen kamen,
— haben die Beiden erfreut — immer erneut — ausgetauscht
ihre Meinungen — über alte Erscheinungen, — wie sie das
Leben spinnt; — und Suleicha, des Hofzwangs ledig, — war ihm
gnädig — und hold gesinnt. — — — Einst waren im Frühlings-
sonnenschein — die Beiden allein — im Palmenhain. — Da
hat Suleicha begonnen: — „Hafis, Du Weisheitsbronnen, -
der Du so viel Schönes ersonnen, — Du hast Dir mein Herz
gewonnen. — Ich habe jede Wahl verloren, — und Dich mir
zum Gemahl erkoren. — Du sollst mir sein — wie der kostbare
Stein — im Ringe an meiner Hand, — der strahlende Diamant,
- unschätzbar — unersetzbar — mein herrlich Geschmeide — den
andern zum Neide. —" —
Da hat Hafis sogleich erwidert, — in seinen Worten so reich
Auf der Lokalbahn.
fa)»elfi^Ho!er: »Der jetzige Lokomotivführer fährt aber ziemlich
g;e ' ~~ Schaffner: „Das ist noch gar nichts! Den sollt'n
^ fahr'" seh'n, wenn er an' Rausch hat!"
Uub >uie geht ’S Geschäft?" — „Hundsmiserabel! . .
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Ein Optimist"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1906
Entstehungsdatum (normiert)
1901 - 1911
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 125.1906, Nr. 3185, S. 63
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg