es Fleiß, war es am Ende gar Abneigung gegen Fräulein Resi —
kurz und gut, er war noch nicht ein einziges Htal an den ominösen
Schuh getreten und hatte ihm sein Fünferl geopfert. Die anderen
Zerren lächelten darüber und machten angelegentlich Witze. Er
aber blieb still und standhaft und selbst die versteckten Blicke, die
hie und da von Fräulein Rests Pult zu ihm. in die andere Ecke
des großen Raumes fanden, vermochten nichts daran zu ändern.
Das ging so einige Wochen fort. Da trat unerwartet ein
merkwürdiges Ereignis ein.
Eines Morgens, zu einer Zeit, zu der man ihn sonst nie in
den äußeren Büros fand, erschien der Ehef unter seinem Personal,
machte ein vergnügtes Gesicht und sagte, indem er die Herren um
sich versammelte: „Ich muß Ihnen eine angenehme Mitteilung
machen, da die daran zunächst Beteiligten sie bisher nur an mich
gerichtet und mich ersucht haben, sie Ihnen selbst bekanntzugeben,
lferr Artur Müller und unsere geschätzte Mitarbeiterin Fräulein
Resi haben mir eröffnet, daß sie sich gestern abends verlobt hätten!"
Der Chef lächelte den beiden Genannten, die gesenkten Kopfes
und errötend je an ihrem Pulte standen, vergnüglich zu und ging
wieder in sein Zimmer.
Linen Augenblick herrschte starres Schweigen. Dann brach ein
Sturm der Entrüstung los, der sich natürlich in erster Linie gegen
Artur Müller wendete: „Ein solcher lseimtückerl Ein Mensch,
der es drei Fäuste dick hinter den Dhren hat! Der größte Spitz-
bube dieses Jahrhunderts I" .. . und ähnliche, mit Galgenhumor
gewürzte Bemerkungen Hagelten von allen Sejten auf das lfaupt
des Jünglings mit den Veilchenaugen, der den Kopf immer tiefer
senkte und eine weile schwieg, bis sich die erste Empörung aus-
getobt hatte.
Dann sah er auf, nickte schmunzelnd zu Fräulein Resi hinüber,
die ebenso fröhlich znrückschmnnzelte, und sagte lächelnd mit seiner
bescheidensten harmlosesten Stimme: „Aber, liebe Freunde, warum
hätte ich mich denn nicht niit Fräulein Resi verloben sollen?! Bei
der glänzenden Mitgift. mit der Ihr sie ausgestattet habt!"
Entgöttert.
Irgendwo habe ich jüngst gelesen,
Onft - ein forscher hat es gezählt! -
Ruf je 160 Verse von voethe
5age und schreib': ein ljlalus entfallt.
Und nun wandle ich wie verloren
stuf der entgöttertcn Welt umher,
Venn, seitdem ich dies Hab' vernommen,
freut mich der ganze voethe nicht mehr!
o. c. w.
Eine H e n ch l e r i».
„Deine Frau wird immer wirtschaftlicher, sagst
Du?" — „Jawohl, jetzt will sie sogar auf einmal nähen
lernen, jetzt, wo's keinen Zwirn gibt!"
Der ahnungsvolle Diener.
„Seitdern die Zigarren so teuer geworden sind, fängt mein
Herr au, sie zu zählen — jetzt werden meine Tage wohl auch ge-
zählt sein!" _
Ein höflicher Fischhändler.
„So lange habe ieh Sie nicht mehr gesehen! Wie
frisch gnädiges Fräulein ansschauen — als ob Sie zehn
Jahre ans Eis gelegen hätten!"
3
t»
kurz und gut, er war noch nicht ein einziges Htal an den ominösen
Schuh getreten und hatte ihm sein Fünferl geopfert. Die anderen
Zerren lächelten darüber und machten angelegentlich Witze. Er
aber blieb still und standhaft und selbst die versteckten Blicke, die
hie und da von Fräulein Rests Pult zu ihm. in die andere Ecke
des großen Raumes fanden, vermochten nichts daran zu ändern.
Das ging so einige Wochen fort. Da trat unerwartet ein
merkwürdiges Ereignis ein.
Eines Morgens, zu einer Zeit, zu der man ihn sonst nie in
den äußeren Büros fand, erschien der Ehef unter seinem Personal,
machte ein vergnügtes Gesicht und sagte, indem er die Herren um
sich versammelte: „Ich muß Ihnen eine angenehme Mitteilung
machen, da die daran zunächst Beteiligten sie bisher nur an mich
gerichtet und mich ersucht haben, sie Ihnen selbst bekanntzugeben,
lferr Artur Müller und unsere geschätzte Mitarbeiterin Fräulein
Resi haben mir eröffnet, daß sie sich gestern abends verlobt hätten!"
Der Chef lächelte den beiden Genannten, die gesenkten Kopfes
und errötend je an ihrem Pulte standen, vergnüglich zu und ging
wieder in sein Zimmer.
Linen Augenblick herrschte starres Schweigen. Dann brach ein
Sturm der Entrüstung los, der sich natürlich in erster Linie gegen
Artur Müller wendete: „Ein solcher lseimtückerl Ein Mensch,
der es drei Fäuste dick hinter den Dhren hat! Der größte Spitz-
bube dieses Jahrhunderts I" .. . und ähnliche, mit Galgenhumor
gewürzte Bemerkungen Hagelten von allen Sejten auf das lfaupt
des Jünglings mit den Veilchenaugen, der den Kopf immer tiefer
senkte und eine weile schwieg, bis sich die erste Empörung aus-
getobt hatte.
Dann sah er auf, nickte schmunzelnd zu Fräulein Resi hinüber,
die ebenso fröhlich znrückschmnnzelte, und sagte lächelnd mit seiner
bescheidensten harmlosesten Stimme: „Aber, liebe Freunde, warum
hätte ich mich denn nicht niit Fräulein Resi verloben sollen?! Bei
der glänzenden Mitgift. mit der Ihr sie ausgestattet habt!"
Entgöttert.
Irgendwo habe ich jüngst gelesen,
Onft - ein forscher hat es gezählt! -
Ruf je 160 Verse von voethe
5age und schreib': ein ljlalus entfallt.
Und nun wandle ich wie verloren
stuf der entgöttertcn Welt umher,
Venn, seitdem ich dies Hab' vernommen,
freut mich der ganze voethe nicht mehr!
o. c. w.
Eine H e n ch l e r i».
„Deine Frau wird immer wirtschaftlicher, sagst
Du?" — „Jawohl, jetzt will sie sogar auf einmal nähen
lernen, jetzt, wo's keinen Zwirn gibt!"
Der ahnungsvolle Diener.
„Seitdern die Zigarren so teuer geworden sind, fängt mein
Herr au, sie zu zählen — jetzt werden meine Tage wohl auch ge-
zählt sein!" _
Ein höflicher Fischhändler.
„So lange habe ieh Sie nicht mehr gesehen! Wie
frisch gnädiges Fräulein ansschauen — als ob Sie zehn
Jahre ans Eis gelegen hätten!"
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Ein höflicher Fischhändler"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum (normiert)
1918 - 1918
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 149.1918, Nr. 3806, S. 3
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg