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So tritt denn am darausfolgenden Tag das Kleeblatt ge-
horsamst beim kserrn Bberbaurat an, der in ersichtlich guter
Laune in's Bureau gekommen ist. Reißnagel arbeitet indessen an
seinem Zeichentisch und schwärmt schon in der Phantasie von dem
feierlichen Schweinskopfessen, das hergebrachtermaßen bei Be-
förderungen auf Kosten der „Glücklichen" zu erfolgen pflegt.

Endlich ist die Audienz erledigt. Die Tür öffnet sich und die
drei Gesuchsteller schieben sich heraus. Sie schauen aber ausfallend
trübselig d'rein.

„Na, was ist's denn?" fragt Reißnagel verblüfft. „Doch
nicht etwa gar abgefahren?"

„Allerdings!" berichten sie. „Gbwohl wir nichts unerwähnt
gelassen haben, was zu unseren Gunsten sprechen kann, hat er
uns so gut wie gar keine lsoffnung gemacht!"

Der Bauführer ist im höchsten Alaße verwundert und be-
trachtet längere Zeit nachsinnend die drei Unglücksraben. Auf
einmal hellt sich seine gefurchte Stirne aus. „In welcher Reihen-
folge seid Ihr denn angetrcten?" fragt er.

„Na, natürlich nach dem Dienstalterl" entgegnen sie ver-
wundert über diese unverständliche Frage.

„Da haben wir's ja!" ruft er. „Jetzt ist's freilich kein
Wunder mehr, wenn der Berr Bberbaurat schlechter Laune ge-
worden ist und Euch hat abfahren lassen. Ihr hättet doch wissen
können, daß so ein alter Symmetrie-Bnkel über die hypermodernen
ungleichmäßigen Seitenabschlüsse bei einer Gruppierung sich direkt

's Fritzche' lauft in's Feld heit Morse,

Sich e' paar Blume' ze besorje.

Denn Dienschdags in der letschde Stunde,
Do hon se nemlich „Pflanze'kunde".

Sei' Mudder trippelt mit uf's Land.

’n große' Sack Hot se zer Land,

Weil sich ihr' Geiß un' annre Diere
Aach sehr for „Pflanze'" indressiere.

Der Jung' find't Blume' ungezehlt.

De Alt' stibitzt iin Rüwefeld.

Do pletzlich kimmt doher der Schitz
Un' zieht glei' 's Bichl zer Notiz.

Do kreischt de Arschl ganz empeert:

„Sell is doch weerklich unerheert —

E' so arm' Fraache ze nodiere.

Dos mit sei'm Kind dut bodanisiere!!" . ..

Bei der Audienz.

^ie Praktikanten Baumann, Nauersberger und lsämmerlc,
die schon seit Jahren beim Bauamt beschäftigt waren,
fühlen sich nunmehr endlich denn doch zu der Bitte um
Anstellung berechtigt. Der Bauführer Reißnagel, ihr älterer
Kollege und Freund, rät ihnen, wie sie ihm ihr Anliegen vor-
tragen, damit zunächst mündlich beim Berrn Bberbaurat vorstellig
zu werden; denn der Lhef käme mit solchen wünschen grund-
sätzlich nicht selbst zum Ministerinin, sondern wolle stets erst darum
angegangen sein.

wahnsinnig ärgern kauul Ihr müßt's halt in einiger Zeit wieder
probieren . . . aber nicht wieder s o:

—- Fluch der Erkenntnis. —

Ach' du holdes Glück der Kleinen,

Die noch nichts vom Leben wissen! —

Wir Erwachsene beweinen,

Daß wir es belächeln müssen! «. s. W.

sondern so!"
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

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Titel/Objekt
"Opfer der Wissenschaft" "Bei der Audienz"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

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Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
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Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Objektbeschreibung
Verschlagwortung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Stockmann, Hermann
Hesse, Rudolf
Entstehungsdatum
um 1914
Entstehungsdatum (normiert)
1909 - 1919
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

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Digitales Bild
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In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
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Fliegende Blätter, 140.1914, Nr. 3594, S. 284

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