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's ^rdenl.

Ps fitst der alt’ fjiasl

Jim Bankerl vor'iti Raus,
Schaut mehr in fi’ eini
Und wcni’ mehr aus.

Sei’ 6’ficbt is voll Jurcljen
UJia a frifcb g’ackert’s Hand;
fln Slecka umklammert
Sei’ zitt rige Rand.

€r fitst net im Schatten,
er fitst in der Sunn’,

Jim Baam fingt der Stieglits,
€s fprudelt der Brunn’.

Sei’ Raar is voll UJinter,

Sei’ Bart is voll Schnee
Und draufst blüabt der JTnger
Und draufst blüabt der Klee.

Cr hat fei’ Billett febo'

Jim Schalter begehrt,

Da ko’ er glei’ ci’fteig’n,
wenn abg’ruafa werd.

Cr tragt aa’ a Pelzbaub’n,
Damit’s ’n net friert,

De is mit ’m Sederl
Uom Dufsbäber ziert.

Da ko' ma’ no' kenna’

Ganz deutli' und klar,

Dafs friiaber der alt’ Rias!

JIn anderer war.

€berl.

Dte Glanzrede.

mim" fugte beim Abendessen die Frau Doktor „was

hast Du denn morgen, Mskar?"

„Morgen?" antwortete der liebenswürdige ivortge-
wandte ReäManwalt. „Ach, morgen - da Hab’ ich so ein armes
Aushilfspostmädl zu verteidigen, das aus punger ein Pamsterpaket
geöffnet, den Kuchen heransgescbnipft nird polzwolle dafür hinein-
praktiziert hat."

„Armes Mädl!" meinte seine Frau ernst. „Ich bin mit diesem
Mitleid doch nicht ganz und bedingungslos einverstanden. Unrecht
war es einmal und Pflicht bleibt Pflicht, So 'was darf nicht feilt!"

„Ach was 1" rief ihr Mann und seine sprechenden Augen be-
gannen zu glanzen. „Recht und Pflicht alles ganz schön und

gut! Aber wenn man mehr punger als (Zehalt hat, daun gilt
eben zuweilen ein anderer Kodex. Ich werde die Lache schon in
das richtige Licht stellen. Eine Glanzrede werde ich halten. „Meine
pohen perren l" werde ich sagen. „Meine pohen Perron! Betrachten
Sie sich einmal dieses arme unglückliche Geschöpf auf der Anklage-
bank! Bedenken Sie, meine Pohen perren, wie schwer und immer
schwerer es ihr geworden sein mag, mit dem jungen nahrungs-
bedürftigen Körper, Paket um Paket zu zählen und zu zählen und
stets von neuem zu zählen! Darunter, meine pohen perren, viele,
viele Pamsterpakete, auf die irgendein reicher Schlemmer und
Prasser wartete, mit seinen Gaumen damit zu befriedigen, während
ihr selber der Punger nach dem Notwendigsten immer mehr und
mehr wuchs, Was ist begreiflicher, menschlicher, allgemein ver-
ständlicher, meine pohen Perren, als daß sie eben schließlich doch
zugriff? Und war es denn auch wirklich ein so großes verbrechen,
meine pohen Herren, wenn sie irgendeinem solchen Prasser, der
es nicht brauchte, der es im Überfluß hatte, ein Stück Kuchen weg-
aß ? Muß denn der, der schon mehr als genug hat, immer noch
mehr haben? Nein, meine Pohen perren, eine Art von Notwehr
war es, in der meine Klientin gehandelt hat. Je genauer Sie
ihre Tat betrachten, desto milder werden Sie den Fall beurteilen,
desto eher wird sich Ihnen das rein Menschliche herausschälen, desto
niitleidiger werden Sie gestimmt werden und dann sicher das richtige
Urteil fällen, das auf Freisprechung und, wenn wirklich nicht auf
Freisprechung, so doch nur auf eine ganz gelinde Strafe lauten
kann. Stellen Sie sich nur, wenn Sie sich nun zur Beratung zurück-
ziehen, auf der einen Seite das bleiche schmale Gesichtchen meiner
Mandantin, auf der anderen den fettglänzenden Pausback vor, dem
sie geschadet hat!"

„Schön geredet!" sagte die Frau Doktor.

„Du !" meinte ihr Mann befriedigt und verschnaufte ein wenig.
„Ich habe Appetit bekommen von meiner Rede. Könnte ich nicht
vielleicht ein kleines Stück Butterbrot haben?"

„Ich weiß nicht!" lächelte sie. „Ich glaube, es ist keine Butter
mehr im Pause. Aber halt 1 Da fällt mir ja eben ein: Der Gras-
bauer, Dein alter Kunde, hat ja wieder das übliche Wochenpäckchen
geschickt. Da wird wohl so 'ivas Ähnliches d'rinnen fein I"

Verheißungsvoll schmunzelnd verschwand sie, um bald mit dem
Päckchen wiederzukehren.

„Das ist ja famos!" lachte der perr Doktor. „Gib nur her!
Das werden wir gleich geöffnet haben. Schneid’ mir nur inzwischen
ein schönes Stück Brot ab!"

Mit kundiger Band löste er die pulle. Tr sah im Geiste schon
die golden leuchtende Gebirgsbutter vor sich, machte die Schachtel
auf und starrte entsetzt auf ihren Inhalt, der aus etlichen alten
Käse- und Brotrinden bestand, die ungebetene Bände an die Stelle
der von ihnen herausstibitzten Butter gelegt hatten.

„Kreuzbombenschockschwerenot!" schimpfte er und warf das
Paket auf den Tisch, daß die Rinden einen stürmischen Galopp
tanzten. „Tine solche verflixte Elster da!"

Auch die Frau Doktor sah im ersten Augenblick entsetzt auf
die nnwillkomniene Liebesgabe. Dann aber siegte ihr gütiger
Franenhnmor. „Dnl" sagte sie. „Geh’, sei doch so gut: Wie hieß
doch Deine Glanzrede? Palt’ sie jetzt, bitte, doch geschwind noch
einmal! Sie hat Dich ja so begeistert und, offen gestanden, mich
ja auch!"

„Könnt’ mir einfallen!" rief er zornig und biß wütend in das
trockene Stück Brot.

Am andern Morgen hielt er sie aber doch — die Glanzrede —
und zwar noch eine glänzendere wie die am Abend vorher.

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Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
" `s Federl"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

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Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Objektbeschreibung
Verschlagwortung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Krombach, Paul
Entstehungsdatum (normiert)
1918 - 1918
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Weltkrieg <1914-1918>
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

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Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
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Fliegende Blätter, 148.1918, Nr. 3792, S. 106

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