—-4* Der Geisi er besuch. -H-—
itternacht schlägt's vom Kirchturm und die Gandlbäurin
von Bruckmoos fährt jäh mit einem Schrei ans dein
Schlafe auf. Sie ist ain Abend bei der Hendlbräuin auf Besuch
gewesen und hat dort offenbar ein wenig zu viel von dem neuen
Stärketrunk, genannt „Dünnbier", erwischt; denn sie hat schon
bis jetzt schwer und unruhig geträumt von lauter Hexen, die aus
feurigen Uhus reiten, von einem Irrwisch, der ihr immer über
die rot- und weißgeblümte Bettdecke getanzt ist und sie positiv
zu einem Spaziergang auf die verrufene Krawattlwiese hat ver-
leiten wollen — und sonst noch allerhand grausige Geschichten.
Jetzt, während der Mond hell zum Fenster herein scheint und
einen lange» grünen Lichtstreifen an die wand wirst, fallen
ihr vollends alle Geister- und Gespenstergeschichten ein, die seit
hundert und mehr Jahren im Dorfe umgegangen sind, und sie
sängt trotz des dicken schweren Bettes zu schnattern an und mit
den Zähnen zu klappern, daß ihr der kalte Schweiß aus die Stirne
tritt. Ihre Augen quellen förmlich aus dem Kopf und ihr Blick
ist an die Türe gebannt; denn es ist ihr, als ob diese im nächsten
Augenblick sich öffnen und ein Geist cintreten müßte, den Kopf
unter dem Arm oder mit sechs Nasen oder sonst in einer unge-
heuerlichen Verfassung.
Und richtig, gerade beiin letzten Schlag der Glocke klopft
es dreimal mit knöchernem Finger.
„Alle vierzehn Nothelfcr, steht's mir bei!" flüstert die Gandl-
bänrin, ruft aber dann als höfliche Frau auch in dieser höchsten
Not trotzdem mit überschnappender Stimme: „Hereinl"
Und die Türe öffnet sich und herein tritt zu ihrem starren
Entsetzen eine Riesengestalt — leibhaftig, wie sie droben im
Schloß an die Wand gemalt ist — einen verrosteten Harnisch
an, auf dem Kopf einen gewaltigen Helm mit drei wehenden
brennroten Federn und ein Schwert an der Seite, das dumpf
raffelt, während sich der Ritter Huno von Birnstingl — denn
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itternacht schlägt's vom Kirchturm und die Gandlbäurin
von Bruckmoos fährt jäh mit einem Schrei ans dein
Schlafe auf. Sie ist ain Abend bei der Hendlbräuin auf Besuch
gewesen und hat dort offenbar ein wenig zu viel von dem neuen
Stärketrunk, genannt „Dünnbier", erwischt; denn sie hat schon
bis jetzt schwer und unruhig geträumt von lauter Hexen, die aus
feurigen Uhus reiten, von einem Irrwisch, der ihr immer über
die rot- und weißgeblümte Bettdecke getanzt ist und sie positiv
zu einem Spaziergang auf die verrufene Krawattlwiese hat ver-
leiten wollen — und sonst noch allerhand grausige Geschichten.
Jetzt, während der Mond hell zum Fenster herein scheint und
einen lange» grünen Lichtstreifen an die wand wirst, fallen
ihr vollends alle Geister- und Gespenstergeschichten ein, die seit
hundert und mehr Jahren im Dorfe umgegangen sind, und sie
sängt trotz des dicken schweren Bettes zu schnattern an und mit
den Zähnen zu klappern, daß ihr der kalte Schweiß aus die Stirne
tritt. Ihre Augen quellen förmlich aus dem Kopf und ihr Blick
ist an die Türe gebannt; denn es ist ihr, als ob diese im nächsten
Augenblick sich öffnen und ein Geist cintreten müßte, den Kopf
unter dem Arm oder mit sechs Nasen oder sonst in einer unge-
heuerlichen Verfassung.
Und richtig, gerade beiin letzten Schlag der Glocke klopft
es dreimal mit knöchernem Finger.
„Alle vierzehn Nothelfcr, steht's mir bei!" flüstert die Gandl-
bänrin, ruft aber dann als höfliche Frau auch in dieser höchsten
Not trotzdem mit überschnappender Stimme: „Hereinl"
Und die Türe öffnet sich und herein tritt zu ihrem starren
Entsetzen eine Riesengestalt — leibhaftig, wie sie droben im
Schloß an die Wand gemalt ist — einen verrosteten Harnisch
an, auf dem Kopf einen gewaltigen Helm mit drei wehenden
brennroten Federn und ein Schwert an der Seite, das dumpf
raffelt, während sich der Ritter Huno von Birnstingl — denn
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Zur Vorsicht"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1917
Entstehungsdatum (normiert)
1912 - 1922
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)