D er Haken.
Mn der Tafel seines Gasthofes ißt tagtäglich auch der Wirt,
ein Junggeselle, mit. Neben ihm sitzt eine schöne junge Dame, in
die sämtliche Herren verliebt sind und in dieser ihrer Verliebtheit
vergessen, zuzulaugen.
Das bemerkt ein neben dem Wirt sitzender Neuzugereister und
sagt zn ihru: „Die Dame ist der reine Profit für Sie — die
Herren verzichten ja bei ihrem Anblick fast auf jede Speise." —
„Ja" —seufzt der Wirt — „das ist richtig: Ich brauche nur das
Drittel an Speisen; aber . . . was ich beklage, ist, daß sic auch
aufs Trinken vergessen — den» daran wird bedeutend
mehr verdient." sii. M.
Klage des Jung gesellen.
„Erst Hab' ich Zucker und Spiritus gehabt und keinen Tee —
dann Tee und Spiritus, aber keinen Zucker und jetzt Hab' ich
Tee und Zucker, aber wieder keinen Spiritus."
Der bräunliche Schimmel.
r^M-itter Kaspar bräunlich war sein Schimmel —
Sprengte in dem ersten Frühgewimmel
Über'» Markt durch Rüben, Kraut und Kohl.
Plötzlich hielt er an bei einer Ecke,
Lob sich in dem Sattel mit Gestrecke
Und sprach zu sich selber laut: „Jawohl!"
Vor des Goldschmieds Laus im Rabengäßl
Lehnte träumend ein Burgunderfäßl,
Dem ein süßer Duft voin Spunde stieg.
Ritter Kaspar — bräunlich war sein Schimmel
Seufzte dreimal tief und schwer zum Himmel,
Trat ins Haus drauf, wo noch alles schwieg.
Meister Veit saß schon am Tisch, wie üblich,
Schmiedete ein Ringlein fein und lieblich
Und rief: „Ei, potz Wetter, Ritter, Ihr?!"
Ritter Kaspar bräunlich war sein Schimmel —
Sprach: „Ihr wißt, ich mach' nicht viel Gebimmel.
Gebt Rvsaura, Eure Tochter, mir!"
Vor Erstaunen sagte Veit: „Potz Hagel!"
Schlug statt auf den Ring sich auf den Nagel
Und pfiff leise mit der Finger zwei.
Ritter Kaspar — bräunlich war sein Schinnnel
Schnaufte >vie im dicksten Schlachtgetümmel.
Denn Rosaura schwebte da herbei.
„Der Herr Ritter" sprach ihr Vater schmunzelnd
„Freit Dich". Doch sie seufzte stirnerunzelnd:
„Niemals! Einem andern schlägt mein Herz."
Ritter Kaspar bräunlich war sein Schimmel
Schrie: „Potz Majoran, Spinat und Kümmel!
Treibt mit meiner Liebe keine» Scherz!
Diesen andern drauf mein Wort verbürg' ich
Massakrier' ich, vierteil' ich, erwürg' ich.
Wo wer ist er? Ha, er zeige sich!"
Ritter Kaspar bräunlich war sei» Schimmel
Schnaubte wutentbrannt: „Herbei, Du Lümmel!
Wage mit mir Zwiekampf, Hieb und Stich!"
Da trat in die Türe schlank ein feiner
Goldschmiedwerksgesell. Es war so einer,
Dem ein Bürgermädl gerne gut.
Ritter Kaspar bräunlich war sein Schimmel
Ries: „Du Pavian! Mach' jetzt kein Gefimmel!
Raus den Spieß! Mich dürstet es nach Blut!"
Doch der Werkgesell, ein Schalk, ein frecher,
Nahm vom Simse eine» güldnen Becher,
Füllte schnell ihn mit Burgunderwein.
200
Mn der Tafel seines Gasthofes ißt tagtäglich auch der Wirt,
ein Junggeselle, mit. Neben ihm sitzt eine schöne junge Dame, in
die sämtliche Herren verliebt sind und in dieser ihrer Verliebtheit
vergessen, zuzulaugen.
Das bemerkt ein neben dem Wirt sitzender Neuzugereister und
sagt zn ihru: „Die Dame ist der reine Profit für Sie — die
Herren verzichten ja bei ihrem Anblick fast auf jede Speise." —
„Ja" —seufzt der Wirt — „das ist richtig: Ich brauche nur das
Drittel an Speisen; aber . . . was ich beklage, ist, daß sic auch
aufs Trinken vergessen — den» daran wird bedeutend
mehr verdient." sii. M.
Klage des Jung gesellen.
„Erst Hab' ich Zucker und Spiritus gehabt und keinen Tee —
dann Tee und Spiritus, aber keinen Zucker und jetzt Hab' ich
Tee und Zucker, aber wieder keinen Spiritus."
Der bräunliche Schimmel.
r^M-itter Kaspar bräunlich war sein Schimmel —
Sprengte in dem ersten Frühgewimmel
Über'» Markt durch Rüben, Kraut und Kohl.
Plötzlich hielt er an bei einer Ecke,
Lob sich in dem Sattel mit Gestrecke
Und sprach zu sich selber laut: „Jawohl!"
Vor des Goldschmieds Laus im Rabengäßl
Lehnte träumend ein Burgunderfäßl,
Dem ein süßer Duft voin Spunde stieg.
Ritter Kaspar — bräunlich war sein Schimmel
Seufzte dreimal tief und schwer zum Himmel,
Trat ins Haus drauf, wo noch alles schwieg.
Meister Veit saß schon am Tisch, wie üblich,
Schmiedete ein Ringlein fein und lieblich
Und rief: „Ei, potz Wetter, Ritter, Ihr?!"
Ritter Kaspar bräunlich war sein Schimmel —
Sprach: „Ihr wißt, ich mach' nicht viel Gebimmel.
Gebt Rvsaura, Eure Tochter, mir!"
Vor Erstaunen sagte Veit: „Potz Hagel!"
Schlug statt auf den Ring sich auf den Nagel
Und pfiff leise mit der Finger zwei.
Ritter Kaspar — bräunlich war sein Schinnnel
Schnaufte >vie im dicksten Schlachtgetümmel.
Denn Rosaura schwebte da herbei.
„Der Herr Ritter" sprach ihr Vater schmunzelnd
„Freit Dich". Doch sie seufzte stirnerunzelnd:
„Niemals! Einem andern schlägt mein Herz."
Ritter Kaspar bräunlich war sein Schimmel
Schrie: „Potz Majoran, Spinat und Kümmel!
Treibt mit meiner Liebe keine» Scherz!
Diesen andern drauf mein Wort verbürg' ich
Massakrier' ich, vierteil' ich, erwürg' ich.
Wo wer ist er? Ha, er zeige sich!"
Ritter Kaspar bräunlich war sei» Schimmel
Schnaubte wutentbrannt: „Herbei, Du Lümmel!
Wage mit mir Zwiekampf, Hieb und Stich!"
Da trat in die Türe schlank ein feiner
Goldschmiedwerksgesell. Es war so einer,
Dem ein Bürgermädl gerne gut.
Ritter Kaspar bräunlich war sein Schimmel
Ries: „Du Pavian! Mach' jetzt kein Gefimmel!
Raus den Spieß! Mich dürstet es nach Blut!"
Doch der Werkgesell, ein Schalk, ein frecher,
Nahm vom Simse eine» güldnen Becher,
Füllte schnell ihn mit Burgunderwein.
200
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der bräunliche Schimmel"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Objektbeschreibung
Verschlagwortung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1918
Entstehungsdatum (normiert)
1913 - 1923
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 150.1919, Nr. 3852, S. 206
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg