Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Fliegende Blätter — 127.1907 (Nr. 3232-3257)

DOI Heft:
Nr. 3234
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4825#0035
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
29

Prinz Kaktus.

Golde, und an den einfachsten Wochentagen stand auf ihrem Tische
siebenerlei Eingemachtes.

Auch unser Prinz war geladen, und wohl oder übel mußte er
Folge leisten; denn die Königin war eine gefährliche Hexe, mit
der man's nicht völlig verderben durfte; aber cut§ Ärger und um
die sieben Töchter des Hauses von vornherein abzuschrecken, kam
er unrasiert wie ein Igel.

Er wurde mit Auszeichnung empfangen, mit den rarsten Lecker-
bissen gefüttert und mit den edelsten Weinen in sanftes Feuer
versetzt, dabei auch allmählich mit den leiblichen und geistigen
Reizen der Töchter bekannt gemacht.

Aber es war alles umsonst, und die alte Königin fand keine
Verwendung für den mütterlichen Segen, den sie in einem goldenen
Kübel schon bereitgestellt hatte.

Da ergrimmte sie und verwandelte den borstigen Gesellen in
einen Kaktus. „So!" zischte sie — „und jetzt in den Kehricht mit
dir!" —

Als er nun kläglich im Hofwinkel lag, erbarmte sich seiner
das älteste Töchterchen. Sei es aus einem allgemeinen Bedürf-
nisse nach Zärtlichkeit, das seit dreißig Jahren ihr Herz immer
heißer bedrückte, sei es (da auch sie am Kinne mit einigen Borsten

geziert war) ans einem dunklen Gefühle der Wahlverwandtschaft,
sei es aus berechtigter Verehrung des Ewig-Männlichen, das sie
auch im stacheligsten Gewächse noch zu schätzen wußte: sie ließ ihn
heimlich vom Hausknechte ans der Asche angeln, eintopfen und in
ihrem Kämmerlein ans Fenster stellen.

Dort mußte das Stubenmädchen ihn recht in die Sonne
rücken, ihn pflegen und brav begießen.

Sie aber machte sich täglich in seiner Nähe zu schaffen, drehte
sich vor ihm und lächelte ihn an. Manchmal auch in der Dämme-
rung setzte sie sich zu ihm hin, sang zur Laute und seufzte.

Und ivirklich .... eines Morgens trug er eine flammende
Blüte, und ihr Herz sprang hochauf, und sie beugte sich nieder,
ihn mit ihren jungfräulichen Lippen zu berühren.

Aber sie war noch nicht völlig dazu gekommen, als es einen
mächtigen Krach gab, daß sie mit bangem Aufschrei zurückfuhr.

Der Zauber tvar gelöst und der Königssohn wieder ein
Menschenkind.

Er stieg aus den Topfscherben, machte ihr einen Bückling,

küßte ihr die Hand, und dann, dann heiratete er.das

Stubenmüdel.

Jokel aber knallte mit der Peitsche und lachte.

Reinhard Volker.

—...$==§. Im Vorstadttheater.

Ausseher: „Das Mitsingen ist verboten, meine Herren!" —
'was ander's!"

Studiosus: „O bitte, wir singen ja ganz
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Im Vorstadttheater"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Kirchner, Eugen
Entstehungsdatum
um 1907
Entstehungsdatum (normiert)
1902 - 1912
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 127.1907, Nr. 3234, S. 29
 
Annotationen