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sehr freundlich. „Aber, Herr Rat!" lächelte er süß, „Siebeschämen
mich! So hätte es doch nicht geeilt!"
„Litte! Bitte! Bitte!" rief er hastig. „Ich bin pressiert!
was macht es?" — (Er suchte nach einer Anknüpfung und bezahlte
in innerlicher Wut die gesalzene Note. — „Apropos!" stammelte er
dann. „Ist denn kein Brief gekommen — kein Brief von mir?"
„Ein Brief?" frug der Meister.
Da klingelte es und der Lehrling brachte ein Schreiben.
„Halt! Mein!" rief der Inspektor so eifrig, so froh, daß
ihn der Schuster verwundert ansah. „Es ist nämlich erledigt!"
sagte sein Runde in Eile. „Ls war nur wegen einer Kleinigkeit.
Aber, wie gesagt, das ist in Ordnung — adieu!"
Der Meister schüttelte den Kopf und strich das Geld ein.
„Ein wunderlicher Herr!" murmelte er. „Aber eine gute Kund-
schaft. Zahlt proinpt, nörgelt nicht. . das ist 'was wert!" . .
Der Inspektor war schon im Ministerium. Dort kannte ihn
alles. Er stürzte ins Linlaufbureau. „Ich habe an Seine Exzellenz
ein Schreiben gesendet . . "
„Jawohl!" lächelte der Sekretär. „Eben angekommen! Ich
kannte Ihre Schrift gleich. Gerade wollte ich es hineintragen . ."
„Um Gottes willen!" sagte er atemlos. „Ls ist das falsche . .
ich habe es verwechselt. . da ist das rechte! . . Aber ein Kuvert
bräuchte ich . . ein frisches Kuvert . ."
„Haben wir alles!" sagte der Beamte gefällig, und reichte
ihm das verlangte.
„Besten Dank!" murmelte er, warf die Adresse darauf, steckte
das Schreiben hinein, nahm den anderen Brief in die Tasche,
empfahl sich höstichst und eilte davon, während der Sekretär zu
seinem obersten Ehef ging.
Auf der Treppe blieb der Inspektor stehen und schnaufte aus.
„Gott sei Dank!" sagte er und zog den zurückerhaltenen Brief
aus der Tasche. „Den will ich gleich vernichten!"
Er öffnete ihn. „Entsetzlich," rief er, „das ist das Schreiben
an den Minister! Da Hab' ich ja die Briefe zu Hause gar nicht
verwechselt, und Seine Exzellenz hat jetzt — den grobheitstrotzenden
Schusterbrief!"
Schmerzhafter Ausweg.
„Aber, Meister, die neuen
Schuhe sind mir ja wieder viel
zu klein!"
„Was ivoll'n S' denn! 's
Leder is teuer; zahl'ü tun
S' auch nicht - so bleibt
mir nix übrig als: d' Schuh'
kleiner machen."
sehr freundlich. „Aber, Herr Rat!" lächelte er süß, „Siebeschämen
mich! So hätte es doch nicht geeilt!"
„Litte! Bitte! Bitte!" rief er hastig. „Ich bin pressiert!
was macht es?" — (Er suchte nach einer Anknüpfung und bezahlte
in innerlicher Wut die gesalzene Note. — „Apropos!" stammelte er
dann. „Ist denn kein Brief gekommen — kein Brief von mir?"
„Ein Brief?" frug der Meister.
Da klingelte es und der Lehrling brachte ein Schreiben.
„Halt! Mein!" rief der Inspektor so eifrig, so froh, daß
ihn der Schuster verwundert ansah. „Es ist nämlich erledigt!"
sagte sein Runde in Eile. „Ls war nur wegen einer Kleinigkeit.
Aber, wie gesagt, das ist in Ordnung — adieu!"
Der Meister schüttelte den Kopf und strich das Geld ein.
„Ein wunderlicher Herr!" murmelte er. „Aber eine gute Kund-
schaft. Zahlt proinpt, nörgelt nicht. . das ist 'was wert!" . .
Der Inspektor war schon im Ministerium. Dort kannte ihn
alles. Er stürzte ins Linlaufbureau. „Ich habe an Seine Exzellenz
ein Schreiben gesendet . . "
„Jawohl!" lächelte der Sekretär. „Eben angekommen! Ich
kannte Ihre Schrift gleich. Gerade wollte ich es hineintragen . ."
„Um Gottes willen!" sagte er atemlos. „Ls ist das falsche . .
ich habe es verwechselt. . da ist das rechte! . . Aber ein Kuvert
bräuchte ich . . ein frisches Kuvert . ."
„Haben wir alles!" sagte der Beamte gefällig, und reichte
ihm das verlangte.
„Besten Dank!" murmelte er, warf die Adresse darauf, steckte
das Schreiben hinein, nahm den anderen Brief in die Tasche,
empfahl sich höstichst und eilte davon, während der Sekretär zu
seinem obersten Ehef ging.
Auf der Treppe blieb der Inspektor stehen und schnaufte aus.
„Gott sei Dank!" sagte er und zog den zurückerhaltenen Brief
aus der Tasche. „Den will ich gleich vernichten!"
Er öffnete ihn. „Entsetzlich," rief er, „das ist das Schreiben
an den Minister! Da Hab' ich ja die Briefe zu Hause gar nicht
verwechselt, und Seine Exzellenz hat jetzt — den grobheitstrotzenden
Schusterbrief!"
Schmerzhafter Ausweg.
„Aber, Meister, die neuen
Schuhe sind mir ja wieder viel
zu klein!"
„Was ivoll'n S' denn! 's
Leder is teuer; zahl'ü tun
S' auch nicht - so bleibt
mir nix übrig als: d' Schuh'
kleiner machen."
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Schmerzhafter Ausweg"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1909
Entstehungsdatum (normiert)
1904 - 1914
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)