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Vielleicht kehrt uns im Herzen die Treue morgen ein.

Wo Nosen blüh'n und ranken, da sei gelebt, geliebt!

Heut' wollen wir noch danken, daß es gar viele gibt!"

Oer Barde senkt' die Leyer, zog traurig durch das Tor.

Oer Lärm der Maienfeier drang hinterdrein im Ehor.

Zur Stadt dort unter'm Hügel schritt still er niederwärts.

Am Brunnen lieh er Flügel dem Sang voll Zorn und Schmerz.
Oa kam aus Haus und Lädchen der Hörerinnen Haus.

Oie Frauen und die Mädchen führt' er zum Schloß hinauf.

Am Tore pocht' die Leyer mit schrillem Gaitenklang.

Verstummt war jäh die Feier, als auf die Pforte sprang.

Oer edle Gänger führte der Frauen Stolz und Huld.

So Fürst wie Hof verspürte die Klage und die Schuld.

Es schürzte sich zum Hohne kein übermütiger Mund.

Oer Herzog vor dem Throne mit starrem Blicke stund.

Oa sah er schöne Stirnen, von Unmut sanft erglüht,

Sah Wangen weiß wie Firnen und rot wie Apfelblllt',

Sah edle Augen leuchten und Lippen stolz und rein.

Nicht schönere Frauen beuchten ihm auf der Welt zu sein.

Und als der Zug inmitten des weiten planes war,

Oa kam zum Thron geschritten ein seltsam Frauenpaar.

Oie Hundertjährige führte ein Mädchen jung und lind.

Schwer trug's des Leides Bürde: Das Mägdelein war blind.

Es sprach in weißen Haaren die Greisin: „Edler Herr!
Ich Hab' das Glück erfahren wie Kein's auf Erden mehr.
Ich sah, vereint dom Gatten, der Lenze siebzig blüh'n -
Ein Leben ohne Schatten trotz harter Sorg' und Müh'n.

Und ehe mir der Gute, des Alters Opfer, sank,

Sprach er mit heit'rem Mute: „Nimm Deiner Treue Dank!
Ich Hab' in langem Leben das höchste Glück erreicht:

Wem Jrauentreu gegeben, dem ward die Erde leicht!""
D'rauf sprach in gold'nen Haaren das Mägdelein: „O Herr!
Auch ich Hab' Glück erfahren wie Kein's auf Erden mehr.
Wohl schritt er mir zur Seite nur eines Maien Flug -
Mein Liebster fiel im Streite, wo er die Fahne trug.

Doch in dem einen Maien ward Glück und Liebe mein,

Mich still daran zu freuen, mag's hundert Fahre sein.

An seiner Bahr' in Schmerzen Hab' ich mich blind geweint.
Doch preis' ich's tief im Herzen, daß mir kein Licht mehr scheint:
Will nicht in jungen Trieben mehr schauen Welt und Mai.

Sein Bild nur ist mir blieben - ihm bin ich ewig treu!"

Oa stieg der Fürst vom Throne und legte leis und lind
Oer Maienkönigin Krone auf's Haupt dem Mägdlein blind.

„O ir soll sie keiner streiten!" Go sprach er sanft dabei.

„Die Zierde aller Zeiten ist echte Frauentreu'!"

Wilhelm Herbert.

Die Neuigkei r.

„Du" sagt die Frau Inspektor beim Aaffeetrinken zu ihrem
Wann — „schau doch, daß Du vormittags irgendeine Neuigkeit
aufschnappst I Du weißt, heut' Hab' ich Kränzchen, wenn malt da
nicht irgendeine Neuigkeit mitbringt, ist man geliefert und gilt
mindestens acht Tage lang als dumme Gans!"

„Das ist leicht gesagt!" brummt er. „Line Neuigkeit! woher
nehmen und nicht stehlen!"

Da begegnet ihm der (puastlmeier, die größte Stadtfraubas und
der neugierigste wetz sch auf drei Stunden im Unikrcis. Dem In-
spektor kommt eine geniale Idee.

„Sie" — sagt er — „ich müßt' eine Neuigkeit — eitle Neuig-
keit, sag' ich Ihnen die wenn Sie wüßten!"

„was ist's denn?" ruft der Buastlmeier und tritt vor Un-
geduld von einem Fuß auf den andern, „was ist's denn? viel-
leicht, daß heut' nacht dem Dipplberger feine Frau davon ist niit
einem Lhauffeur vielmehr auf deutsch: Ulit einem Kraftwagen-
führer?!"

„Nein!" lächelt der Inspektor. „Das ist's nicht!"

„Bder" — rät der Buastlmeier geheimnisvoll — „daß die Kom-
miffärs-Lina, die Lange, Blonde, wissen Sie, ihrer dicksten Freundin,
der Meier-Pepi mit den Sommersprossen, den Bräutigam wegge-
schnappt hat, den glatzköpfigen Assessor?!"

„Nein!" lächelt der Inspektor noch geheimnisvoller. „Das
ist's auch nicht!"

„Oder" - flüstert der Buastlmeier und besinnt sich — „oder,
daß der ksintermühlberger, der alleweil so protzig getan hat, voll
Schulden steckt und gestern im Stiegenhaus einen Ulordsspektakel
gehabt hat mit der Metzgcrin wegen zwölf Mark siebenunddreißig
Pfennig — denken Sie sich, wegen zwölf Mark und siebenunddreißig
Pfennig!!"

„Nein!" schniunzelt der Inspektor. „Das ist's erst recht nicht!"

„Bder". . . . schreit der Buastlmeier ganz versessen und packt
itoch verschiedenes aus.

Aber der Inspektor schüttelt den Kopf, lächelt: „Ich sag's
Ihnen ein anderes Mal!" — empfiehlt sich und läßt grausam den
anderen hinten Nachrufen.

.... „Ja!" meint mittags die Frau Inspektor strahlend.
„kV oh er hast Du denn nur alle diese hochinteressanten Neuigkeiten?!
Das ist ja wunderbar, großartig, himmlisch!"

„Gelt?" lächelt er triumphierend. „Ja, wenn man so ein
Genie ist wie Dein Mann!"

Romanstil.

„Ach, der reizende Seidenmantel!" flötete sie. — „Unsinn!"
baßgcigtc er.

IN
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Der Frauen Hof"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

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Verschlagwortung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Vogel, Hermann
Entstehungsdatum (normiert)
1918 - 1918
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 150.1919, Nr. 3832, S. 10

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