Oio leene Vrima.
In grauem kraule gähnt dunkel ein kahler Raum.
lDondlicbt wirft Zitterkringel von [übrigem Schaum
Huf leere Bänke und Stühle.
Uergeffen am Boden liegt ein gefaltet Ca[d)entuch.
Ruf dem Katheder verlfaubt Stundenplan und Klaftenbuch —
Schreibfedern, ro[tzerfre[(en.
Und doch war einjt die Cuft (o heilten Lebens voll
Und junges Stimmengewirr wie plätfchernder Brunnen quoll
Und goldene Cräume (pannen.
Wo wie bunte Uögel herbes Knabenlachen (prang,
Zieh'n jetjt hochbein'ge Spinnen die Jaden (pannenlang
Und der fjolzwurm wühlt Gänge.
Auf (cbwarzer Cafel halbverwi[cht wie verwehte Melodie:
Duke et decorum est pro patria mori ....
Einer (chrieb’s beim Ausmartebieren.
Da war ein Lag, wo die Grde rauchte in Hot und Kampf —
Da war ein Lag, wo junge Bände lagen in heiftem Krampf,
Gin Uerlpruch auf flaumigen tippen:
„Und reifst uns jäh die Crommel hinaus zu Wall und Wehr,
Über’s (fahr foll führen die Stunde vereint uns wieder her,
Sei's im Leben, fei’s im Code!“
Und Jünglingsaugen flammten, die Lippen lachten dabei.
Pro patria mori! 6s klang wie jacher Jalkenfchrei,
In die Welle, die (ie verfcblug.
Dach Polen rief’s den Wilhelm, nach Frankreich hin den Gert,
Auf’s Meer den wilden Jürgen, den Beinz auf’s Ctirkenpferd . .
Zweimal zehn Beldenjungen!
Und der Krieg fchwoll an, verfchlang Monde und (fahr'.
6s fanken Betreu und Knechte und Jiirften und Scholar.
Ihr Blut trank fremde Grde. —
Zwölf Schläge rollten wie Kugeln im monderhcllten Raum.
Was raunet und was fliiftert noch halb im Schlaf und Lraurn
Und füllt gefpenftifch die Bänke?
Wie der Schwur fie einft gebunden, fo finden fie lieb zur Stell’.
Doch feltfam ift Wort und Gebärde beim nächtigen Appell:
Auf jedem Platt ein Schemen!
Sie fcbütteln die Schattenbände und lächeln (ich eigen an.
Des Primus Geifterftimme haucht: „6s fehlet uns kein Mann!
Getreu war einer dem andern.
Jiir's Uaterland zu ((erben, ift ehrenvoll und (üft!
Wenn meiner Mutter Cränen im Grab mich ruhen lieft',
Wie wollt' ich felig fchlafen!“
Bebt an der blonde Georg: „Balt’ eine Schweflet hold.
Sie trägt ein bär’nes Donnenkleid, schnitt ab der Baare Gold,
Lieft um mich Welt und Ciebften! . . .“
„Ich war des Banfes letttes Reis!“ der schlanke Richard sprach.
„Uerwaift ift meiner Almen Burg. Die leider liegen brach.
6s weint mein alter Uater.“
Beginnt der Srits, zu klagen: „Batt’ einft ein sanftes Mädchen lieb.
Die Kugel traf, eh' mein erwachend Blut ibr’s schrieb.
Dun ift ihr fremd mein Berze!" . . .
„Ich lieft nicht Gltern noch Liebste, nicht Beimat und nicht Baus.
Doch war mir Wonne das Leben, Musik des Sturmes Gebraus
Und Rausch einer Blume Blühen,
Wie liebt’ ich Iebener Rehe Lauf, der Schwalben Segelfahrt!
Wie liebt ich’ Weib und Mann und Greis, der Kinder fiifte Art!
Dicht schwer, für sie zu sterben!“ —
So sprach der Klaffe (jüngster... Aufflammt' der IDorgenfchein —
Und über Baus und Garten klang grell ein Babnenfcbrei’n
Und scheucht' den Spuk von binnen.
Doch raschelt auf den Creppen der Cotenbemde Saum.
Geweiht von hoher Stunde glüht auf der kahle Raum —
Und Dlärtyrerkronen schweben 1 0CTda 0.
Der rechte Beruf.
„Ihre Tochter hilft Ihnen Wohl schon tüchtig im Haushalt?"
- „Ach wo! Die bringt mich noch zur-Verzweiflung. Jin Haus-
halt ist bic absolut nicht zu gebrauchen. . . Die muß heiraten!"
Moderner Glückwunsch.
Ich wünsche Dir viel Glück uns Segen
Auf -einen Lebensmittelwegen. P. s.
Harter Verzicht.
„Mein Mann tr i irtt ni ch t, r a nch t u i ch t, spielt nicht..."
— „Ja, was »weht er bettet bann beit ganzen Tag?" „Den
ganzen Tag schimpft er, baß andere bas alles tun dürfen."
,,J’ möcht' gern a Gedicht häb'u zur Hochzeit für tnei'
Tochter aber scho' so oans, dös wo tun’ zu au Schlachtfest
und, nimm grab a hoher B'suach kommt, a brauch» kann!"
Eine Philosophiii.
„Nun, das ist recht, Betti, daß Sie sich wieder znm Bleiben
bei uns entschlossen haben!" „Nicht wahr, gnädige Iran? Ich
sag' mir nämlich, man ivechselt ja doch nur die Fehler seiner Herr
schäften."
Findig.
F r e in b e r (int Ausstellungs-
gebäude, nach langem Suchen):
„Endlich e i n Ans gang! Hier
steht ja: „Kein Ansgang!" . ."
I in K a f f c c () n n s.
„He, Kellner, dät soll eene
Portion Jefrornes sind? Die
Masse ist ja nicht einmal kuh-
warm!"
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In grauem kraule gähnt dunkel ein kahler Raum.
lDondlicbt wirft Zitterkringel von [übrigem Schaum
Huf leere Bänke und Stühle.
Uergeffen am Boden liegt ein gefaltet Ca[d)entuch.
Ruf dem Katheder verlfaubt Stundenplan und Klaftenbuch —
Schreibfedern, ro[tzerfre[(en.
Und doch war einjt die Cuft (o heilten Lebens voll
Und junges Stimmengewirr wie plätfchernder Brunnen quoll
Und goldene Cräume (pannen.
Wo wie bunte Uögel herbes Knabenlachen (prang,
Zieh'n jetjt hochbein'ge Spinnen die Jaden (pannenlang
Und der fjolzwurm wühlt Gänge.
Auf (cbwarzer Cafel halbverwi[cht wie verwehte Melodie:
Duke et decorum est pro patria mori ....
Einer (chrieb’s beim Ausmartebieren.
Da war ein Lag, wo die Grde rauchte in Hot und Kampf —
Da war ein Lag, wo junge Bände lagen in heiftem Krampf,
Gin Uerlpruch auf flaumigen tippen:
„Und reifst uns jäh die Crommel hinaus zu Wall und Wehr,
Über’s (fahr foll führen die Stunde vereint uns wieder her,
Sei's im Leben, fei’s im Code!“
Und Jünglingsaugen flammten, die Lippen lachten dabei.
Pro patria mori! 6s klang wie jacher Jalkenfchrei,
In die Welle, die (ie verfcblug.
Dach Polen rief’s den Wilhelm, nach Frankreich hin den Gert,
Auf’s Meer den wilden Jürgen, den Beinz auf’s Ctirkenpferd . .
Zweimal zehn Beldenjungen!
Und der Krieg fchwoll an, verfchlang Monde und (fahr'.
6s fanken Betreu und Knechte und Jiirften und Scholar.
Ihr Blut trank fremde Grde. —
Zwölf Schläge rollten wie Kugeln im monderhcllten Raum.
Was raunet und was fliiftert noch halb im Schlaf und Lraurn
Und füllt gefpenftifch die Bänke?
Wie der Schwur fie einft gebunden, fo finden fie lieb zur Stell’.
Doch feltfam ift Wort und Gebärde beim nächtigen Appell:
Auf jedem Platt ein Schemen!
Sie fcbütteln die Schattenbände und lächeln (ich eigen an.
Des Primus Geifterftimme haucht: „6s fehlet uns kein Mann!
Getreu war einer dem andern.
Jiir's Uaterland zu ((erben, ift ehrenvoll und (üft!
Wenn meiner Mutter Cränen im Grab mich ruhen lieft',
Wie wollt' ich felig fchlafen!“
Bebt an der blonde Georg: „Balt’ eine Schweflet hold.
Sie trägt ein bär’nes Donnenkleid, schnitt ab der Baare Gold,
Lieft um mich Welt und Ciebften! . . .“
„Ich war des Banfes letttes Reis!“ der schlanke Richard sprach.
„Uerwaift ift meiner Almen Burg. Die leider liegen brach.
6s weint mein alter Uater.“
Beginnt der Srits, zu klagen: „Batt’ einft ein sanftes Mädchen lieb.
Die Kugel traf, eh' mein erwachend Blut ibr’s schrieb.
Dun ift ihr fremd mein Berze!" . . .
„Ich lieft nicht Gltern noch Liebste, nicht Beimat und nicht Baus.
Doch war mir Wonne das Leben, Musik des Sturmes Gebraus
Und Rausch einer Blume Blühen,
Wie liebt’ ich Iebener Rehe Lauf, der Schwalben Segelfahrt!
Wie liebt ich’ Weib und Mann und Greis, der Kinder fiifte Art!
Dicht schwer, für sie zu sterben!“ —
So sprach der Klaffe (jüngster... Aufflammt' der IDorgenfchein —
Und über Baus und Garten klang grell ein Babnenfcbrei’n
Und scheucht' den Spuk von binnen.
Doch raschelt auf den Creppen der Cotenbemde Saum.
Geweiht von hoher Stunde glüht auf der kahle Raum —
Und Dlärtyrerkronen schweben 1 0CTda 0.
Der rechte Beruf.
„Ihre Tochter hilft Ihnen Wohl schon tüchtig im Haushalt?"
- „Ach wo! Die bringt mich noch zur-Verzweiflung. Jin Haus-
halt ist bic absolut nicht zu gebrauchen. . . Die muß heiraten!"
Moderner Glückwunsch.
Ich wünsche Dir viel Glück uns Segen
Auf -einen Lebensmittelwegen. P. s.
Harter Verzicht.
„Mein Mann tr i irtt ni ch t, r a nch t u i ch t, spielt nicht..."
— „Ja, was »weht er bettet bann beit ganzen Tag?" „Den
ganzen Tag schimpft er, baß andere bas alles tun dürfen."
,,J’ möcht' gern a Gedicht häb'u zur Hochzeit für tnei'
Tochter aber scho' so oans, dös wo tun’ zu au Schlachtfest
und, nimm grab a hoher B'suach kommt, a brauch» kann!"
Eine Philosophiii.
„Nun, das ist recht, Betti, daß Sie sich wieder znm Bleiben
bei uns entschlossen haben!" „Nicht wahr, gnädige Iran? Ich
sag' mir nämlich, man ivechselt ja doch nur die Fehler seiner Herr
schäften."
Findig.
F r e in b e r (int Ausstellungs-
gebäude, nach langem Suchen):
„Endlich e i n Ans gang! Hier
steht ja: „Kein Ansgang!" . ."
I in K a f f c c () n n s.
„He, Kellner, dät soll eene
Portion Jefrornes sind? Die
Masse ist ja nicht einmal kuh-
warm!"
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"I' möcht' gern a Gedicht hab'n zur Hochzeit für mei' Tochter"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Objektbeschreibung
Verschlagwortung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1918
Entstehungsdatum (normiert)
1913 - 1923
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 150.1919, Nr. 3834, S. 29
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg