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fs war einmal — das
einmal ist aber gar
nicht so lang her — ein
braves Schneiderlein, tum
sind die Leute dieses Pand-
werks schon in alten Mär-
chen nicht gerade als Mus-
kelmänner und Keulen-
schwinger berufen — dieser
aber war dermaßen win-
dig und dünn, daß er sich
des öfteren mit seinem
eigenen Ellenmaß verwechselte. D'rum mußt' er auch, wie alles
hinauszog in den großen Krieg, daheim bleiben, dieweil kein feld-
grauer Rock zu finden, der für ihn eng genug gewesen wäre. So
mußt' er feldgraue Röcke nähen für die andern. Mie nun in
deutschen Landen das Speisen nach der Karte anhub, da wurde er
vollends so dünn, daß man aus einem Münchner Metzgermeistcr
seiner leichtlich ein Dutzend hätte schnitzen können. Mas Münder,
daß er da des öfteren Sonntags hinausging auf's Dorf nach Butter-
hausen oder Speckheim, zu schauen, ob ihm da ein ganz weitläufig
entferntes Gevatterbäslein ansässig sei, die ihres Dorfes Vornamen
iui Faß oder im Rauchfang habe. Aber da hatte er kein Glück,

denn die Bäuerinnen meinten, wenn sie das Dürrlenderlein daher-
kommen sahen: „An dem ist doch Topfen und Schmalz verloren"
und schoben fix das Riegelcin vor.

So stieg er hungrig ob'en um's Dorf heruni in den Mald,
sich da ein Gericht Pilze zu schneiden. Aber der Mald war der
Märchenwald und war's da nicht ganz richtig. Mie er einen teller-
großen Steinpilz abschnitt, da war er niadig und hinter ihm lachten
zwei protzige Fliegenschwämme: „Zieh' uns das Fell ab; mir sind
besser!" Und der Schlehenstrauch ries herüber: „Pflaumenersatz I
Bedienen Sie sich l" — aber die waren selber einem hungrigen
Schneiderlein zu sauer! Über seinen schiefgezogenen Mund lachte
der Rotfuchs, der vor seinem Bau saß, und grinste höhnisch: „Ratte
soeben einen delikaten HasenbratenI Schade!"

Dabei ward das arme Schneiderlein noch hungriger denn zuvor,
und wie er da, wo der Mald ain tiefsten war, vor ein verwunschen
und versponnen päuslein kam, da gedachte er anzusxrechen um

Speise und lTrank. Im selbigen ksäuslein aber
wohnte der Märchenmaler. Allerlei ihm ver-
trautes Maidgetier trieb sich d'rum herum und
ein blitzsauberes Spießböcklein wies ihm, von hin-
ten mit dem Gchörnlein nachhelfend, den Meg.
Es war aber der Märchenmaler ein kleines Männ-
lein — noch um eines Pauptes Länge kleiner
als der, der dieses Märchen gezeichnet hat — mit
einen: guten Gesicht, aber den Schalk im Nacken.
Das Schneiderlein bot ihm die Tagszeit I „kfeia,
Ihr wollet mir wohl ein Bild bestellen! Könnt's
haben. Märchenhaft schnell! Gleich zum Mit-
nehmen I Etwann
das tapfere Schnei-
derlein oder den
- Eisenhans?" —
verlegen drehte der
Schneider sein ksüt-
lein und stotterte:
„Mas zu essen
wäre mir schon
lieber!" — „kseia >
Auch das kann ich
Euch malen!" und

31.

4*
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Das fette Schneiderlein"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Objektbeschreibung
Verschlagwortung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Vogel, Hermann
Entstehungsdatum (normiert)
1917 - 1917
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Weltkrieg <1914-1918>
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 148.1918, Nr. 3783, S. 31

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