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Ein Narrcnjtrclch.

Eine orientalische Geschichte.

's begab sich, daß £}<mm al Raschid, der Nachkomme des
Propheten, der Liebling Allahs, eines Tages von bösem
Mißmut geplagt wurde. Sein Schatzmeister hatte über
die Leere der Schatzkammer geklagt, und im Diwan hatte keiner der
Wesire ein Mittel gewußt, sie wieder zu süllcn. „Dummköpfe
seid Ihr alle", hatte ihnen der ungnädige Kalif zugerufen, und
war zornig in seine Gemächer gegangen. Abdul Kader, sein Narr,
aber lachte ob des Weltbeherrschers Zorn und sprach: „Zürne
nicht, Herr, der ratlosen Weisheit Deiner Großen und laß Dir
durch Deines Narren findige Narrheit von Deinen Sorgen helfen."

Zweifelnd sah ihn Harun an: „wie willst Du mir Geld
schaffen? Meine Wesire erklären, das Volk könne keine neuen
Steuern tragen, ohne zu verderben und mein Andenken zu ver-
fluchen. was willst Du tun, Narr?"

Abdul Kader lächelte: „Gib mir vierzehn Tage Frist, Herr,
und ich fülle Deine Schatzkannner, ohne daß sich ein Mensch über
unbilligen Druck beklagt." — Und Harun gewährte ihm die
erbetene Frist, und der Narr verschwand aus dem Kalifen-
palaste.

Am nächsten Tage aber zog ein großer Zauberer mit vielem
Prunk und langem Gefolge in Bagdad ein. In allen Gassen,
auf allen Plätzen ließ er verkünden, daß er in vierzehn Tagen die
Toten erwecken werde — und nicht als blutlose Schemen, sondern

in voller Kraft, mit der Fähigkeit, zu handeln und zu wandeln
wie vorher.

Anfangs lachten die Leute darüber; je näher aber der ver-
hängnisvolle Tag herankam, je öfter der Zauberer seine Ab-
sicht wiederholte, um so unruhiger wurden sie. Mit der Unruhe
aber wuchs der Glaube an die Macht des Magiers, und ein
ängstliches flüstern und Raunen ging durch ganz Bagdad. Und
es drang bis zu dem Kalifen, der den großen Magier vor sein
Angesicht rufen ließ, „Höre!" sprach Harun zürnend, „da Du
Dich vermessen, die Toten aus den Gräbern zu rufen, hast Du
die Sicherheit meines Thrones gefährdet, was täte ich, wenn
jetzt mein im Schoße des Propheten weilender Vater vor mich
träte und die Rückgabe der Herrschaft heischte I Damit hast Du
den Tod verdient, und ich will Dich vor Allahs Angesicht senden,
damit Du künftig die Toten in Ruhe lassest."

Schon zückte Mesvur das Schwert der Gerechtigkeit nach dem
Haupte des Magiers — da schlug dieser die Stirne in den Staub und
sprach: „Staub bin ich vor Deinem Willen, o Auge der Welt, doch
hast Du mein Tun, das Du heute verwirfst, einst selber gebilligt."

Und der Magier lüftete die Verkleidung und zeigte das
Schelmengesicht Abdul Kaders. Da lachte Harun: „So viel Schätze
wird mir Dein Narrenstreich nicht bringen als Dir Schläge von
den derben Fäusten meiner Bagdader Bürgerl" — Abdul Kader
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Die Land-Enthusiastin"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Zopf, Carl
Entstehungsdatum
um 1911
Entstehungsdatum (normiert)
1906 - 1916
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 135.1911, Nr. 3463, S. 272

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
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