Miingst (aß ich in der Straßenbahn.
W Kein Platj war rings mehr frei.
Da stieg noch am IDarienpIah
Lin hübsches Dämchen bei.
Ein junger fant war neben mir.
Doch fiel es ihm nicht ein,
Daß er als „Ritter“ feinen $ib
Der Dame räumte ein.
So stand denn ich mißbilligend auf —
Ich, der gereifte Mann,
Und bot galant dem bübfcßen Kind
Im Eck mein Plätzchen an.
Infall.
Sie nickte kurz mir „Danke" zu
Und nahm den Plabfaufcb vor.
Doch meiner treu, was (ah ich da
Kurz hinter m Ifartor?
Der kecke Migling neben ihr
Sprach an die holde Maid —
Und [ic wies ihn nicht ab — o nein,
Sie gab ihm auch Befdjeid.
Jim Gafteig lachte fie ihm zu.
Mich traf kein Blick am Jlur.
Jluf dieser fahrt zum Ottbahnhof
Gab ich mir einen Schwur.
n. Koltd).
Das Schicksal.
(Ein Drama.)
Personen: Er. — Sie. — Es.
Er: „Hast Du die Eule schreien hören
nach Mitternacht?"
Sie: „Ja — und der Wasserhahn
krächzte schaurig, als ich die Pfanne füllte."
Er: „Welche Pfanne?"
Sie (dumpf): „Die Kaffeepfanne."
Er (düster): „Tie Kaffeepfanne, sagst
Du?"
Sie (mit Hohn): „Die Kaffeepfanne,
sage ich."
Er (gewaltig): „Es war kein Kaffee."
Sie (schreit wild ans): „Ha! Wagst Du
es wirklich?"
Er (furchtbar entschlossen): „Ich wage
es — endlich!"
Sie (erschüttert): „Endlich?"
Er: „Du weißt es, daß ich es endlich
wagen mußte!"
Sie (schaudernd): „Ich wußte es -
lange — lange! Aber was war es?"
Er: „Dotschenbrüh'l"
Sie (leidenschaftlich): „Nein! Nein!"
Er (starren Blickes): „Was dann?"
Sie (mit heiserem Flüstern): „Das
Schicksal!" •
Er: „Ha! Das —"
Sie (mitGrabesstimme): „Das Schick
fall"
Er: „Wann?"
Sie: „Jetzt!"
Er: „Wo?"
Sie: „Dort!"
Er: „Wie?"
Sie: „So!"
Es (klopft an der Türe).
Sie: „Hörst Du?"
Er: „Ja!"
Sie (fürchterlich): „Sv sprich es aus!"
Er (grauenvoll entsetzt): „Herein!"
Es (tritt ein).
Sie: „Ha!"
Er: „Ha!"
Es: „Ich bin es!"
Sie: „Es ist es!"
Er: „Da hast es!"
Er ersticht sich, dann Sie, dann Es, dann
den Vorhang.
Sämtliche fallen.
Zum Gedächtnis.
Das Geburtshaus eines Dichters muß
wegen Baufälligkeit abgerisseu werden. Um
das Andenken des Berühmten der Nachwelt
zu erhalten, läßt der Magistrat auf dem
Schutthaufen folgende Tafel ausstellen:
„In diesem ehemaligen Hause wurde
der Dichter Alois Stistlein geboren."
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W Kein Platj war rings mehr frei.
Da stieg noch am IDarienpIah
Lin hübsches Dämchen bei.
Ein junger fant war neben mir.
Doch fiel es ihm nicht ein,
Daß er als „Ritter“ feinen $ib
Der Dame räumte ein.
So stand denn ich mißbilligend auf —
Ich, der gereifte Mann,
Und bot galant dem bübfcßen Kind
Im Eck mein Plätzchen an.
Infall.
Sie nickte kurz mir „Danke" zu
Und nahm den Plabfaufcb vor.
Doch meiner treu, was (ah ich da
Kurz hinter m Ifartor?
Der kecke Migling neben ihr
Sprach an die holde Maid —
Und [ic wies ihn nicht ab — o nein,
Sie gab ihm auch Befdjeid.
Jim Gafteig lachte fie ihm zu.
Mich traf kein Blick am Jlur.
Jluf dieser fahrt zum Ottbahnhof
Gab ich mir einen Schwur.
n. Koltd).
Das Schicksal.
(Ein Drama.)
Personen: Er. — Sie. — Es.
Er: „Hast Du die Eule schreien hören
nach Mitternacht?"
Sie: „Ja — und der Wasserhahn
krächzte schaurig, als ich die Pfanne füllte."
Er: „Welche Pfanne?"
Sie (dumpf): „Die Kaffeepfanne."
Er (düster): „Tie Kaffeepfanne, sagst
Du?"
Sie (mit Hohn): „Die Kaffeepfanne,
sage ich."
Er (gewaltig): „Es war kein Kaffee."
Sie (schreit wild ans): „Ha! Wagst Du
es wirklich?"
Er (furchtbar entschlossen): „Ich wage
es — endlich!"
Sie (erschüttert): „Endlich?"
Er: „Du weißt es, daß ich es endlich
wagen mußte!"
Sie (schaudernd): „Ich wußte es -
lange — lange! Aber was war es?"
Er: „Dotschenbrüh'l"
Sie (leidenschaftlich): „Nein! Nein!"
Er (starren Blickes): „Was dann?"
Sie (mit heiserem Flüstern): „Das
Schicksal!" •
Er: „Ha! Das —"
Sie (mitGrabesstimme): „Das Schick
fall"
Er: „Wann?"
Sie: „Jetzt!"
Er: „Wo?"
Sie: „Dort!"
Er: „Wie?"
Sie: „So!"
Es (klopft an der Türe).
Sie: „Hörst Du?"
Er: „Ja!"
Sie (fürchterlich): „Sv sprich es aus!"
Er (grauenvoll entsetzt): „Herein!"
Es (tritt ein).
Sie: „Ha!"
Er: „Ha!"
Es: „Ich bin es!"
Sie: „Es ist es!"
Er: „Da hast es!"
Er ersticht sich, dann Sie, dann Es, dann
den Vorhang.
Sämtliche fallen.
Zum Gedächtnis.
Das Geburtshaus eines Dichters muß
wegen Baufälligkeit abgerisseu werden. Um
das Andenken des Berühmten der Nachwelt
zu erhalten, läßt der Magistrat auf dem
Schutthaufen folgende Tafel ausstellen:
„In diesem ehemaligen Hause wurde
der Dichter Alois Stistlein geboren."
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der betrogene Gauner"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1919
Entstehungsdatum (normiert)
1914 - 1924
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 151.1919, Nr. 3860, S. 28
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg