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Des Baumes in's Stadtprotokoll.

„Weil's immer so war, bleibt es Heuer so auch!"
Beschlossen sie einstimmig dann.

„Verboten wird ihm aus das strengste, zu blüh'»
Das sagen wir hiemit ihm an!"

Das Volk rings vernahm es mit vielem Respekt
Und mit vielem Respekt auch der Baum.

Er hatte vermessen zu Nächten geträumt
Und büßte jetzt bitter den Traum.

Denn bald sah es jeder mit Ehrfurcht und

Stolz:

Ein Wind kam durch's Stadttor gerast
Und trieb polizeilich im Wirbel geschwind
Den Unfug der Blüten vom Ast.

Nun stand der so kahl, wie er je einmal

war.

Die Leute sah'n scheu sich erst um;

Dann flüsterten sie in Betrübnis und Gram:

„Warum darf er nicht blühen — war-

u in?!"

Wie d'rauf durch die Abendlnft wehte der

Schall

Der Glocken, da kam es heran

Von Mägdlein'ein langer, ein festlicher Zug.

Der trat vor des Rates Altan

Und bat mit den Länden und lieblichem Wort:

„O gönnet dem Litten sein Blüh'n!

O wehret ihm nicht das Wunder im Lenz!

O lohnet sein freundliches Miih'n!"

Die Perücken sträubten und spreizten sich lang.
Doch jeder sah's eigene Kind
Da drunten so flehen, so fürbitten bang
Und war ihm in Wärme gesinnt.

So gaben sie schließlich denn Gnade für Recht.
Der Stadt ehrenpreisliches Laupt
Verkündete just, wie das Abendrot sank:
„Das Blüh'n ist ihm wieder erlaubt!"

Und sieh', wie im Morgenrot glänzte der

Turm,

Da war schon der Auftrag vollbracht:

Da hatte sich über und iibcr der Baum
Voll Blüten staffiert in der Nacht.

Da stand er gehorsam in Frühlingszier
Und das Volk sah's und jauchzte ihn an
Und dankte dem Baum und dankte dem Rat,
Die zusammen dies Wunder getan.

W. Kerbert.

Die Unzufriedenen.

Herr am Stammtisch (zu dem eintretenden Polizisten): „Warum machen Sic solch ein brummiges
Gesicht, Herr Wachtmeister?" — „Ärger im Dienst gehabt; bin heute mit mir selbst nicht zufrieden!" — „Ach, da
kommen S' her! G'rad' schimpfen wir auf die Polizei • . . schimpfen S' a bisserl mit!"

Protest. Verkehrt anfgcfaßt.

Kommerzienrat: „So, so, sind Sie auch ein Jünger Gattin: „Bei der Vorstandswahl im Frauenvercin habe ich

Mars'?" — Rekrut: „Sie verwechseln mir, Herr Kommerziell- vier Stimmen gekriegt!" — Mann (der nur halb hingehört hat,

rat, ich bin nicht der junge Mars, ich bin der junge Beilchenblnh!" entsetzt): „Bier Stimmen . > , um Gottes willen!"

Angenehmer Besuch.

„Unverschämte Gesellschaft! Ausziehen mußte ich meinen Mantel
allein, da hat mir keiner geholfen — aber jetzt, wo ich ihn wieder
anziehen.will, da springen s' gleich alle vier herbei!"

Im Büro.

„Um Tinte zu sparen, schreiben wir ab nächstem Ersten an die
ganze Kundschaft nur noch „achtungsvoll" statt wie bisher „hoch-
achtungsvoll"; ich bitte, das vorzumcrken!"

(Unschädlich.) Arzt: „Jetzt werde ich Ihnen wohl bald's Vier wieder erlauben können!" — Patient
(erfreut): „Mein Zustand wird immer besser?" — Arzt: „Das weniger. . . aber 's Bier wird immer schlechter!"

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Der alte Baum"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Objektbeschreibung
Verschlagwortung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Stockmann, Hermann
Entstehungsdatum
um 1918
Entstehungsdatum (normiert)
1913 - 1923
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Weltkrieg <1914-1918>
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 148.1918, Nr. 3797, S. 146

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