Dach ihr, die [ie immer [uchen und immer verachten,
Dach ihr, die das Glück ift und oft Unheil geschmäht ward.
Tn dem unendlichen Ceid, das die Grde beschattet,
Strebten [ie alle nach ihrem belebenden Lichte,
Dach ihrer lüärmc, aus der die Ruhe spricht und der Jrieden.
Aber sie, die Bochthronende, (ah die Kommenden reglos,
Unerfchiittert das ewig junge, strahlende MM,
„Sucht ihr mich nun“ — sprach sie - - „ihr, die mich verleugnet?
Sucht ihr mich nun, ihr, die mich verstießet?!
Sucht ihr mich nun, ihr, die ihr stets vorher
Um jedes teile zierliche Lächeln mich preisgabt,
Bis ich mich eurem blinden Befcblecbte entrückte?!
Klo noch unter euch wurde die Wahrheit geduldet?!
3a, auf den Lippen triebt ihr geschäftigen Mißbrauch
Mit der Gntebrten — im Ijerzen trugt ihr die Lüge,
Die jetzt die Grde umschlingt mit erstickendem Mantel,
Dun erkennt ihr die Freundschaft der Msgestoßenen
Und ihr ruft sie zurück. — Grst aber bereitet
1 n euch den Grnst und den willen, die dauernde Stärke,
Die meines Antlitzes ehernen Gleichmut erduldet,
Sei euch bitter und hart oft der Blick meines Auges,
Bitter und hart, was mein herz euch gottgewollt kündet!
war denn nicht alles, Kleines und Größtes, dawider?!
wurde dem Kind nicht selbst, das wahr noch zur Welt kam,
Lüge in jedem Becher gereicht, der ihm Milch bot?!
Gilt's nicht als unklug, als töricht, als derb und verderblich,
wenn eins die Wahrheit spricht und sie mutig bekennt noch?!
Dein, den haß und den Deid und die Zwietracht im fjerzert,
Legt ihr in glatten liebkosenden Zwang die Gesichter
Dennt den Freund, dem ihr nicht den Atem vergönnt habt
Deigt euch und beugt euch, wo ihr mit Füße» gern trätet
Schluckt, wenn ein Größerer spricht, die eigene Meinung
Knechtisch hinunter und schwört aus Gewinnsucht auf seine.
Überall Lüge! Sogar den Wohllaut der Sprache
Fälscht ihr in Zierat, in schillernde trabende Löue,
Worte zu formen bereit und Gedanken zu bergen.
Kleidung und Schritt und Gebärde und haltung und Anseh'n
Alles verwechselt, verdreht! Die Freude mißstaltet
llnd selbst die Lrauer am Grabe des Räcblten geheuchelt und unecht.
]a, so weit ist es schon auf der blühenden Grde gekommen,
Daß „Wahrheit“ nur die Lüge noch hieß und „Lüge" die Wahrheit,,
Geht und schaut in die weißen Gesichter der Loten
Draußen auf rabenumflattertem, gähnendem Schlachtfeld.
Schaut in die eh'rnen ergreifen Mienen der Krieger,
Schaut in die leeren Augen der Mütter und Kinder,
ln die gebrochenen Augen der todbleichen Witwe. . .
Dort noch findet das Bild ihr der Wahrheit,
Dort noch findet ihr jene letzte Erkenntnis,
Die mein Antlitz erträgt.
Dort lernt und, wenn ihr gelernt habt,
Mich zu versteh'» und im Bunde mit mir zu leben
Dicht uni des Dranges der Dot, nein, um meiner selber --
Dann kehr' ich wieder zu euch , , , Wo weilte ich lieber
Als in der Mitte der Mensche», der Kinder des Rimmels!“
IXJilbclni Herbert.
-
EmpfeHIn u r.
„Warum wollen Sie sich denn g’rab’ mit dem Ochsen photographieren lassen?" - „Weil mci’ Braut, die
ich durch die Zeitung Hab' kennen g'lernt, gern a Bild Von mir möcht' — und so schau' i' halt mehr gleich!"
Z u u i c t verlangt.
Fräulein: „Der Schmerz macht mich ra-
send ; heute muß der Zahn unbedingt heraus!"
— Nachbarin: „Ach, Fräulein, und in Vier
Wochen will mein Sohn hier in der Stadt seine
Zahnpraxis eröffnen. , können Sie's nicht so
lange nnshalten?" „
Boshaft.
„Sie waren ja gestern bei Ihrem
Schwiegervater zum Abendessen einge-
laden?! Wie war's denn?" - „Schlecht!
Der Wein hat g e f i s ch e l t und der
Fisch hat g emo seit!"
Gute Schulung
„Was, die mühsame Lanbsägarbeit haben
Sie selbst gemacht, Herr Bemmerl? Da müssen
Sie ja eine unendliche Geduld haben?" -
„Hab' ich auch — ich Hab' eine Frau, drei
Kinder, zwei Dackel und ein Benzinfeuerzeug!"
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Dach ihr, die das Glück ift und oft Unheil geschmäht ward.
Tn dem unendlichen Ceid, das die Grde beschattet,
Strebten [ie alle nach ihrem belebenden Lichte,
Dach ihrer lüärmc, aus der die Ruhe spricht und der Jrieden.
Aber sie, die Bochthronende, (ah die Kommenden reglos,
Unerfchiittert das ewig junge, strahlende MM,
„Sucht ihr mich nun“ — sprach sie - - „ihr, die mich verleugnet?
Sucht ihr mich nun, ihr, die mich verstießet?!
Sucht ihr mich nun, ihr, die ihr stets vorher
Um jedes teile zierliche Lächeln mich preisgabt,
Bis ich mich eurem blinden Befcblecbte entrückte?!
Klo noch unter euch wurde die Wahrheit geduldet?!
3a, auf den Lippen triebt ihr geschäftigen Mißbrauch
Mit der Gntebrten — im Ijerzen trugt ihr die Lüge,
Die jetzt die Grde umschlingt mit erstickendem Mantel,
Dun erkennt ihr die Freundschaft der Msgestoßenen
Und ihr ruft sie zurück. — Grst aber bereitet
1 n euch den Grnst und den willen, die dauernde Stärke,
Die meines Antlitzes ehernen Gleichmut erduldet,
Sei euch bitter und hart oft der Blick meines Auges,
Bitter und hart, was mein herz euch gottgewollt kündet!
war denn nicht alles, Kleines und Größtes, dawider?!
wurde dem Kind nicht selbst, das wahr noch zur Welt kam,
Lüge in jedem Becher gereicht, der ihm Milch bot?!
Gilt's nicht als unklug, als töricht, als derb und verderblich,
wenn eins die Wahrheit spricht und sie mutig bekennt noch?!
Dein, den haß und den Deid und die Zwietracht im fjerzert,
Legt ihr in glatten liebkosenden Zwang die Gesichter
Dennt den Freund, dem ihr nicht den Atem vergönnt habt
Deigt euch und beugt euch, wo ihr mit Füße» gern trätet
Schluckt, wenn ein Größerer spricht, die eigene Meinung
Knechtisch hinunter und schwört aus Gewinnsucht auf seine.
Überall Lüge! Sogar den Wohllaut der Sprache
Fälscht ihr in Zierat, in schillernde trabende Löue,
Worte zu formen bereit und Gedanken zu bergen.
Kleidung und Schritt und Gebärde und haltung und Anseh'n
Alles verwechselt, verdreht! Die Freude mißstaltet
llnd selbst die Lrauer am Grabe des Räcblten geheuchelt und unecht.
]a, so weit ist es schon auf der blühenden Grde gekommen,
Daß „Wahrheit“ nur die Lüge noch hieß und „Lüge" die Wahrheit,,
Geht und schaut in die weißen Gesichter der Loten
Draußen auf rabenumflattertem, gähnendem Schlachtfeld.
Schaut in die eh'rnen ergreifen Mienen der Krieger,
Schaut in die leeren Augen der Mütter und Kinder,
ln die gebrochenen Augen der todbleichen Witwe. . .
Dort noch findet das Bild ihr der Wahrheit,
Dort noch findet ihr jene letzte Erkenntnis,
Die mein Antlitz erträgt.
Dort lernt und, wenn ihr gelernt habt,
Mich zu versteh'» und im Bunde mit mir zu leben
Dicht uni des Dranges der Dot, nein, um meiner selber --
Dann kehr' ich wieder zu euch , , , Wo weilte ich lieber
Als in der Mitte der Mensche», der Kinder des Rimmels!“
IXJilbclni Herbert.
-
EmpfeHIn u r.
„Warum wollen Sie sich denn g’rab’ mit dem Ochsen photographieren lassen?" - „Weil mci’ Braut, die
ich durch die Zeitung Hab' kennen g'lernt, gern a Bild Von mir möcht' — und so schau' i' halt mehr gleich!"
Z u u i c t verlangt.
Fräulein: „Der Schmerz macht mich ra-
send ; heute muß der Zahn unbedingt heraus!"
— Nachbarin: „Ach, Fräulein, und in Vier
Wochen will mein Sohn hier in der Stadt seine
Zahnpraxis eröffnen. , können Sie's nicht so
lange nnshalten?" „
Boshaft.
„Sie waren ja gestern bei Ihrem
Schwiegervater zum Abendessen einge-
laden?! Wie war's denn?" - „Schlecht!
Der Wein hat g e f i s ch e l t und der
Fisch hat g emo seit!"
Gute Schulung
„Was, die mühsame Lanbsägarbeit haben
Sie selbst gemacht, Herr Bemmerl? Da müssen
Sie ja eine unendliche Geduld haben?" -
„Hab' ich auch — ich Hab' eine Frau, drei
Kinder, zwei Dackel und ein Benzinfeuerzeug!"
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Empfehlung"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Objektbeschreibung
Verschlagwortung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1918
Entstehungsdatum (normiert)
1913 - 1923
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 148.1918, Nr. 3780, S. 4
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg