Kritik.
Mein Tischläufer.
„Nun, Kathi, wie hat cs Ihnen im Theater gefallen?" — „O, schön war's:
Eine war dabei, die hat in jedem Akt ein paarmal die Kleider g'wcchselt — mir im
vierten Akt hat s' ein nnd dasselbe ang'habt — da is ihr der Dampf ans'gnngen!"
<YV\te eine Krankheit schleppt' ich Liesen
Läufer
2n Badeorten hoffnungslos herum.
Längst kannte jenen platten Stichehäufer
2n meiner Hand schon jeder Heilquellsäufer,
Saß wie ein Derwisch ich an ihm mich
krumm.
Doch lief er nie — er kroch wie eine
Schnecke,
Bon Jahr zu Jahr vom 2uli bis August.
Kam er wohl jeinals zum ersehnten Zwecke?
Wenn er von einer bis zur andern Ecke
Hinquälte sich im Staube unbewußt?
Wie wunderlich hat sich sein Los gewendet!
Nicht prunkt er hingestreckt beim Bacchanal.
Kein Rotweintropfen wird an ihn ver-
schwendet.
Infolge Bauniwollmangel halb ver-
endet,
Mehrt er des Weltgeschehens Gpferzahl.
Emma Aosenfelö.
Galgenhumor.
Buchhalter (zum Chef, der von einer
kleinen Reife heimkehrt): „Herr Krause, es
sind scchsuudzwanzig Geschäftsbriefe angc-
kommen — und Zwillinge." — „Himmel,
ist das heut' ein starker Einlauf!"
Widerspruch.
„Ich möchte mir eine Gciuäldesaminlnng
anlegen. Was soll ich wählen — antike
oder moderne Meister?" — „Nehmen Sie
antike! Denn antike sind jetzt m o -
d c r n !"
Immer im Geschäft.
Sie: „Haben wir eigentlich schon Vollmond?" —
Er: „Nein, erst fünfundsiebzig Prozent."
Schein und Sein.
Ein Baum sprach einst zu seinem Bild im Teich:
„Du hast nicht Blatt — du hast nicht Stamm und Zweig.
Dein ganzes Wesen ist nur Trug und List.
Du scheinest überhaupt nur, was du bist."
Das Spiegelbild sprach darauf ohne Groll:
„Wenn ich dir ehrlich etwas sagen soll,
2m Sein erblick' ich nicht Verdienst noch Kunst.
Der holde Schein nur bringt des Volkes Gunst.
Und ewig wahr bleibt jetzt wie einst:
Zur deine Mitwelt bist du, was du scheinst."
Lin Mensch, der just vorbei des Weges kam,
Die Weisheit sich zur guten Lehre nahm,
Befolgte sie und hat's bis heut'
Noch nicht ein einzig Mal bereut.
Walther Appell.
Lakonisch.
„Woaßt D', Sepp, ivaun ma' 's Leben so betracht't. ." — „Schau
halt weg!"
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Mein Tischläufer.
„Nun, Kathi, wie hat cs Ihnen im Theater gefallen?" — „O, schön war's:
Eine war dabei, die hat in jedem Akt ein paarmal die Kleider g'wcchselt — mir im
vierten Akt hat s' ein nnd dasselbe ang'habt — da is ihr der Dampf ans'gnngen!"
<YV\te eine Krankheit schleppt' ich Liesen
Läufer
2n Badeorten hoffnungslos herum.
Längst kannte jenen platten Stichehäufer
2n meiner Hand schon jeder Heilquellsäufer,
Saß wie ein Derwisch ich an ihm mich
krumm.
Doch lief er nie — er kroch wie eine
Schnecke,
Bon Jahr zu Jahr vom 2uli bis August.
Kam er wohl jeinals zum ersehnten Zwecke?
Wenn er von einer bis zur andern Ecke
Hinquälte sich im Staube unbewußt?
Wie wunderlich hat sich sein Los gewendet!
Nicht prunkt er hingestreckt beim Bacchanal.
Kein Rotweintropfen wird an ihn ver-
schwendet.
Infolge Bauniwollmangel halb ver-
endet,
Mehrt er des Weltgeschehens Gpferzahl.
Emma Aosenfelö.
Galgenhumor.
Buchhalter (zum Chef, der von einer
kleinen Reife heimkehrt): „Herr Krause, es
sind scchsuudzwanzig Geschäftsbriefe angc-
kommen — und Zwillinge." — „Himmel,
ist das heut' ein starker Einlauf!"
Widerspruch.
„Ich möchte mir eine Gciuäldesaminlnng
anlegen. Was soll ich wählen — antike
oder moderne Meister?" — „Nehmen Sie
antike! Denn antike sind jetzt m o -
d c r n !"
Immer im Geschäft.
Sie: „Haben wir eigentlich schon Vollmond?" —
Er: „Nein, erst fünfundsiebzig Prozent."
Schein und Sein.
Ein Baum sprach einst zu seinem Bild im Teich:
„Du hast nicht Blatt — du hast nicht Stamm und Zweig.
Dein ganzes Wesen ist nur Trug und List.
Du scheinest überhaupt nur, was du bist."
Das Spiegelbild sprach darauf ohne Groll:
„Wenn ich dir ehrlich etwas sagen soll,
2m Sein erblick' ich nicht Verdienst noch Kunst.
Der holde Schein nur bringt des Volkes Gunst.
Und ewig wahr bleibt jetzt wie einst:
Zur deine Mitwelt bist du, was du scheinst."
Lin Mensch, der just vorbei des Weges kam,
Die Weisheit sich zur guten Lehre nahm,
Befolgte sie und hat's bis heut'
Noch nicht ein einzig Mal bereut.
Walther Appell.
Lakonisch.
„Woaßt D', Sepp, ivaun ma' 's Leben so betracht't. ." — „Schau
halt weg!"
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Kritik" "Lakonisch"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Objektbeschreibung
Verschlagwortung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1918
Entstehungsdatum (normiert)
1913 - 1923
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 150.1919, Nr. 3855, S. 239
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg