„Was Sie für eine» kleinen Mund haben, Frnnlein Gretchcn!
Einfach großartig!"
Ja ja!
Ein alter Dichter geht über den
Trödelmarkt und sieht in einer Bücher-
kiste feine Jngendgedichte. „Empörend"
— sagt er — „so verlassen muß man
seine Mnsenkinder wieder finden!"
— Da sieht er auf und erkennt in
der bejahrten Tändlerin seine einstige
Flamme. „Bitte" — lächelt sie melan-
cholisch — „cs ist ja ihre Mutter
dabei!"
Parabel.
Die Nase sprach einst zu den Augen:
„Ls fällt mir wahrhaftig nicht ein,
Eure Brille noch länger zu tragen.
Soll ich stets euer Packesel sein?"
„Gut! Weg damit!" sagten die Augen.
„Doch wenn dir was zustoßen sollt',
So mußt du zum Tröste dir sagen,
Daß du selbst es nicht anders gewollt."
Ls taten nun ohne die Brille
Sich jene natürlich sehr schwer
Und boten für sichere Führung
Nicht mehr die geringste Gewähr.
So stieß denn auch richtig die Nase,
Noch eh' eine Woche verrann,
Auf einmal im Dunkel erbärmlich
An einem Laternenpfahl an.
Doch als sie sich tüchtig zerschunden,
Da wurde sie plötzlich gescheit
Und erklärte zum Tragen der Brille
Mit Freuden sich wieder bereit.
Menenius Agrippa.
S ch n b c ii,z c i t.
„Mutti, Mutti, es wird Frühling:
Ans dem Sofa sitzen schon kleine
Schmetterlinge!"
Kühl.
„Ich mvcht' Dir empfehlen die Hela
— die wird jeden Tag hübscher!" —
„Sv? Da Ivart' ich noch c'Jahr!"
r wandelte in Frühlingsträumen.
Die Morgensonne sprühte
Und lockte einen Schwarm von Reimen
Aus jeder Knosp' und Blüte.
Beinahe.
Ums Frühstück balgten sich die Finken,
Indes die Tauben girrten.
Der Lauscher stand mit Augenzwinken,
Weil Verse ihn umschwirrten.
Schon rührte wachsendes Frohlocken
Die Saiten seiner Seele.
Da scheuchten ihn zum Pult die Glocken —
Dort malt er Strafbefehle.
Wie schade, daß er abgehalten: Und denen, die Befehle galten,
Er hätte was gedichtet — Die hätten gern verzichtet. »rampus.
250
Einfach großartig!"
Ja ja!
Ein alter Dichter geht über den
Trödelmarkt und sieht in einer Bücher-
kiste feine Jngendgedichte. „Empörend"
— sagt er — „so verlassen muß man
seine Mnsenkinder wieder finden!"
— Da sieht er auf und erkennt in
der bejahrten Tändlerin seine einstige
Flamme. „Bitte" — lächelt sie melan-
cholisch — „cs ist ja ihre Mutter
dabei!"
Parabel.
Die Nase sprach einst zu den Augen:
„Ls fällt mir wahrhaftig nicht ein,
Eure Brille noch länger zu tragen.
Soll ich stets euer Packesel sein?"
„Gut! Weg damit!" sagten die Augen.
„Doch wenn dir was zustoßen sollt',
So mußt du zum Tröste dir sagen,
Daß du selbst es nicht anders gewollt."
Ls taten nun ohne die Brille
Sich jene natürlich sehr schwer
Und boten für sichere Führung
Nicht mehr die geringste Gewähr.
So stieß denn auch richtig die Nase,
Noch eh' eine Woche verrann,
Auf einmal im Dunkel erbärmlich
An einem Laternenpfahl an.
Doch als sie sich tüchtig zerschunden,
Da wurde sie plötzlich gescheit
Und erklärte zum Tragen der Brille
Mit Freuden sich wieder bereit.
Menenius Agrippa.
S ch n b c ii,z c i t.
„Mutti, Mutti, es wird Frühling:
Ans dem Sofa sitzen schon kleine
Schmetterlinge!"
Kühl.
„Ich mvcht' Dir empfehlen die Hela
— die wird jeden Tag hübscher!" —
„Sv? Da Ivart' ich noch c'Jahr!"
r wandelte in Frühlingsträumen.
Die Morgensonne sprühte
Und lockte einen Schwarm von Reimen
Aus jeder Knosp' und Blüte.
Beinahe.
Ums Frühstück balgten sich die Finken,
Indes die Tauben girrten.
Der Lauscher stand mit Augenzwinken,
Weil Verse ihn umschwirrten.
Schon rührte wachsendes Frohlocken
Die Saiten seiner Seele.
Da scheuchten ihn zum Pult die Glocken —
Dort malt er Strafbefehle.
Wie schade, daß er abgehalten: Und denen, die Befehle galten,
Er hätte was gedichtet — Die hätten gern verzichtet. »rampus.
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Was Sie für einen kleinen Mund haben, Fräulein Gretchen!"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1918
Entstehungsdatum (normiert)
1913 - 1923
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 150.1919, Nr. 3856, S. 250
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg