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Die Ärzte sagten: „UKr sind lahmgelegt, wenn wir nicht
dort, wo wir nichts wissen, etwas nicht ganz wahres sagen
dürfen."
Die Kaufleute sagten: „wir müssen ein für allemal unsere 1
Buden sperren, wenn wir nicht dann und wann Mängel ver-
schleiern und angebliche Vorzüge anpreisen dürfen."
Die Schneider sagten: „wir müssen verhungern, wenn wir
nicht mehr durch Watte und dergleichen falsche Tatsachen vor-
spiegeln dürfen."
Die Zeitungsschreiber sagten: „wir können einfach nicht
mehr erscheinen, wenn jedes Wort fortan wahr fein soll."
Die Auguren sagten in ihrem Orakelton: „wir schwören
bei allen Göttern, daß man dem zuchtbedürftigen Volke oft etwas
einreden muß, was mehr erfunden als wahr ist, jedenfalls aber
nicht immer als wahr erfunden wird." — —
Deputationen vor dem Schlosse ein und war-
tete ehrerbietigst, bis das Tor geöffnet würde.
Als der Hofbäckerjunge mit den frischen
Semmeln kam, wurde aufgemacht, und all die
feierlich gekleideten Herren konnten zum König hinaufgehen.
Die Abgesandten der Advokaten sagten: „Bitte, Herr König,
schaff' doch den neuen Paragraphen wieder aus der Meltl
wie sollen wir denn unseren Beruf ordentlich ausüben können,
wenn wir als Verteidiger rc. die Sache nicht ein bißchen färben
dürfen!"
Das Märchen
Hände ganz gehörig weh taten. — Als die unerbittliche Gerechtig-
keit schon etliche Tonnen ahndender Halbe verbraucht hatte, und
eine nichtgrüne Nase im Lande eine Seltenheit zu werden be-
gann, da beschlossen die Untertanen, alle rechtmäßigen Mittel
vom Märchen.
aufzubieten, die den Herrscher bewegen könnten, das verhängnis-
volle Verbot zurückzunehmen.
Eines Morgens — es war der Tag, an dem der König
Audienzen zu erteilen pflegte — fand sich ein langer Zug von
Die Ärzte sagten: „UKr sind lahmgelegt, wenn wir nicht
dort, wo wir nichts wissen, etwas nicht ganz wahres sagen
dürfen."
Die Kaufleute sagten: „wir müssen ein für allemal unsere 1
Buden sperren, wenn wir nicht dann und wann Mängel ver-
schleiern und angebliche Vorzüge anpreisen dürfen."
Die Schneider sagten: „wir müssen verhungern, wenn wir
nicht mehr durch Watte und dergleichen falsche Tatsachen vor-
spiegeln dürfen."
Die Zeitungsschreiber sagten: „wir können einfach nicht
mehr erscheinen, wenn jedes Wort fortan wahr fein soll."
Die Auguren sagten in ihrem Orakelton: „wir schwören
bei allen Göttern, daß man dem zuchtbedürftigen Volke oft etwas
einreden muß, was mehr erfunden als wahr ist, jedenfalls aber
nicht immer als wahr erfunden wird." — —
Deputationen vor dem Schlosse ein und war-
tete ehrerbietigst, bis das Tor geöffnet würde.
Als der Hofbäckerjunge mit den frischen
Semmeln kam, wurde aufgemacht, und all die
feierlich gekleideten Herren konnten zum König hinaufgehen.
Die Abgesandten der Advokaten sagten: „Bitte, Herr König,
schaff' doch den neuen Paragraphen wieder aus der Meltl
wie sollen wir denn unseren Beruf ordentlich ausüben können,
wenn wir als Verteidiger rc. die Sache nicht ein bißchen färben
dürfen!"
Das Märchen
Hände ganz gehörig weh taten. — Als die unerbittliche Gerechtig-
keit schon etliche Tonnen ahndender Halbe verbraucht hatte, und
eine nichtgrüne Nase im Lande eine Seltenheit zu werden be-
gann, da beschlossen die Untertanen, alle rechtmäßigen Mittel
vom Märchen.
aufzubieten, die den Herrscher bewegen könnten, das verhängnis-
volle Verbot zurückzunehmen.
Eines Morgens — es war der Tag, an dem der König
Audienzen zu erteilen pflegte — fand sich ein langer Zug von
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Das Märchen vom Märchen"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum (normiert)
1906 - 1906
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 125.1906, Nr. 3186, S. 80
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg