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224

Ein Fluchtversuch.

Praktisch.

Peperl (Sohn des Baders, zum Dorfwirt): „Der Vatn laßt
schön bitten, ob's ihm net a' Kegelkugel leih'n könnten — er ivill
unserm neuen Lehrbub'» 's Einseif'u lerna!"

Ein Flucbrvers'uch.

IWoch oben auf dem Berg steht das uralte Schloß und um den
Berg herum plätschert der Fluß; und wenn die Kähne vorbei-
fahren, zieht zuweilen ein Bursch die Ruder ein, schaut hinauf
und meint, Münder was für interessante Dinge dort oben ge-
schehen.

In dem alten Schloß geschieht aber gar nichts Besonderes.
Es herrscht dort ein alter Drache und bewacht die junge Prinzessin

Florentine. Aber kein Märchendrache ist es, sondern eine englische
Gouvernante, die das „R" nicht aussprcchen kann und ein falsches
Gebiß hat.

Fern von der Residenz nur Konversation und Klavierspiel —
solch ein Drache ist äußerst langweilig! Die junge Prinzessin muß
oft gähnen. Sie möchte so gerne einmal fort, aber der Drache ist
wachsam und folgt ihr auf Schritt und Tritt. Bur ein Raum
ist in dem Schloß, den betritt die Prinzessin ohne jede Begleitung.
Dieser Raum liegt parterre, hat Wasserspülung („ein kurzer Druck
genügt. .") und ein Fenster, das in den Garten hinausgeht.

Durch dieses Fenster entkam die Prinzessin eines Tages, und
als der Drache nach einer Viertelstunde die Türe sprengen ließ,
war sie längst fort.

Sie lief, so schnell sie nur konnte, durch den Schloßpark,
hinaus in's Freie, Aufsichtslose. Aufatmend stand sie am Fluß.
Die Wellen schwätzten so selig durch die Wiese: Wandern, ach
wandern I

Kam ein Schifflein angesahren, das von einem jungen und
höchst solid aussehenden Alanne gelenkt wurde, der allerlei Lebens-
mittel in die Stadt bringen wollte und Gallus Moser hieß. Das
Prinzeßlein bat: „Bitte, nehmen Sie mich mit!" And der Schiffer
landete und nahm sie in den Kahn. Die Fahrt war wundervoll
und mit den so beliebten landschaftlichen Reizen in reichstem Maße
ausgestattet.

Und der junge Mann war so nett. Prinzessin Florentine
dachte: Er ist mein Befreier, ich werde ihn heiraten. Laut aber
sagte sie: „Sie sollen mich nicht fragen, wer ich bin, Sie werden
alles noch erfahren I"

Das hatte der junge Viktualienhändler auch gar nicht nötig.
Er kannte Ihre Königliche Hoheit schon genügend von den in der
Stadt ausgestellten Photographien her. Er ließ sich jedoch nichts
anmerken, sondern tat recht unbefangen.

In der Stadt angekommen, ging der gediegene, junge Mann
auf den Markt, um seine Eier und sein Gemüse zu verkaufen,
indes das Prinzeßlein im Kahn wartete.

Überall waren bereits Telegramme angeschlagen, welche das
rätselhafte verschwinden Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin
Florentine meldeten und demjenigen, der etwas über sie wußte
oder sie zurückbringen würde, eine Belohnung von zehntausend
Mark zusicherten.

Diesmal gab Gallus Moser seine Waren zu sehr billigen
Preisen ab. Er kam deshalb bald wieder zu der ungeduldig
wartenden Prinzessin zurück.

Nun ging die Fahrt stromaufwärts, aber doch sehr rasch,
denn der junge Mann ruderte ohne Ermüdung und sah dabei das
schöne Fräulein immer freundlich lächelnd an.

Als es Abend wurde, kam das Schloß in Sicht, und ehe das
Prinzeßlein wußte, was geschah, hatte der kühne Schiffer angelegt.
Diener mit Fackeln standen am Ufer, und auch die alte Miß mit
dem falschen Gebiß war da.

Der große Jubel, 'welcher nun herrschte, kam Ihrer König-
lichen Hoheit wenigstens wie eine Art Abwechslung vor, und der
Viktualienhändler Gallus Moser, der sie abgeliefert hatte, erhielt
zehntausend Mark Belohnung und den Titel „Hoflieferant".

£eo Berner.
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Praktisch"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Graetz, Theodor
Entstehungsdatum
um 1911
Entstehungsdatum (normiert)
1906 - 1916
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

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Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
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In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
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Fliegende Blätter, 135.1911, Nr. 3459, S. 224

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