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Fliegende Blätter — 131.1909 (Nr. 3336-3361)

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Nr. 3360
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https://doi.org/10.11588/diglit.4893#0306
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BOI

Einem Regier ungsbeamten, der selbst schon seine Siebzig auf dem Buckel hat, wird bei einer Inspektionsreise
die älteste Einwohnerin eines Dorfes vorgestellt. „Potztausend," ruft er aus, als er vernimmt, daß die Greisin kürzlich
ihr neunzigstes Lebensjahr vollendet, „da könnte ich alter Knabe ja Ihr Sohn sein!" — „Ach nein," antwortet die Matrone,
„ich bin ja bis jetzt noch gar nicht verheiratet!"

—Der verbesserte Irrrum. -

sagte der Inspektor und legte befriedigt seinen Hut
"^R5 auf ^en „Jetzt ist mir ganz leicht, weil die beiden

Briefe im Rasten sind. Dem Schuster hat? ich seine
unverschämte Rechnung mit einem gesalzenen Schreiben heimbezahlt
und der Exzellenz Hab' ich noch einmal wohlgesetzt und ein-
dringlich meine Eignung für die neue Direktorstelle unterbreitet..
jetzt ist mir ganz leichtI"

Sie sah ihn mit einem prüfenden Blicke an.

„was meinst Du denn?" frug er.

„Ich?" entgegnete sie. „Nichts!"

Er ging ein paarmal durch die Stube. „Doch! Doch!"
sagte er dann. „Du meinst etwas! Ich weiß nur noch nicht,
was. — Du hast irgendeinen verdacht.. irgendein Mißtrauen . ."
„Aber, Siegmund, ich Hab' nichts!"

Er blieb vor ihr stehen und sah sie scharf an. „Hast Du am
Ende gar den Argwohn, ich hätte die Briefe verwechselt?!"

„was fällt Dir ein!" rief sie erschrocken, „wie sollte ich
zu einem so törichten Argwohn kommen? Du wirst doch nicht
in einer so wichtigen Sache Briefe verwechseln!"

Er zuckte die Achseln und betrachtete sie beunruhigt. „Möglich
ist alles, Malwine! wenn man den Ropf so voll hat. wenn

man etwas zapplig ist, wie alle modernen Menschen. Jeder hat
schon etwas verwechselt. Auch etwas wichtiges, warum sollte
gerade ich nichts wichtiges verwechseln! . . Malwine, ich bin über-
zeugt, ich habe die Briefe verwechselt . ."

„Um Gottes willen, Siegmund I" sagte sie und legte die Hände
in den Schoß. „Das wäre ja schrecklich!"

„Das wä re schrecklich, sagst Du?" entgegnete er mit dumpfer
Stimme. „Nein, Malwine, Du hast unrecht: das ist schrecklich!
Ich habe die Briefe verwechselt. Gewiß habe ich sie verwechselt,
was tu' ich jetzt. . was mach' ich jetzt?"

Er lachte bitter auf.

„Und ich Tor Hab' mich auch noch darüber gefreut, daß der
Postbote sofort den Rasten leerte! Sie sind jetzt längst im Amt.
Der Bestellbriefträger hat sie wohl schon. Er trägt sie bereits aus.
Es geht ja alles so unselig geschwind heutzutage . . Einen wagen!
Ich muß zum Schuster und muß ihm den Ministerbrief entreißen,
ehe er ihn gelesen hat — sonst bin ich vor der ganzen Stadt
blamiert. Dann muß ich ins Ministerium und muß das grobe
Schusterschreiben wieder haben, ehe es die Exzellenz erhält —
sonst bin ich geliefert I.. Einen wagen! Einen wagen! Ein Auto!"

. . Als er zu seinem Schuhmacher kam, empfing ihn dieser
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"In der Verlegenheit"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Flashar, Max
Entstehungsdatum (normiert)
1909 - 1909
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 131.1909, Nr. 3360, S. 301
 
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