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Jetzt wisse' mer 's.
Schorsch, was reööscht De for e' Leitsch,
STier määnt Du wärscht e' Färscht!
Gewürzte Wurscht segt mer doch nit,
Mer segt gewürzte Wärscht!"
Gewürzte Wärscht. ! Des Ää schtimmt nit.
Gewürzte Würscht — Urt’ ’s Anner nit.
Uää - daß De Dich nit ärrscht - ! Mer segt: Gewürzte Wärscht."
Lina Sommer.
G r n n s it m.
Während der Aufführung von ,Julius Cäsar' steht hinter den
Kulissen der Provinzbühne ein Mann mit einer Dienstmütze und
folgt mit gespannter Aufmerksamkeit dem Spiel. „Wer ist denn
das.?" fragt da ein Fremder, der Zutritt gefunden, den Inspizienten.
- „Das ist der Gerichtsvollzieher!" antwortet jener. „Der wartet
nämlich bloß, bis der Cäsar ermordet ist, dann pfändet er ihn aus."
osv Ballade, ysö
Zftiffcr Graf Bodv von Hahnenschnapp
Mt wütend des Morgens den Burgberg hinab.
Gs stoben die Funken, es schäumte das Roß.
Weiß der Himmel, was wieder den Recken verdroß!
Schon ging es auf Mittag, der Graf war noch fern.
Oer Abend kam näher, bald blinkte ein Stern.
Von Mitternacht war es schon gar nicht mehr weit -
Zu seh'n war der Burgherr nicht weit und nicht breit.
Bald sandte die Sonn' ihren Morgengruß,
Oa endlich kam Bodo. Weiß Gott, zu Fuß!
Wohl hatte bestanden er grimmigen Strauß,
Daß ohne den Rappen er wankte nach Haus?
Oder hätte zu Tode gehetzt er das Tier,
Rur weil er in Wut, zu seinem Pläsier?
So ähnlich, mein Fieber, Gott sei es geklagt!
Rur hat er den Gaul durch die - Gurgel gejagt.
A. Kotsch.
Das klingende -Haus.
^,/ir lfofbewohncr des vierstöckigen Zinshauses hatten eine
eigentümliche Bekanntschaft geschlossen. Einmal war
der Schustermeister vom zweiten Stock, der an seinem
Fenster im Pos eine Reihe von Vogelhäusern hängen hatte, zu
allen lfofparteien des lfauses gekommen und sagte: „Sind S' so
freundlich und machen S' Ihr Fenster auf!" Und der Reihe nach
öffneten sich die Fenster. Aus einem Fenster aber klang ein
wunderschönes Klavierspicl. „Da spielt nämli' ein Künstler!"
verkündete der Schustermeister vom Fenster aus den andern Par-
teien. die ihre Köpfe durch die Blumenstöcke hindurchzwängten.
Alles horchte gespannt dem Spiel eine Weile zu, dann begann
mit einem Male die Wachtel am Schusterfenster zu schlagen. A
tempo zwitscherten die Kanarienvögel darein. Da drunten beim
Faßbinder zu ebener Erde Hub der Meister zu pfeifen an und
gleich daraus stimmte der Junggeselle vom ersten Stock im Sekond
ein. Die zwei blonden Mädeln vom Zimmermaler mir vis-ä-vis
sangen zum Surren ihrer Nähmaschine und der Lisenbahner-
pensionist vom dritten Stock markierte den Baß: „lfm ja. . . hm
ja. . . hm ja. . . hm ja!" Bald darauf kamen die Buben vom
Laternanzünder mit seideupaxierumwickelten Kämmen, der serbische
Student im vierten Stock blies auf seiner Bkariua dazu und plötz
lich ertönte irgendwoher eine Mundharmonika. Da spielte unser
Künstler einen flotten Marsch. Und da ging's los. Die Binder-
gesellen schlugen den Takt aus den Faßreifen, der Schuster nagelte
im Takt, die Vögel sangen, die Mädel von vis-ä-vis auch, Mund-
harmonika, Dkarina und Papierkämme waren das Drchester und
der alte Eisenbahner brummte unermüdlich sein: „lfm ja! lfm
ja!" Und ich? Ich trommelte aus meinem Kleiderkasten mangels
anderer musikalischer Betätigung. — Jeden Tag, Punkt z Uhr
nachmittags ging das Konzert los. — „Das ist nämlich ein armer
Jetzt wisse' mer 's.
Schorsch, was reööscht De for e' Leitsch,
STier määnt Du wärscht e' Färscht!
Gewürzte Wurscht segt mer doch nit,
Mer segt gewürzte Wärscht!"
Gewürzte Wärscht. ! Des Ää schtimmt nit.
Gewürzte Würscht — Urt’ ’s Anner nit.
Uää - daß De Dich nit ärrscht - ! Mer segt: Gewürzte Wärscht."
Lina Sommer.
G r n n s it m.
Während der Aufführung von ,Julius Cäsar' steht hinter den
Kulissen der Provinzbühne ein Mann mit einer Dienstmütze und
folgt mit gespannter Aufmerksamkeit dem Spiel. „Wer ist denn
das.?" fragt da ein Fremder, der Zutritt gefunden, den Inspizienten.
- „Das ist der Gerichtsvollzieher!" antwortet jener. „Der wartet
nämlich bloß, bis der Cäsar ermordet ist, dann pfändet er ihn aus."
osv Ballade, ysö
Zftiffcr Graf Bodv von Hahnenschnapp
Mt wütend des Morgens den Burgberg hinab.
Gs stoben die Funken, es schäumte das Roß.
Weiß der Himmel, was wieder den Recken verdroß!
Schon ging es auf Mittag, der Graf war noch fern.
Oer Abend kam näher, bald blinkte ein Stern.
Von Mitternacht war es schon gar nicht mehr weit -
Zu seh'n war der Burgherr nicht weit und nicht breit.
Bald sandte die Sonn' ihren Morgengruß,
Oa endlich kam Bodo. Weiß Gott, zu Fuß!
Wohl hatte bestanden er grimmigen Strauß,
Daß ohne den Rappen er wankte nach Haus?
Oder hätte zu Tode gehetzt er das Tier,
Rur weil er in Wut, zu seinem Pläsier?
So ähnlich, mein Fieber, Gott sei es geklagt!
Rur hat er den Gaul durch die - Gurgel gejagt.
A. Kotsch.
Das klingende -Haus.
^,/ir lfofbewohncr des vierstöckigen Zinshauses hatten eine
eigentümliche Bekanntschaft geschlossen. Einmal war
der Schustermeister vom zweiten Stock, der an seinem
Fenster im Pos eine Reihe von Vogelhäusern hängen hatte, zu
allen lfofparteien des lfauses gekommen und sagte: „Sind S' so
freundlich und machen S' Ihr Fenster auf!" Und der Reihe nach
öffneten sich die Fenster. Aus einem Fenster aber klang ein
wunderschönes Klavierspicl. „Da spielt nämli' ein Künstler!"
verkündete der Schustermeister vom Fenster aus den andern Par-
teien. die ihre Köpfe durch die Blumenstöcke hindurchzwängten.
Alles horchte gespannt dem Spiel eine Weile zu, dann begann
mit einem Male die Wachtel am Schusterfenster zu schlagen. A
tempo zwitscherten die Kanarienvögel darein. Da drunten beim
Faßbinder zu ebener Erde Hub der Meister zu pfeifen an und
gleich daraus stimmte der Junggeselle vom ersten Stock im Sekond
ein. Die zwei blonden Mädeln vom Zimmermaler mir vis-ä-vis
sangen zum Surren ihrer Nähmaschine und der Lisenbahner-
pensionist vom dritten Stock markierte den Baß: „lfm ja. . . hm
ja. . . hm ja. . . hm ja!" Bald darauf kamen die Buben vom
Laternanzünder mit seideupaxierumwickelten Kämmen, der serbische
Student im vierten Stock blies auf seiner Bkariua dazu und plötz
lich ertönte irgendwoher eine Mundharmonika. Da spielte unser
Künstler einen flotten Marsch. Und da ging's los. Die Binder-
gesellen schlugen den Takt aus den Faßreifen, der Schuster nagelte
im Takt, die Vögel sangen, die Mädel von vis-ä-vis auch, Mund-
harmonika, Dkarina und Papierkämme waren das Drchester und
der alte Eisenbahner brummte unermüdlich sein: „lfm ja! lfm
ja!" Und ich? Ich trommelte aus meinem Kleiderkasten mangels
anderer musikalischer Betätigung. — Jeden Tag, Punkt z Uhr
nachmittags ging das Konzert los. — „Das ist nämlich ein armer
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Ballade"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Objektbeschreibung
Verschlagwortung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum (normiert)
1914 - 1914
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 140.1914, Nr. 3596, S. 314
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg