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Das Märchen v o m Märchen.

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all- *raten noch viele, viele Deputationen vor, und

,e ^'nten mit wahrhaftester Aufrichtigkeit, der König möge

er dem Unwahren und Unaufrichtigen freie Bahn im Lande
^I>en.

dc> Redewahrius faß schweigend, gesenkten ksauptes auf

nr Thron und streichelte mit der rechten kjand, die durch das
eelchütterliche walten der Gerechtigkeit selber überaus grün
eworden war, seinen Lieblingskater.

2Ks alle Redner ihre triftigen Begründungen dargelegt hatten,
bie^rrr der Herrscher leutselig: „Seid Ihr nun fertig?", worauf
^ Mitglieder der Deputationen insgesamt einstimmig „Jawohl,
***" Aönig," riefen.

teile 'f°' *5CmU Euch meine huldreiche Entscheidung mit-

1 1 fa3ie nickend Redewahrius, nahm die Krone, die neben
. n. auf einem roten Plüschsessel lag, wandte sich zum

reis c" Wandspiegel um, und nachdem er Halskette und Kron-
ieüt ^0r3fältt9 zurechtgedrückt hatte, daß er glauben durfte,
sähe er wohl würdevoll genug aus, kehrte er sich feierlich
^3itt 'Cl *5Cn ^bEetern des Volkes zu und sprach: „Also Euere
c ’|t Euch nicht gewährt!. . Adieu, meine Herren! Adieu!"

„Adieu I" antworteten die festlich gekleideten Bittsteller mit
trauriger Stimme und gingen bekümmert hinaus.

„Telegraphier' jetzt 'mal nach allen Richtungen, meine
Untertanen sollen für eine Stunde leiser sprechen und sich wo-
möglich auch sonst jedes unnötigen Lärms enthalten", sagte der
König gähnend zum Minister, „ich will ein Stündchen ungestört
schlafen."

„Es ist noch eine Deputation draußen, die sich gleichfalls
wegen der bewußten Angelegenheit an Dich wenden möchte,"
meldete in gehorsamster Haltung der Minister, „darf ich sie noch
geschwind hereinlassen?"

„Meinetwegen!" sagte verdrießlich Redewahrius . . „ach Gott,
man kommt vor lauter Regieren kaum zu seinem Vormittag-
schläfchen I... Ei, was seh' ich! Eine Kinderdeputation! will-
kommen, meine lieben Kleinen! was wollt denn Ihr von mir?
.. Bitte, Herr Minister, bringen Sie sofort eine tüchtige Menge
Zuckerkuchen und Gefrorenes zur Bewirtung meiner lieben Gäste.
Bitte, beeilen Sie sich, Herr Minister!"

Die Kinder waren schüchtern an der goldenen Saaltür stehen
geblieben und trauten sich nicht recht vor. Ls waren sieben
Mädchen und sieben Bübchen. Die Mägdelein blondhaarig und
blauäugig, die Knaben mit dunklen Locken und Augen.

freundlich lächelnd stieg der König die Thronstufen hinab
und ging den Kindern entgegen: „wer wird sich denn so
fürchten? Ich tu' Euch doch nichts", sagte er zu dem kleinsten
Mädchen, einem zierlichen, rosarot gekleideten Püppchen, das
vor Ängstlichkeit schier zitterte und die großen
Augen voll Tränen hatte. Er faßte es zärtlich
am Kinn und neigte sich nieder: „Geh, sei doch
nicht ein solches Angstmäuschen l Ich bin ja Dein

2uier König! Nicht wahr? Und gleich wird Juckerwerk und
^Üorenes hier sein."

Kl • ,na9 "i68 Zuckermerk und Gefrorenes", schmollte die
Cltte und entzog sich der Hand des Königs.
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Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Das Märchen vom Märchen"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Vogel, Hermann
Entstehungsdatum (normiert)
1906 - 1906
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 125.1906, Nr. 3186, S. 81

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
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