3g Der Weitflug. gc
er Lerold rief die Kämpfer auf den Plan,
Da trat ei» seltsam Paar zur grünen Bahn.
Es kam zum Streit das schlanke Flügelroß.
Doch all die Karrenden sein Bild verdroß.
Denn lahm schien es von langer Winterrast,
Ulrich matt und dürr, das Aug' erstorben fast,
So daß zu seinen Gunsten eine Wette
Am keinen Groschen wer begonnen hätte.
Doch neben ihm feist, glänzend, stark und rund.
Begrüßt von manchem frohgestimmten Mund,
Trat derb herfttr, stolz, frei des harten Jochs,
Sich wohl der Kraft bewußt, ein Niesenochs,
Der an den Schultern ein paar Flügel trug.
Mit Kunst gefertigt slir den Wolkenflug,
And triumphierend seinen Gegner maß,
Den er beinah' schon mit den Augen fraß.
Da schmetterte, der Lerold hell in's Lorn.
Der Büffel stürmte d'rauf im Tatenzorn
And suchte sich dabei mit Sprung und Stößen
Vom Boden weg zur freien Luft zu lösen.
Indes das Roß verträumt mit leisem Tritt
An seiner Seite in die Wiese schritt.
Scho» war das Rind dem andern weit voraus.
Laut klang von allen Bänken der Applaus
And manch ein Lohn und manch ein Spottwort flog
Dem Träumer zu, der still des Weges zog.
Da hob sich aus der Leide duftigem Grund
Der grauen Lerche liedersroher Mund.
Sie stieg wie ein zu Klang geword'ner Pfeil
Zur Sonne auf in leichtbeschwingter Eil'.
Wie Pegasus den kleinen Sänger sah,
Ging ihm'ein Ruck durch alle Glieder da.
Er reckte sich. Die Nüstern schnoben froh.
Die Flügel, matt wie leergedrosch'nes Stroh,
Erwachten mählich, wurden straff und weit —
And plötzlich schwang in Frühlingsseligkeit
Zu aller starrem Staunen sich das Roß
Dem Vogel nach als freier Fluggenoß
And schwamm i» majestätischer Kraft und Ruh'
Dem lichten Kimme! und der Sonne zu.
Der Ochse sah ergrimmt zu jenem auf.
Er stolperte dabei in Sprung und Lauf
And fiel — von fernher klang des Volkes Schrei —
Mit schwerem Plumps in einen Laufen Leu.
Dort nahm er gleich das Maul gehörig voll.
Stolz rief er, kauend, munter, froh und wohl:
„Triumph! Triumph! Gewonnen ist das Spiel!
Ich Hab' gesiegt! Erreicht Hab' ich mein Ziel!"
Das Roß indessen trug sein Flügelpaar
Empor zur Wolke und dem Bruderaar.
Denn seiner edlen Seele freiem Flug
Schien nie und nimmer je ein Ziel genug.
W. Kerberk.
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er Lerold rief die Kämpfer auf den Plan,
Da trat ei» seltsam Paar zur grünen Bahn.
Es kam zum Streit das schlanke Flügelroß.
Doch all die Karrenden sein Bild verdroß.
Denn lahm schien es von langer Winterrast,
Ulrich matt und dürr, das Aug' erstorben fast,
So daß zu seinen Gunsten eine Wette
Am keinen Groschen wer begonnen hätte.
Doch neben ihm feist, glänzend, stark und rund.
Begrüßt von manchem frohgestimmten Mund,
Trat derb herfttr, stolz, frei des harten Jochs,
Sich wohl der Kraft bewußt, ein Niesenochs,
Der an den Schultern ein paar Flügel trug.
Mit Kunst gefertigt slir den Wolkenflug,
And triumphierend seinen Gegner maß,
Den er beinah' schon mit den Augen fraß.
Da schmetterte, der Lerold hell in's Lorn.
Der Büffel stürmte d'rauf im Tatenzorn
And suchte sich dabei mit Sprung und Stößen
Vom Boden weg zur freien Luft zu lösen.
Indes das Roß verträumt mit leisem Tritt
An seiner Seite in die Wiese schritt.
Scho» war das Rind dem andern weit voraus.
Laut klang von allen Bänken der Applaus
And manch ein Lohn und manch ein Spottwort flog
Dem Träumer zu, der still des Weges zog.
Da hob sich aus der Leide duftigem Grund
Der grauen Lerche liedersroher Mund.
Sie stieg wie ein zu Klang geword'ner Pfeil
Zur Sonne auf in leichtbeschwingter Eil'.
Wie Pegasus den kleinen Sänger sah,
Ging ihm'ein Ruck durch alle Glieder da.
Er reckte sich. Die Nüstern schnoben froh.
Die Flügel, matt wie leergedrosch'nes Stroh,
Erwachten mählich, wurden straff und weit —
And plötzlich schwang in Frühlingsseligkeit
Zu aller starrem Staunen sich das Roß
Dem Vogel nach als freier Fluggenoß
And schwamm i» majestätischer Kraft und Ruh'
Dem lichten Kimme! und der Sonne zu.
Der Ochse sah ergrimmt zu jenem auf.
Er stolperte dabei in Sprung und Lauf
And fiel — von fernher klang des Volkes Schrei —
Mit schwerem Plumps in einen Laufen Leu.
Dort nahm er gleich das Maul gehörig voll.
Stolz rief er, kauend, munter, froh und wohl:
„Triumph! Triumph! Gewonnen ist das Spiel!
Ich Hab' gesiegt! Erreicht Hab' ich mein Ziel!"
Das Roß indessen trug sein Flügelpaar
Empor zur Wolke und dem Bruderaar.
Denn seiner edlen Seele freiem Flug
Schien nie und nimmer je ein Ziel genug.
W. Kerberk.
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der Wettflug"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Objektbeschreibung
Verschlagwortung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1918
Entstehungsdatum (normiert)
1913 - 1923
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 148.1918, Nr. 3805, S. 219
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg