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59

Gesundheit.

Darauf geht dieser Mensch wortlos an den Fernsprecher und
klingelt die Irrenanstalt an. Ich kenne die Rufnummer, weil ich
am vormittag des gleichen Tages nachgeschlagen hatte, als ich
vorübergehend den Gedanken faßte, gelegentlich 'mal direkt mit
ihr in Verbindung zu treten.

„Lassen Sic das, Herr Doktor," sagte ich deshalb, „ich ziehe
für diesmal noch die akute Blinddarmentzündung vor."

Darauf schmiß er den Hörer hin und mich hinaus. Unten
lief ich dem Spindeldürren in die Hände. Tr sah mich wieder
forschend an.

„Nun, es geht ja jetzt, soviel ich sehe?" sagte er lächelnd.

„Gewiß," sagte ich, „das Magenleiden ist im Gange, und
mit der Nervosität steht es direkt glänzend. Aber was die Blind-
darmgeschichte anbetrifft —"

„waren Sie denn bei einem Blinddarmspezialisten?" unter-
brach er mich.

„Nein, ich dachte, ein gewöhnlicher praktischer Arzt —"

„Da haben wir's. Ein gewöhnlicher Arzt kann Sie zur Not
nervös machen und den Magen verstauchen, aber für den Blind-
darm bedarf es eines Spezialisten.

Er hatte recht. Ein Spezialist hat mir tags darauf den
Blinddarm glatt herausgeschnitten, von da ab war mein Leben

glücklich zwischen Magen-, Darm- und Nerveuzwicken eingebettet.
Regelmäßig besuchte ich, sobald das Zwicken nachließ, neue Arzte,
die mich noch nicht hinausgeschmissen hatten. Und es wäre alles
recht gewesen, wenn ich nicht zuletzt dem Doktor Gurgelzupfer iu
die Hände gefallen wäre.

Der Doktor Gurgelzupfer ist ein gefährlicher Mensch. Die
andern Arzte haben mich zuerst behandelt und dann hinaus-
geworfen. Der Doktor Gurgelzupfer hat es umgekehrt gemacht.
Er hat mich zuerst hinausgeschmissen und dann behandelt.

In einer weise behandelt, daß er mir das mühsam ange-
handelte Nerven-, Darm- und Magenzwicken in ganz gewissen-
loser Meise wieder abgehandelt hat.

wie meinen Sie? Zn einem andern Arzte?

Das ist ja das Unglück, daß das nicht mehr geht, seitdem sie
mich in die berufliche Zwangskrankenkasse cingereiht haben, bei
der der Doktor Gurgelzupfer Kassenarzt ist. Und bei der die freie
Arztwahl ausgeschlossen ist.

Und nun habe ich den Salat. Täglich werde ich gesünder.
Täglich schüttelt der Dürre, wenn ich ihm begegne, wieder bedenk-
licher den Kopf, und der Tag ist nicht mehr fern, wo sie mich
Unglücksmenschen wieder von allen Seiten anreden werden: „Aber,
Mensch, schauen Sie gesund aus, unverschämt gesund. . ."

Fritz Müller.

G'>aS«_. Zeitgemäße Unterscheidung. ^*^3

Kellnerin (in der Küche bestellend): „Zwei Haren mit Kraut, Köchin . . aber recht große . . sind für die
beiden Feldgrauen - und außerdem eine Zivilhaxe!"
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Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Zeitgemäße Unterscheidung"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Graetz, Theodor
Entstehungsdatum (normiert)
1915 - 1915
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Kellnerin
Deutscher Soldat
Karikatur
Gaststätte
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 143.1915, Nr. 3653, S. 59

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Erschließung

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
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