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einen ihrer würdigsten unb Erfahrensten, einen klugen ®i'eis,
znm Löwen, dem König der Tiere, nnd liefen fragen unb bitten,
was denn los fei nnd warum der im großen und ganzen doch
so angenehme Verkehr zwischen ihnen und seinen Untertanen
plötzlich vollkommen abgebrochen worden.

Der Löwe sah den Gesandten unwillig und anscheinend
gelangweilt an und sprach gähnend mit hochmütigem Gesichte:
„Ich müßte mich heiser reden und viele Tage darauf verwenden,
um nur einiges von den: anfzuzahlen, was Ihr utls angetan
habt. Die Anklage gegen Luch würde nicht bloß Bände, son-
dern eine ganze Bibliothek füllen. Aber wozu denn alles?!
Genug l wir sind für ewige Zeiten fertig mit Luch. Kehre
heim und bemühe Dich nicht mit schalen Worten, mich nnd mein
Volk nmznstimmen! was einmal beschlossen ist, steht uner-
schütterlich fest wie die Reifen meiner lröhle, nnd alle Lnere
Versuche, uns davon abznbringen, würden vergeblich sein!"

Der Greis wendete ihm den Rücken nnd ging. „Geht
es nicht mit dem Mächtigsten" — dachte er sich — „so will
ich es bei dem Schlauesten versuchen!"

Er begab sich zu dem Fuchs. Der lag
vor seinem Bau, sonnte sich und suchte sich
durch Recken, Strecken und Philosophieren
den Vnnger zu vertreiben. lVie er den
Menschen herankommen sah, setzte er sich
aber ans einen Baumstumpf, ritigelte den
buschigen Schweif zierlich um seine Beine,
stützte das Nanpt ans die linke Vorderpfote
und diese gegen das Knie und nahm eine
herablassende nnd gönnerhafte Miene an.

„Mensch I" sprach er. „was bedrückt
Dich?"

Als ihm der Greis seine Bitte vorgetragen hatte, nickte er
ein paarmal leutselig mit dem Kopf und sagte dann etwas nach-
lässig, aber doch in wohlwollendem Tone: „Recht denn! Recht
denn, guter Mann! Ich will sehen,--was ich für Euch zu tun

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vermag. Ihr sollt weiteres darüber zn
hören bekommen!"

Der kfunger war inzwischen noch stärker "
bei ihm geworden. Er trommelte schnell
alle Nachbartiere zusammen und hielt eine
große Ansprache in ihrem Kreise. „Der
Mensch war bei mir!" sagte er mit groß-
artiger Geberde. „Das Wasser läuft ihm
in den Mund. Er hat mich um meine
Fürsprache bei Euch angegangen; denn
er weiß wie jedermann, daß ich als rechtschaffener und uneigen-
nütziger Bürger weit nnd breit unter Luch bekannt und angesehen
bin. Ich wollte ihn eigentlich auch abweisen, wie das unser König,
der Löwe, getan hat. Aber dazu habe i ch ein zu weiches lherz

und er wußte mich mit so beweglichen Worten zu bestürmen, daß
ich es nicht länger mit ansehen konnte. Ihr wißt, wie empfindsam
mein Gemüt ist nnd daß ich niemanden leiden sehen kann, selbst
den nicht, der es um uns so redlich verdient hat wie der Mensch."

„Ia" fuhr er ergriffenen Tones, weil ihm der Magen
sehr stark knurrte, fort „das Schicksal dieser Men-
schen geht mir wirklich näher, als ich glaubte, liebe
Freunde! Ich kann nicht leugnen, daß ich gerührt
davon bin. wir wollen den Ärmsten, die ohne »ms
zugrunde gehen, noch einmal verzeihen, sie begnadigen
und ihnen helfen, liebe Nachbarn! wir wollen sie

nicht länger verzweifeln und allein lassen! wir wollen unsere Ge-
meinschaft mit ihnen wieder ausnehmen" . . .

Lr wartete einen Augenblick ans den Erfolg seiner Worte.
IVeil aber die anderen noch halb unschlüssig standen und sein
Magen immer heftiger krachte, ries er mit Leidenschaft und zer-
drückte eine Träne: „Säumt Ihr noch?I Vermögt
Ihr noch zu säumen?! I ch vermag es nimmer-
mehr ! Ich gehe hin und will tun, was in meinen
Kräften ist!" . . .

Und er lief in den nächsten Bauernhof und stahl
die zwei fettesten Niihner... w. Serben.
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Mitleid"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Objektbeschreibung
Verschlagwortung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Roeseler, August
Entstehungsdatum
um 1918
Entstehungsdatum (normiert)
1913 - 1923
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Weltkrieg <1914-1918>
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 148.1918, Nr. 3786, S. 55
 
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