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Tag war's zum Derschmacht'n ganz.
Da halt der Lehrer Äitzvakanz.
„Leunt, Kinder," laßt er st' vernehma.

Begreiflicher Z o r».

„Nun, hat der Herr, der Dir aus Deine Heirate
amrouce unter der Chiffre .Verborgenes Veilchen' schrieb,
und dem Du dann Deine Photographie sandtest, etwas
hüren lassen?" — „Der Unverschämte! . . Er sandte mir
das Bild zurück und schrieb dazu - ich soll nur »»
Verborgenen ruhig weiterblühen

—Die vierzig Kamele! -K

Orientalische Humoreske von kydia v. Sie in Walter.


idi Beis Reichtum ging ins Märchenhafte. Nicht weniger
als fünfzig Paläste waren sein eigen und von ihrer
inneren Beschaffenheit erzählte man sich weit im Umkreise
feenhafte Lachen I

Die Truhen, welche nach orientalischer Litte als Sitzgclegen-
hcitcn dienten, sollten die .fülle der Edelsteine gar nicht bergen
können, welche er besaß. Nicht mir daß die Waschgefäße sogar,
die er zur Verrichtung seiner täglichen Andacht brauchte, schwer
von Gold und Edelgcstein wogen, schlief er selbst nachts unter
einem Baldachin, der mit Rubinen und Smaragden besetzt war,
daß es wie lauter Regenbogen schimmerte, wenn die ausgehende
Morgensonne ihre ersten Strahlen daraus warf. -

Und all diese Herrlichkeiten sollte einmal die einzige Tochter
erben, die er besaß I

Schon als Nuriah noch ein Kind war, dachte er darüber nach,
wie er es wohl anfangen könnte, in seinem weiten Reiche den-
jenigen ansfindig zu machen, der der würdigste sein würde für
seine einzige Tochter und all die Herrlichkeiten.

Endlich war Nnriah fünfzehn Jahre alt geworden und nun
war es die höchste Zeit, daß man daran dachte, für sie einen
Gemahl zu wählen.

Da kamen die greisen Minister zum fürsten und man beriet
lange, woher und wer wohl der Auserwählte sein sollte. Aber

Sidi Bei schüttelte zu allen ihren Vorschlägen nur verneinend da?
Haupt, strich sich gedankenvoll den langen Bart und sagte endlich-
„Nein, Ihr Getreuen! lvohl weiß ich es, wie sehr auch Euch du'
Wohlfahrt meines einzigen Kindes am Nerzen liegt, aber trotzdem
soll sie nicht dem Manne in sein Heim folgen, den I h r für »f
bestimmen werdet I Sie selber soll sich unter den vornehmste»
meines Reiches denjenigen erwählen, für den ihr Nerz spricht
Und nun höret und staunet, was ich erdachte", fuhr Sidi Be>
schmunzelnd weiter, „damit ich mich des Namens ,fürst der <S»
rechten', den mir mein Volk gegeben hat und auf den ich fto‘3
bin, nicht unwürdig erweise I von morgen an soll in meinem
ganzen Lande verkündet werden: Jeder sei mir in dem Wett'
bemerk um die Hand Nuriahs willkommen, ich will nicht frage»-
wer er ist und woher er kommt. Meine Bedingung ist nur die,
daß mein zukünftiger Eidam mindestens vierzig Kamele fc»1
eigen nenne! Denn wißt Ihr, meine Getreuen vom hohen Rate
— vierzig Kamele besitzen doch nur die Reichsten und vornehmste»
meines Landes. Somit habe ich also niemanden zurückgestoßen, es
jedoch dadurch meiner Tochter unmöglich gemacht, ihr Herz viel'
leicht an einen Jüngling zu verschenken, der niedriger Herkunft
ist, weil solche gar nicht in ihre Nähe kommen werden I"

Und die greisen Minister verneigten sich alle dreimal ehr
surchtsvollst vor ihrem mächtigen Herrn und priesen laut fct»c

Litzvakanz.

„Braucht's Na'mittag in d' Schul net kemma.
Dreiß'g Grad hat's drauß'... da geht's net

's Lerna.

So! Iaya tuat's Enk ruhig entferna!"

Do' kaam war'n f drauß', da hab'n s' a' G'schro»-
Am ärgsten brüllt der Sepp, der kloa':

„Iuhe! Leunt is koa' Schul'! Iuhel"

Und schmeißt sei' Laub'n 'nei in'n Klee.

. .. A' etli' Wochen später drauf
Is Prüfung g'we'n — da ruast er'n auf,

Sin Sepp der Lehrer und fangt o'

Mit'm Frag'n, was er g'rad' frag'n ko'.

Der Seppi schaugt erscht drei' wia b'sess'n.

Als hält' eahm 's Lendl 's Brot wegg'fressn.
Na' sagt er stad, verdattert ganz:

„Geh, Lehrer, halt' heunt Äitzvakanz!"

„Was fallt Dir ein?" lacht der drauf. „Bua,
Leut ist 's ja net ho aß gnua' dazua!"

„O!" moant der Sepperl, der nix woaß -
„Lörst D', Lehrer, mir is sakrisch hoaß!"

w. Herbert.
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Hitzvakanz"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Stockmann, Hermann
Entstehungsdatum (normiert)
1913 - 1913
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 139.1913, Nr. 3552, S. 96

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