Ter Brillantring.
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singt Schiller von jenem wissensdurstigen Jüngling zu Sais,
der den Schleier des Götterbildes zu lüften wagte; und in
einer nicht viel besseren Verfassung ward auch unser Jüngling
gesunden, dessen Wissensdurst ihn freilich — auf eine etwas
modernere Basis, als die der Isis hingestreckt hatte. Der
Doktor sprach, nach vorgenommener Untersuchung des Patien-
ten, mancherlei von animalischem Magnetismus, von Meta-
physik und Elektricität, von Tellurisnius und Mesmerismus,
citirte dazwischen viele lehrreiche Stellen aus einschlägigen
Werken von Vergaste, Puysögur, Lavater, Eschenmayer und
Justinus Kerner, und begab sich alsdann auf sein Studier-
zimmer, um sich in vr. Kluge's „Versuch einer Darstellung
des animalischen Magnetismus als Heilmittel" bestimmteren
Rath über diesen „essus obliguus" zu erholen. „Ich bin
! betrogen! wir Alle sind betrogen und getäuscht, schmählich ge-
täuscht von einem Charlatan, von einem Glücksritter, von
einem ausgelernten, sattelfesten Gauner! — Mein Pferd!
mein gutes, armes, vortreffliches Pferd, — es ist zum Teufel,
und ich selber habe ihm's noch gesattelt!!" — schrie der
Inspektor, im Zimmer auf- und abrennend, mit einer Stimme,
die selbst einen magnetischen Schlummer auf die äußerste
Probe seiner Beharrlichkeit stellen konnte.
„Wo ist sein Gepäck? Wo sind seine Effekten?" raste er
weiter, mit erneutem Grimme; doch sein zornfunkelndes Auge
blitzte etwas minder furchtbar, als es in einer Fenster-Ecke
Abaddona's eleganten, umfangreichen Lederkoffer gewahrte.
„Aha! da ist sein Koffer! — aber offen?! — hm, in der
Eile hat er ihn wohl zu schließen vergessen! Da wollen wir
gleich sehen, ob keine wichtigen Papiere-1" Gesagt, ge-
than; der Koffer ward beaugenscheinigt; er war leer, so leer,
wie er einst aus den Händen des Taschners hervorgegangen
war! —
lFortsetzung folgt.)
Vormittagstheater am Carnevaldienstage in München.
„Ei, ei, Herr Gugelmaier, Sie gehen heut auch in's Theater, sonst sieht man Sie am Abend das ganze Jahr nicht!" —
„Ja Wissens, Verehrtester, das ist der einzige Tag im Jahr, wo ich in's Theater kann, denn auf den Abend hob' i'
mit'n Bier z' thun!"
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singt Schiller von jenem wissensdurstigen Jüngling zu Sais,
der den Schleier des Götterbildes zu lüften wagte; und in
einer nicht viel besseren Verfassung ward auch unser Jüngling
gesunden, dessen Wissensdurst ihn freilich — auf eine etwas
modernere Basis, als die der Isis hingestreckt hatte. Der
Doktor sprach, nach vorgenommener Untersuchung des Patien-
ten, mancherlei von animalischem Magnetismus, von Meta-
physik und Elektricität, von Tellurisnius und Mesmerismus,
citirte dazwischen viele lehrreiche Stellen aus einschlägigen
Werken von Vergaste, Puysögur, Lavater, Eschenmayer und
Justinus Kerner, und begab sich alsdann auf sein Studier-
zimmer, um sich in vr. Kluge's „Versuch einer Darstellung
des animalischen Magnetismus als Heilmittel" bestimmteren
Rath über diesen „essus obliguus" zu erholen. „Ich bin
! betrogen! wir Alle sind betrogen und getäuscht, schmählich ge-
täuscht von einem Charlatan, von einem Glücksritter, von
einem ausgelernten, sattelfesten Gauner! — Mein Pferd!
mein gutes, armes, vortreffliches Pferd, — es ist zum Teufel,
und ich selber habe ihm's noch gesattelt!!" — schrie der
Inspektor, im Zimmer auf- und abrennend, mit einer Stimme,
die selbst einen magnetischen Schlummer auf die äußerste
Probe seiner Beharrlichkeit stellen konnte.
„Wo ist sein Gepäck? Wo sind seine Effekten?" raste er
weiter, mit erneutem Grimme; doch sein zornfunkelndes Auge
blitzte etwas minder furchtbar, als es in einer Fenster-Ecke
Abaddona's eleganten, umfangreichen Lederkoffer gewahrte.
„Aha! da ist sein Koffer! — aber offen?! — hm, in der
Eile hat er ihn wohl zu schließen vergessen! Da wollen wir
gleich sehen, ob keine wichtigen Papiere-1" Gesagt, ge-
than; der Koffer ward beaugenscheinigt; er war leer, so leer,
wie er einst aus den Händen des Taschners hervorgegangen
war! —
lFortsetzung folgt.)
Vormittagstheater am Carnevaldienstage in München.
„Ei, ei, Herr Gugelmaier, Sie gehen heut auch in's Theater, sonst sieht man Sie am Abend das ganze Jahr nicht!" —
„Ja Wissens, Verehrtester, das ist der einzige Tag im Jahr, wo ich in's Theater kann, denn auf den Abend hob' i'
mit'n Bier z' thun!"
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Vormittagstheater am Carnevaldienstage in München"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 15.1852, Nr. 350, S. 108
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg