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315

Das klingende Haus.

Teufel, der Künstler," erklärte mir eines Tages der Schuster,
„bringt sich so recht und schlecht durch's Studium. Meine Alte
gibt ihm jeden Tag ein bissel 'was Warmes zu Mittag I Dafür
Macht er uns die Konzerte!" — Da kam der Herbst. Die Tage
wurden rauher, die Fenster blieben geschlossen, die Konzerte ent-
sielen. Nur hie und da, wenn die Sonne recht freundlich lächelte,
da waren die Fenster weit offen und das Haus klang. An einem
trüben Herbsttag war es, da war die Schustermeisterin gestorben.
Und an dem Tag, als der Sarg im Hausflur stand und wir alle
auf den Pfarrer warteten, da trugen zwei Männer das pianino
des Künstlers über die Stiege herab. Hinterdrein kam der junge
Mann, groß, hager, mit unterlaufenen Augen, ein armer Kerl.
Er zog davon mit seiner tote» Gönnerin. Der Sarg stand im
Wege, die Männer mußten das Pianino abstellen. Da trat der
Schustermeister an den jungen Mann heran und sagte: „Herr,
wenn S' meiner Alten, der guten, noch ein Stückerl spielen
möchten!" Der nickte, rückte sich ein leeres Eimerfaß an das
pianino heran und spielte. Den Trauermarsch von Beethoven
spielte er. Das klang so traurig, so unendlich traurig und das
alte Haus zitterte mit. Der Eisenbahner stand in einer Ecke und
brummte sein „Hm ja! Hm ja!" und die Tränen rannen ihm

dabei über das zerfurchte Gesicht. Und als die letzten Töne ver-
klungen waren, da ging ein Schluchzen durch das klingende Haus...
Der Winter ging vorüber und als dann wieder einmal die Früh-
lingssonne in den Hof lächelte, da öffneten sich wieder die Fenster.
Und — o Schrecken I — da sah ein ungeheurer Grammophon-
trichter aus dem Fenster, woher noch im Vorjahre die herrlichen
Töne erklangen. — Und da bin ich ausgezogen.

M. Janetschek.


(Jriesgnam.

„J^ier innen JTktenfklaverei
Der Himmel draufsen grau wie Blei!
0 Leben ohne Sonnenschein!. .“
Stöhnt das bebrillte Schreiberlein.
Die Sonne Hort s in Wolkenböb'n
Und lächelt: „Wart’, du sollst

mich seh n!"

iJie tanzt hinab auf goldenen lüste»,
An seinem Pulte ihn zu grüben.
Da zieht der wann die Stirne kraus
Und blinzelt über’s Glas hinaus.
Die Uorhangschnur sucht er empört:
„UJie doch der dumme Schimmer
stört!"

Krampus.

Boshaft.

...°;==g° Unverfroren. °§==j....

„Ein passendes Ber-
einsmotto brauchten Sie
für Ihre gesellige Früh-
schoppen-Bereinigung ? —
Nun ja: Morgenstund'
ist aller Laster Anfang'."

Auvrchkweisung.

Die Bawett un’ die Binche,
Die bawwe neie fiüt’ -
Sc schwänzle durch die
hauptschtrost,
Dast mer se jo recht sieht.

Die Bawett (egt zur Binche:
„Dei’ Jeddre sin' nit echt,
Un’ aa Dei’ seid’ne Bännel,
Die (in’ arg dünn un'
schlecht."

Die Binche sagt zur Bawett
So schbistig un’ voll UJut:
„Deh must ich mer verbitte’.
Kehr' uf Dcim eig ne’ Hut."

Lina Sommer.

►B*

Der rücksichtsvolle

Dieb.

„. . . Nee, Herr Ge-
richtshof, Schlafende be-
raube ich nie! Ich weck’
se immer erst aus."
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Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Unverfroren"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Objektbeschreibung
Verschlagwortung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Graetz, Theodor
Entstehungsdatum (normiert)
1914 - 1914
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 140.1914, Nr. 3596, S. 315

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