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Wenn jetzt unsere Henne ihr Ei nicht bald legt, müssen wir unfern Mittagtisch noch verschieben.

Der Talisman.

NI die schöne Prinzessin zu erringen, mußten die Ritter
eine große Anzahl von Gefahren bestehen, ivie sie aus

V- den Märchen und Sagen hinreichend bekannt sind: Den
gläsernen Berg, der von einem furchtbaren Drachen bewacht wird.
Dann den Wunderwald, vor dem zehn Riesen lagern, von denen
jeder zehn Augen hat, deren jedes zehn Meilen weit sieht. Dann
die Leuerhöhle, vor der ein listiger Zwerg sitzt, dem alle Ränke
und Rünste der Welt zu eigen sind, ferner das Diamantenschloß,
worin drei verhexte holdselige Jungfrauen Hausen, die den ganzen
rvag giftige Aräuter mischen und daraus einen Trank brauen, der
jedem die Sinne betört. Und so weiter — und so weiter. Man
vmßte sieben Tage erzählen, wenn man alle die Gefahren schildern
wollte, welche die armen Ritter durchmachen mußten.

Sie wußten denn auch wohl, daß ihr ganzes Heldentum nicht
hinreichen würde, um sicher und siegreich durch alle die Abenteuer
hindurch und in den Besitz der schönen Prinzessin zu gelangen.
Darum wendeten sie sich an die weisesten Männer und größten
Zauberer, die danials bekannt waren, und erbaten sich von ihnen
evalisnianc, mit denen ausgerüstet sie hinausziehen und die Lahrt
versuchen wollten. Jeder bekam von seinem Gönner ein anderes
vorzügliches Geschenk, das ihn gegen alles Ungemach feien und
in den Stand setzen würde, seine Ausgabe zu erfüllen.

Dem ersten wurde ein Wunderhorn gegeben. wenn er aus
dem blies, dann sprangen alle Tore aus; die Zugbrücken sanken
von selbst vor ihm herab und keine böse Macht blieb ihm unhold
gesinnt. So frohlockte er denn und zog mit seinem Schatz jubelnd
in die weite.

Der zweite erhielt von dem mächtigen Manne, der ihm bei-
stand, einen Stab, der seltene Kräfte besaß und keinen wider-
stand duldete, wenn er den stärksten Leisen damit berührte, so
brach dieser vor ihm zusammen wie Zunder. Das gewaltigste Lener

erlosch und durch den tiefsten wogenstrudel bildete sich eine seichte
Lurt, aus der man getrost an das andere Ufer schreiten konnte.

Dem dritten gab der Zauberer, der ihn beschirmte, einen Gürtel,
in den eine große Anzahl seltsamer und wundertätiger Lormeln
eingegraben war. Jede von ihnen hatte eine andere Bedeutung
und Stärke in sich. Die eine enthüllte ihm die Sprache der Vögel
und Vierfüßler. Tine zweite ließ ihn den Llug der Wolken, das
Raunen der Baumwipfel und das Murmeln der (Duellen verstehen.
Tine dritte verriet ihm den Laus der Sterne — eine vierte die
Geheimnisse, die im Sturme rauschten und im zarten wehen des
Windes woben.

Der vierte der Pelden, der die Probefahrt antrat, hatte dazu
von seinem Gönner einen Ring erhalten, der in Sagen schon
manchmal eine bedeutsame Rolle spielte, wenn er ihn am Linger
drehte, dann wurden ihni alle Gewalten der Erde untertan.
Geisterstimmen, die keiner vernahm als er selbst, berieten ihn und
führten ihn sicher durch die schwersten Gewitter und die unweg-
samsten Gebirge. Kurz, der Wunderring ließ ihn nie und nimmer
im Stich, so daß er fest auf ihn vertrauen konnte. In diesem
vertrauen trat er singend seinen weg an und grüßte jede Blume
mit dem jauchzenden Ruf: „Ich - ich bin es, dem die Prinzessin
zu eigen wird!"

Der fünfte war sonderbar ausgerüstet worden mit einer Brille,
deren Gläser ihre Larben wundersam wechselten, je nachdem er
ein Abenteuer zu bestehen hatte. Näherten sich ihni fauchende
Ungetüme, so glühten die Gläser schreckhaft auf. Mitten in der
finsteren Nacht bestrahlten sie den Pfad in leuchtendem Blau,
vor der blendenden Sonne aber schützten sie ihm das Auge durch
ein sanftes Grün. Sie hatten zudem die Gabe, in die Perzen der
Menschen und in ihre Gedanken sehen zu lassen. Rein Wunder,
daß ihm nicht bange war.

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Geduldig"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Objektbeschreibung
Verschlagwortung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Madlener, Josef
Entstehungsdatum
um 1918
Entstehungsdatum (normiert)
1913 - 1923
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Weltkrieg <1914-1918>
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

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Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
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Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 148.1918, Nr. 3782, S. 27
 
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