Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
und von ihrem Liebsten träumte — sie bekam
eine leise Witterung, wer der Fremde sein
könnte, und steckte ihm heimlich zu deni Wasser
ein Fläschchen wein und zu dem Brot ein
Stück Geräuchertes zu, so daß ihm das welt-
fremde Herz weich wurde und er sie an-
blinzelte mit einem mondverträuniten Lächeln,
darüber ihr die Seele aufging. „Sagt doch"
— nickte sie ihm zu — „sagt doch Seiner Gnaden dem Herrn
Landrichter, wer Ihr seidl" — „Aber ich hab's ihm ja schon ge-
sagt I" seufzte er unbeholfen. „Ich kann's ihn: doch nicht anders
sagen: Der Mann iin Mond bin ich halt und bleib's und werd'
nichts anderes in alle Ewigkeit!"

Traurig schüttelte sie da das Köpfchen über seine Halsstarrig-
keit und berichtete abends die seltsame Runde dem jungen Schul-
meister im Fliederbusch, ihrem Schatz, der heimlich Gedichte und

Lieder auf sie sang.

Der aber nahm
die Sache gar ernsthaft
auf, schaute nach dem
Himmel und meinte
überzeugt: „Evniarei,
Trautliebste mein, wa-
rum sollt' er denn
nicht der Mann sein
im Mond?! Schau
nur einmal hinauf:
Scheint ja keiner. Da
hat der Mann Ferien,
hat sein Ränzel ge-
packt und sich die
Welt angucken wol-

Boden rinne». „Ja, ja!" nickten die Bürger. „Das war ein
ganz Geriebener!"

Man suchte, fahndete und forschte.

Niemand aber
entdeckte ihn. Nur
dieEvmarei draußen
im Fliederbusch und
der junge Schul-
meister sahen ihn
droben sitzen im voll-
mond, behaglich sein
Pfeifchen rauchend
und zu ihnen her-

len. Merkst Du das
nicht?!"

Halb verstand sie's,
halb auch nicht — je-
denfalls aber benutz-
ten sie das mondlose
Stündchen zu heim-
licher Zwiesprach, in
die nur die Nachtigall
dreinschluchzte und hin
und wieder ein schla-
fender Frosch einen
stillen, stillen Seufzer
quakte.

Einige Zeit nach-

unterlächelnd, wobei
er ihr für den wein
und das Fleisch vor
die Füße einen Schef-
fel silberner Mond-
gulden schüttelte, die
noch viel blanker
waren wie die nigel-
nagelneuesten Kro-
nentaler. . . .

Wilhelm Herbert.

Hohe Stufe.

„Hat Ihre Tochter denn schon eine gewisse Berühmtheit
als Sängerin erlangt?" — „Die? Was meinen Sie wohl — die
wird nächstens sogar schon kontraktbrüchig."

Vielleicht.

„Ein merkwürdig trockener Mensch, unser neuer Kollege!" —
„Allerdings! Der ist wahrscheinlich mit Trockenmilch aufgezogen
worden."

^lnbUdungen.

«Mit bilde ich mir ein

Um Abend, wenn die Dämmerung sinkt,
Du sistest jefit

hinter dem kleinen ro[enumrankten Fenster
in deinem $cl)aukel(tuble
Und deine schlanken Hände hielten
Gin schmales zierliches Büchlein:

„weine Uer(e“ ...

ich bilde mir ein:

Eben haben deine Singer darin geblättert;

Dun ruhst du vom Lesen,

Und während leis die Dämmerung sinkt,

Gleiten deine Augen

Cräunierilcb über die Blüten des Badens,

Und in deiner Seele schwingen und weben noch
Die Cöne und Bilder meiner Lieder.

Her fiel dem Herrn Landrichter der sonderbare Kauz wieder ein
und sein gutes Herz warf ihm vor, daß er den schon so lang bei
Wasser und Brot hatte sitzen lassen. Da rasselten die Schlüssel und
der Delinquent sollte vorgeführt werden, obwohl er sich selber noch
nicht gemeldet hatte.

wie aber der Arrestwärter die Zelle aufschloß, war der Vogel
ausgeflogen und Tür und Angel so unversehrt, daß dem alten
Schwartenmeier die Haare zu Berg liefen.

Ein großes verwundern und Staunen ging im Städtchen um.
Auf hellem Marktplatz standen die Leute beieinander und der
Bräuschenk ließ vor Grausen das Bier statt in den Krug auf den

Olt auch bilde ich mir ei»,

Ulenn ich an deinem Barten vorübergebe
Und du (fehlt wie eine Blume unter Blumen
Und nickst mir lächelnd deinen Brust zu —

Oder du neigst dich

Aus dem kleinen rosenumsponnene» Fenster,

Mir eine Bose brechend,

Die du mir zuwirtst —

Du liebtest wiest...

Aber das bilde ich mir nur ein.

Rauns Otto Rotckcr.

4
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Der Mann im Mond"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Vogel, Hermann
Entstehungsdatum
um 1919
Entstehungsdatum (normiert)
1914 - 1924
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 151.1919, Nr. 3858, S. 4

Beziehungen

Erschließung

Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg
 
Annotationen