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Jlieben will (ic schnell mit Ricfenlcbritten;

Doch [ic ward der Modewut zum Raub
Denn der Rumpel rock bat’s nicht gelitten.

Sie [türzt nieder und zerfällt in Staub.

Jt. S. 9R.

Enfant terrible.

Der kleine Fritz sah öfters, Wie seine Eltern Freunden und
Bekannten an Feiertagen Karten schickten mit der Aufschrift: Fröh-
liche Ostern, Fröhliche Pfingsten usw. Als Himmelfahrt einst
herankam, schrieb Fritzchen an die Erbtante: „Liebe Tante! Ich
wünsche Dir recht fröhliche Himmelfahrt!"

--b-

lieben Leute, — erlaubt mir heute, - daß ich von Hafis,
dem persischen Dichter, — dem Sorgenvernichter, — dem
Frohsinnerrichter, — eine kleine Geschichte — Euch fröhlich
berichte. Es hatte einmal der große Khan von Ardilan, —
den als Gerechten und Weisen — keine Schlechten preisen, - in
seinem Fürstenpalaste — den Dichter zn Gaste. — Und es traf
sich eines Tages, — daß in den Gängen des Rosenhages, — des
blütengesegneten, — die beiden einander begegneten. — Und der

Hafis.

Ahan sprach nach kurzem Gruße: — „Jetzt kann ich reden mit
Dir in Muße — über Dein Vergehen und seine Buße. — Hafis,
es ist mit triftigen Gründen — geklagt mir von Deinen giftigen
Sünden. — Man sagt, Du lustiger Liedersänger, — Du seist ein
Herzenbedränger, — ein Seelenfänger, — der in feurigen Liedern,

— die die Guten anwidern, — dem Wein lobsingt und ihn preist,

— daß Du vieler Menschen Verderber seist, — weil Du sie ver-
führst und die Lust ihnen schürst, — daß sie trunken — im
Laster versunken, — am Genuß des Weins sich beteiligen, - der
doch verboten im Aoran, dem heiligen. — Und darum, Hafis, so
weh' es mir tut, — denn ich bin Dir gut, — muß ich Dich aus
meinem Reich verbannen; nimm diesen Ring zum Gedächtnis —
als meiner Gunst Vermächtnis — und ziehe von dannen!" — Und
der Ahan zog einen Ring von der Hand, — darin blitzte ein
Diamant, — köstlich wol ohnegleichen, — und wollte, als seiner
Gnade Zeichen, — das Kleinod dem Hafis reichen. — Der aber
sprach in mürrischem Ton, — und als ob ein störrischer Hohn —
plötzlich in ihm erwachte: — „ „Magst Du auch den Grund nicht
seh'n, — Deine Gabe muß kl? verschmäh'», — weil ich sie ver-
achte!"" — Da schwollen dem Ahan die Zornesadern, — und er
begann mit dem Dichter zu hadern. — „Du unverschämter Ver-
standesgelähmter, — der die Güte erstickt in der Blüte, — Du
frecher Sprecher, ■— der die Wohltat und Gunst, — die Deine
Aunst — sich ruhmvoll errungen, — erwidert mit Beleidigungen,

— Du machst den Freund in mir zunichte; — fort, geh' mir aus
dem Angesichte!" - Da sprach Hafis: - „„Du Fürst der Fürsten,

— nach dessen Weisheit die Menschen dürsten, — siehe, Du bist
im Zorn mit Recht, — weil Dein niedriger Anecht — Dein Ge-
schenk zu verschmäh'» sich erfrecht. — Und doch willst Du, daß
alle, die Allah preisen, — seine köstliche Gabe von sich weisen,

— daß sie seine Güte — ersticken in der Blüte, — die unver-
schämten Verstandesgelähmten, — die, wie ich nur den blitzenden
Stein, — verschmäh'« des Höchsten Geschenk, den Mein! — Hat
Allah uns nicht die Reben gegeben und den Sonnenschein, — zu
reifen den Wein? Den Sorgenbezwinger, — den Freudenbringer,

— der das Leid macht geringer? — Freilich, der Wein ist ver-
boten — für die Verrohten, — die mehr ihrem Magen gönnen,

— als sie vertragen können, — und, daß Allah sie verdamme, —
sich wälzen im Schlamme. — Ls gehört nur die Rebenblüte —
dein heitern Gemüte, — den Kennern, den braven Männern,

— die er nicht wanken macht, — denen er gute Gedanken macht,

—■ daß sie beim Becherkreisen — in fröhlichen Weisen — die
Welt und ihren Schöpfer preisen. — Nun, Herr, wenn Du in
Zorn gerietest, — weil ich verschmäht Deinen Stein, — wie muß
erst Allah zornig sein, — wenn Du seine Gabe verbietest!"" —
Da sprach der fürstliche Richter milde: — „Recht hast Du mit
Deinem Dichterbilde. — Doch kannst Du mit Bildern — das Wirk-
liche mildern? — Du bist ein Fürst in Wort und Gedanken — und
träumst Deine Taten. — I ch habe Schranken. — Ich weiß, daß
aus meinem Entscheiden und lVillen — für Tausende Glück oder
Leiden quillen. — I ch darf, was Millionen heilig glauben, — mit
einem Worte nicht eilig rauben. — Wohl ist mir offenbar, —
was Du sagst, ist wahr, — doch ich will den Menschen die Wahr-
heit gönnen, — die sie versteh'» und ertragen können! — Es hat
wohl jeder recht von uns beiden, — leb' wohl, wir wollen in
Frieden scheiden!" — Albert Roderich.
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Modegeist"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Kirchner, Eugen
Entstehungsdatum
um 1910
Entstehungsdatum (normiert)
1900 - 1920
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 133.1910, Nr. 3412, S. 282
 
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