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—•«§»■ Schnell begriffen. —
„Also, daß Du's weißt, der Apotheka hat g'sagt, auf an' Liter von dera Medizin für die Kuah kommt
a' viertel Liter Wasser!" — „Guat, i' versteh' schon... des is ja g'rad' wia bei da Mili!"
Der >^und lind die Glühwürmchen.
s war eine von den letzten Mainächten am See. lVir gingen
mit Wolf, dem jungen ksund, spazieren. Unsere kserzen
^ waren voll der feinen Nacht. Und wir waren froh, daß
wir es uns nicht zu sagen brauchten. So gut Freund waren wir
uns alle. — Eben strich der Mond ein letztes Mal mit seinem
Silberärmel über See und Gras. Dann sagte er Adieu und war
verschwunden. Jetzt herrschte unumschränkt die Nacht.
Da — was war dort vorn im Gras? Etwas glühte. War
eine von den leuchtenden Perlen aus des Mondes Silberärmel
ausgefallen? Nein, es war ein Glühkäfer. Es waren zwei, drei,
vier Glühkäfer. Es war ein ganzes F)eex von Glühkäfern.
Daß es Glühkäfer waren, wußten wir aus der Zoologie. Aber
Wolf, der lfund, wußte es nicht. Darum fing er an zu bellen.
Die Glühkäfer kümmerten sich nicht darum. Sie begannen
ihre Tänze. In Reihen schwangen sie die Sommerfackeln. Dann
machten sie eine Girlande. Jetzt zeichneten sie dem Eiffelturm seine
Umriss- leuchtend nach. Darnach ordneten sie sich zu einer Fran^aise:
Chassez, croisez . . . Der Tanz zerstob. Jetzt machten sie einen
goldenen Sochzeitsreif. Der Reif zersprang. Und nun gaben sie
die Losung aus: Den Sternenhimmel!
Und dieser regellose Sternenhimmel war das schönste. Wolf,
dem jungen Sunde, schien das nicht so. Daß sich der Sternen-
himmel nicht soviel um sein Bellen kümmerte, war ihm uner-
träglich. Wütend funkelte er den süßen Reigen an. Wir sahen
seine Augen böse leuchten. Dann duckte er sich ganz tief, machte
einen langen Satz mitten in den Sternenhimmel hinein und klatschte
in den See. Die beiden Sterncnreigen aber - der ewige da
droben und der mainächtige da drunten — glühten ruhig weiter.
Fritz Müller (Lannero).
—•«§»■ Schnell begriffen. —
„Also, daß Du's weißt, der Apotheka hat g'sagt, auf an' Liter von dera Medizin für die Kuah kommt
a' viertel Liter Wasser!" — „Guat, i' versteh' schon... des is ja g'rad' wia bei da Mili!"
Der >^und lind die Glühwürmchen.
s war eine von den letzten Mainächten am See. lVir gingen
mit Wolf, dem jungen ksund, spazieren. Unsere kserzen
^ waren voll der feinen Nacht. Und wir waren froh, daß
wir es uns nicht zu sagen brauchten. So gut Freund waren wir
uns alle. — Eben strich der Mond ein letztes Mal mit seinem
Silberärmel über See und Gras. Dann sagte er Adieu und war
verschwunden. Jetzt herrschte unumschränkt die Nacht.
Da — was war dort vorn im Gras? Etwas glühte. War
eine von den leuchtenden Perlen aus des Mondes Silberärmel
ausgefallen? Nein, es war ein Glühkäfer. Es waren zwei, drei,
vier Glühkäfer. Es war ein ganzes F)eex von Glühkäfern.
Daß es Glühkäfer waren, wußten wir aus der Zoologie. Aber
Wolf, der lfund, wußte es nicht. Darum fing er an zu bellen.
Die Glühkäfer kümmerten sich nicht darum. Sie begannen
ihre Tänze. In Reihen schwangen sie die Sommerfackeln. Dann
machten sie eine Girlande. Jetzt zeichneten sie dem Eiffelturm seine
Umriss- leuchtend nach. Darnach ordneten sie sich zu einer Fran^aise:
Chassez, croisez . . . Der Tanz zerstob. Jetzt machten sie einen
goldenen Sochzeitsreif. Der Reif zersprang. Und nun gaben sie
die Losung aus: Den Sternenhimmel!
Und dieser regellose Sternenhimmel war das schönste. Wolf,
dem jungen Sunde, schien das nicht so. Daß sich der Sternen-
himmel nicht soviel um sein Bellen kümmerte, war ihm uner-
träglich. Wütend funkelte er den süßen Reigen an. Wir sahen
seine Augen böse leuchten. Dann duckte er sich ganz tief, machte
einen langen Satz mitten in den Sternenhimmel hinein und klatschte
in den See. Die beiden Sterncnreigen aber - der ewige da
droben und der mainächtige da drunten — glühten ruhig weiter.
Fritz Müller (Lannero).
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Schnell begriffen"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1913
Entstehungsdatum (normiert)
1908 - 1918
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 139.1913, Nr. 3545, S. 10
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg