Ober Wurzeln fiolpernd, fallend,
DornzerrifTen, beulig, fchrundig,
In ein Wefpennelt geratend,
Bis er endlich ganz verzweifelt
Stier und wirr zufammenbrach . . .
Da Itand Daphne Itrafend vor ihm —
Und mit dickgelch wollener Nafe
Bat er flehend: „O, verzeih mir!
Nie mehr brech' ich Dir die Treue.
Dein für immer, füße Daphne!
Hof der Kuckuck diefen „Kuckuck!" . . ."
Gnädig, hoheitsvoll, doch heimlich
Sehr vergnügt verzieh ihm Daphne . . .
Aber Chloe fehl ich lieft heiler,
Wütend heimwärts. „Hätt' ich" — dacht' fic —
„Diefen Efel fangen wollen,
Mußte ich — jetzt merk' ich's — heller
Anltatr „Ku de uck!". . . „y=ah!" (ihrei'n !"
\V. Herbert.
Bci Apothekers.
„Wer hat denn das Fenster cingcivorscn?" — „Dein Nach-
barn Hofmamt seine Buben!" — „So, so! Tiefe Hofmanns-
Tropfcn wieder!"
Neugierig.
„Heut' gibt's das erste Gericht von dein Ochsen, den wir ge-
schlachtet haben — eine delikate Ochsenschwanzsuppe!" — „Warum
langt Ihr denn gerade vo>n hinten an?"
Vom Regen i» die Traufe.
Junggeselle: -„Unerhört! Für ein Hemd verlangt die
Wäscherin jetzt eine Mark!" — „Da kann ich Ihnen nur raten,
'schnellstens zu heiraten." - „Ja freilich! Damit ich dann zwei
Mark zu zahlen hält'!"
Das Letzte.
,^5u den Dingen, die von der Neuzeit zu Ehren gebracht worden
sind, gehört entschieden auch das Zündholz. Solange es
massenhaft vertreten und ohne weiteres zu haben ivar, galt es
verhältnismäßig wenig.
Jetzt kommt es vor, daß zeitweise eine förmliche Zündholznot
herrscht, die auch schon Zündholzhamsterer hervorgebracht hat.
Das sind Fragen, die besonders einen leidenschaftlichen Raucher,
wenigstens vorübergehend, aus dem Gleichgewicht bringen können.
Theobald war ein solcher leidenschaftlicher Raucher. Seine
Pfeife stand mit ihm auf und ging mit ihm zu Bett. Er war
ohne sie unglücklich, gedankenlos, zerstreut, arbeitsunfähig, krank.
Heute hatte er einen weiten Marsch vor sich, der ihn mindestens
drei Stunden durch eine völlig unwirtsame Gegend führte. Er
durfte nicht damit rechnen, daß ihm dort jemand anderer begegnete
als etwa ein Hase, der ihm über den weg lief, oder ein altes
Weib, das einen Reisighaufen schleppte.
wie er eine halbe Stunde marschiert war, ging ihm die Pfeife
aus. Sie war leergebrannt. Er klopfte die Asche an einem Ailo-
meterstein fort und ging daran, ein neues Pfeiferl in Brand zu
setzen. — Dabei griff er unwillkürlich in die Tasche und prüfte
seinen Zündholzvorrat.
Mit Entsetzen gewahrte er, was ihm vorher unbegreiflicher-
weise nicht ausgefallen war: Er hatte nur noch ein einziges
Zündholz. — Ein einziges Zündholz und zehn Kilometer Weges
vor sich — was da; bedeutet?! wer seinen Schmerz kennt, ver-
steht ihn zu würdigen.
Daß dieser Schatz mit aller Vorsicht gehandhabt werden mußte,
war natürlich. Erst ging er zweihundert Meter weit bis in den
tiefsten Wald, dann noch fünfzig Schritte in ein unentwirrbares
Dickicht. Dort belauerte er den wind und wartete, bis sich kein
Farnkrautblättchen niehr bewegte. Jetzt nahm er zu aller Sicher-
heit auch noch den Hut ab, rief die vierzehn Nothelfer an. beugte
den Kopf tief in den Hut hinein und strich mit größter Achtsamkeit
an. Gott sei Dank, das Zündholz brannte — es brannte aus-
gezeichnet — und er sah, wie er es in die Pfeife senkte, daß er
vor lauter Gewissenhaftigkeit diese zu füllen vergessen
hatte . . .
O diese Kinder.
„Sv, das ist brav von Dir, mein Junge, das; Dn mir
die rechte Hand gibst. Das hat Dir gewiß Dein Mütterchen
beigebracht!" — „Och nee, aber in der linken —
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DornzerrifTen, beulig, fchrundig,
In ein Wefpennelt geratend,
Bis er endlich ganz verzweifelt
Stier und wirr zufammenbrach . . .
Da Itand Daphne Itrafend vor ihm —
Und mit dickgelch wollener Nafe
Bat er flehend: „O, verzeih mir!
Nie mehr brech' ich Dir die Treue.
Dein für immer, füße Daphne!
Hof der Kuckuck diefen „Kuckuck!" . . ."
Gnädig, hoheitsvoll, doch heimlich
Sehr vergnügt verzieh ihm Daphne . . .
Aber Chloe fehl ich lieft heiler,
Wütend heimwärts. „Hätt' ich" — dacht' fic —
„Diefen Efel fangen wollen,
Mußte ich — jetzt merk' ich's — heller
Anltatr „Ku de uck!". . . „y=ah!" (ihrei'n !"
\V. Herbert.
Bci Apothekers.
„Wer hat denn das Fenster cingcivorscn?" — „Dein Nach-
barn Hofmamt seine Buben!" — „So, so! Tiefe Hofmanns-
Tropfcn wieder!"
Neugierig.
„Heut' gibt's das erste Gericht von dein Ochsen, den wir ge-
schlachtet haben — eine delikate Ochsenschwanzsuppe!" — „Warum
langt Ihr denn gerade vo>n hinten an?"
Vom Regen i» die Traufe.
Junggeselle: -„Unerhört! Für ein Hemd verlangt die
Wäscherin jetzt eine Mark!" — „Da kann ich Ihnen nur raten,
'schnellstens zu heiraten." - „Ja freilich! Damit ich dann zwei
Mark zu zahlen hält'!"
Das Letzte.
,^5u den Dingen, die von der Neuzeit zu Ehren gebracht worden
sind, gehört entschieden auch das Zündholz. Solange es
massenhaft vertreten und ohne weiteres zu haben ivar, galt es
verhältnismäßig wenig.
Jetzt kommt es vor, daß zeitweise eine förmliche Zündholznot
herrscht, die auch schon Zündholzhamsterer hervorgebracht hat.
Das sind Fragen, die besonders einen leidenschaftlichen Raucher,
wenigstens vorübergehend, aus dem Gleichgewicht bringen können.
Theobald war ein solcher leidenschaftlicher Raucher. Seine
Pfeife stand mit ihm auf und ging mit ihm zu Bett. Er war
ohne sie unglücklich, gedankenlos, zerstreut, arbeitsunfähig, krank.
Heute hatte er einen weiten Marsch vor sich, der ihn mindestens
drei Stunden durch eine völlig unwirtsame Gegend führte. Er
durfte nicht damit rechnen, daß ihm dort jemand anderer begegnete
als etwa ein Hase, der ihm über den weg lief, oder ein altes
Weib, das einen Reisighaufen schleppte.
wie er eine halbe Stunde marschiert war, ging ihm die Pfeife
aus. Sie war leergebrannt. Er klopfte die Asche an einem Ailo-
meterstein fort und ging daran, ein neues Pfeiferl in Brand zu
setzen. — Dabei griff er unwillkürlich in die Tasche und prüfte
seinen Zündholzvorrat.
Mit Entsetzen gewahrte er, was ihm vorher unbegreiflicher-
weise nicht ausgefallen war: Er hatte nur noch ein einziges
Zündholz. — Ein einziges Zündholz und zehn Kilometer Weges
vor sich — was da; bedeutet?! wer seinen Schmerz kennt, ver-
steht ihn zu würdigen.
Daß dieser Schatz mit aller Vorsicht gehandhabt werden mußte,
war natürlich. Erst ging er zweihundert Meter weit bis in den
tiefsten Wald, dann noch fünfzig Schritte in ein unentwirrbares
Dickicht. Dort belauerte er den wind und wartete, bis sich kein
Farnkrautblättchen niehr bewegte. Jetzt nahm er zu aller Sicher-
heit auch noch den Hut ab, rief die vierzehn Nothelfer an. beugte
den Kopf tief in den Hut hinein und strich mit größter Achtsamkeit
an. Gott sei Dank, das Zündholz brannte — es brannte aus-
gezeichnet — und er sah, wie er es in die Pfeife senkte, daß er
vor lauter Gewissenhaftigkeit diese zu füllen vergessen
hatte . . .
O diese Kinder.
„Sv, das ist brav von Dir, mein Junge, das; Dn mir
die rechte Hand gibst. Das hat Dir gewiß Dein Mütterchen
beigebracht!" — „Och nee, aber in der linken —
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Kuckuck" "O diese Kinder"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1919
Entstehungsdatum (normiert)
1914 - 1924
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 151.1919, Nr. 3859, S. 17
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg